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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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niederrheinisch-westfälischen, und wenige Familien abgerechnet, die, wie die Reckes, die Reuß, die Lestocqs, ihm einen unbedingten und gern dargebrachten Respekt abnötigten, richtete sich der Stachel seiner Satire so ziemlich gegen alles, was damals »die Gesellschaft« ausmachte. Und ich fürchte, mit Fug und Recht. Einige Zitate mögen auch nach dieser Seite hin seine Schreibeweise charakterisieren.
    »In Berlin hab ich gestern den General von Köhler gesprochen. Er ist wohl und vergnügt und tut eine Mahlzeit für zwei. Jedenfalls macht er den Eindruck, als ob er seine Pension noch auf lange hin zu genießen wünsche.«
    »Gestern war denn auch der Kammergerichtsrat Roitsch hier. Er gefiel mir in seinen Ansichten ganz gut, erschien mir aber in dem beständigen Ajustieren seines Haars und seiner Halskrause von seiner Figur etwas eingenommen.«
    »In diesen Tagen hab ich einen Major von Schuckmann , der ein Landwehrbataillon kommandiert, bei mir gehabt. Er ist ein Bruder des Geheimen Staatsrats gleichen Namens und eine wahre Karikatur: kurz, dick, ängstlich, stets in Verfassung einzuschlafen und äußerst dämlich.«
    »Etwas Sonderbareres als die Todesanzeige, die mir der Freiherr von Loë nach dem Ableben seiner Frau zugeschickt hat, hab ich lange nicht in Händen gehabt. Der Druck der Annonce (fast in Mönchsschrift) ist absurde, der Inhalt noch absurder. Die Titulaturen passen nur auf die Eitelkeit dieses Herrn und stellen ein Machwerk her, wie man’s in unsern Zeiten nicht mehr erwarten sollte. Vielleicht hat Herr Geheimrat Focke auch so ein Unding bekommen. Befrag ihn doch, mit bestem Gruß von mir, ob man darauf antworten müsse? Sagt er ›ja‹, so könnt ich vielleicht anfangen: Le Sieur de Hertefeld, ni Sénateur, ni Comte, ni Chevalier, ni Grand Croix, a vu avec douleur etc.«
    »Eine Geschichte, die hier viel Aufsehen macht, ist folgende. Du weißt, daß die Kosaken den westfälischen Gesandten, Herrn von Linden , aufgefangen und unter den Papieren desselben eine bedenkliche politische Korrespondenz der Töchter des Ministers von der Goltz mit ebendiesem von Linden gefunden haben. Die Gräfin von Lüttichau (so heißt, glaub ich, eine der Töchter) soll die schuldigste sein. Der Linden ist hier als ein äußerst schlechter Mensch bekannt, als ein Spieler, der das Falschspielen verstand. Und der böse Geist muß unsereinen plagen, mit solchem Mann in Verbindung zu stehen!«
    »Es heißt, Graf H… sei noch auf seinem Gute bei Magdeburg. Böse Zungen ergänzen, er sei dorthin gegangen, um seine Tochter an einen Franzosen zu verheiraten, der längere Zeit auf seinem Gut in Quartier gelegen hat. Ich mocht es anfänglich nicht glauben, obgleich in der Tat nichts verloren wäre, wenn diese Stärke, durch diesen Zwischenfall veranlaßt, ganz nach Paris verzöge.«
    »J…….tz gibt sich ein Ridikül durch seine Forstbereisungen. In der Neumark ist er (ebenso wie hier) durch die großen Forsten recte hindurchgefahren und hat eigentlich nichts gesehen. Ein vernünftiger Mann aus der dortigen Gegend schrieb mir: ›Herr von J. geniert sich nicht, 3000 Taler Gehalt zu nehmen, um im Galopp durch die Wälder zu fahren, mit Pferden, die er nicht bezahlt.‹ Schon in Ostpreußen lachten sie ihn wegen seiner Domainen-Bereisungen aus, die auch im Galopp geschahen.«
    »Alles, was von Untersuchungen gegen einzelne Minister gefabelt wird, ist nicht wahr. Der Hofmarschall interessiert in der ganzen Angelegenheit am meisten und hängt in eigentümlicher Weise mit der Erneuerung des Meublements im Charlottenburger Schlosse zusammen. Ist übrigens jetzt applaniert. Hinter die Wahrheit kommt man nie .«
    »Die Geschichte mit dem Hofmarschall , von der ich Dir neulich schrieb, ist nun wirklich beigelegt. Wenigstens befindet er sich nach wie vor bei Hofe. Seitens des Königs war ihm aufgegeben worden, einen Teil des Charlottenburger Schlosses neu zu meublieren und die alten Mobilien unter die Dienerschaft zu verteilen. Da hat er sich nun als ›Dienerschaft‹ mitgerechnet und, wie man sagt, das Beste für sich genommen.«
    »Daß Du den Carolather Herrn so langweilig gefunden hast, überrascht mich nicht. Dieses liegt im Geschlecht.«
    »Es scheint fast, als ob der Großkanzler auf die Faulenzer und Unrechtlichen Jagd machen werde, denn über die Schlaffheit seines Vorgängers läßt er sich aus. Alles wäre gut wenn er nur nicht die Frau hätte, die die schlechten Manieren einer Dame de la Halle mit der Anmaßung einer

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