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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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russo-preußischen Geschmack, also den, die Menschen in eine Wespe zu verwandeln, aufgefaßt. Ich denke einige der besten dieser Karikaturen mitzubringen.
     
    Paris , den 13. September 1815
    Mein Aufenthalt hier hat sich gegen meinen Willen verzögert. Jetzt aber, wo das Geld angekommen ist, gedenk ich übermorgen, den 15., abzureisen. Aus und von Paris kann ich wenig Erfreuliches schreiben. Vor ein paar Tagen entstand im Palais Royal ein Streit zwischen französischen und alliierten Offizieren und Soldaten. Von seiten der Franzosen ließen sich hauptsächlich Schmähungen und Drohungen auf Preußen hören, obgleich der Zank eigentlich zwischen Engländern und Franzosen entsprungen war. Überhaupt ist der Haß der Franzosen gegen die Preußen aufs höchste gestiegen; Beleidigungen, die von seiten der Engländer, Russen und Österreicher ausgehen, werden diesen nicht angerechnet und auf die Preußen geschoben. Überhaupt scheint Preußen dem Schicksale, » gehaßt zu werden «, nicht entgehen zu können. Doch darüber mündlich mehr.
     
    Mit diesen Zeilen vom 13. September schließen die fünfzehner Kriegs- und Reisebriefe.
    Zu Beginn des Oktobers war Karl von H. abermals in Berlin und nahm, wie das Jahr zuvor, seine sprach- und naturwissenschaftlichen Studien wieder auf. Aber auch diesmal oft unterbrochen, weil die mit jedem Tage mehr zutage tretende Schwäche des Vaters ihn allwöchentlich nach Liebenberg rief. Endlich, am 3. April 1816, erlag der Alte seiner langwierigen und schmerzhaften Krankheit, und der erst einundzwanzig Jahr alte Sohn übernahm die Güter. Ob selbständig oder zunächst noch unter Vormundschaft, erseh ich nicht mit Bestimmtheit aus den schriftlichen Überlieferungen.
    Diese werden überhaupt jetzt ärmer und kärglicher und gestatten uns, sein Leben nur noch in den Hauptzügen zu verfolgen. Ich gebe daraus das Wichtigste.
    Der große Besitz, der ihm zugefallen war, vergrößerte sich noch. 1819 starb der »tolle Vetter von Häsen«, 1830 »Onkel Wylich«, und die Hinterlassenschaften beider ließen seine rheinischen und märkischen Güterkomplexe nicht unerheblich anwachsen.
    Auch sein Barvermögen wuchs. Am 18. Juni 1821 (Jahrestag der Schlacht bei Belle-Alliance) erfolgte seine Vermählung mit Emilie Henriette Louise Mollard , einer reichen Erbin. Prediger Wilmsen von der Parochialkirche traute das junge Paar.
    Einige Jahre später wurde K. von H., unter dem Titel »Ritterschaftsrat«, eines der leitenden Mitglieder des mittelmärkischen Kreditinstituts und fungierte 1839 als Vorsitzender bei der Versammlung der Deutschen Land- und Forstwirte zu Potsdam.
    In noch voller Manneskraft traf ihn die Revolution von 1848, deren Prinzipien er, trotzdem er einem gemäßigten Liberalismus zuneigte, von Anfang an bekämpfte. Nicht nur war er der ersten einer, die, durch Beisteuerung bedeutender Mittel, die »Kreuzzeitung« ins Leben riefen, er schuf auch sieben Jahre später (1855) die »Berliner Revue«, die die seitdem immer einflußreicher gewordene Lehre proklamierte: »daß die sozialen Institutionen die politischen erzeugen und beherrschen«. 1863 trat er von der »Revue« zurück und beteiligte sich, von ebendieser Zeit an, an der Herausgabe der »Jahrbücher für Gesellschafts- und Staatswissenschaften«, deren Entwickelung und Gedeihen er bis zuletzt mit besonderem Interesse verfolgte.
    Diese seine publizistische Tätigkeit aber sekundierte nur seiner parlamentarischen . Er war von 1849 bis 52 Mitglied der Ersten, von 1852 bis 61 Mitglied der Zweiten Kammer und wurde 1864 oder
1865 in
das Herrenhaus berufen, an dessen Sitzungen er bis zu seinem Tode teilnahm.
    In vorstehendem hab ich kurz einige Daten gegeben.
    Überblick ich, auf diese gestützt, die Gesamtheit seines Lebens, so teilt es sich in zwei scharf geschiedene Hälften: in eine sportsmännisch-landwirtschaftliche bis 1848 und in eine politisch-parlamentarische nach 1848. Über beide Hälften ein paar Worte noch, auf die Gefahr hin, ein oder das andere zu wiederholen.
    Von Hertefeld hatte schon im Sommer 1814, wie sich seinen aus London mitgeteilten Briefen unschwer entnehmen läßt, eine Vorliebe für England gefaßt und trat, als er zwei Jahre später die Güter übernahm, in intime, durch sein ganzes Leben hin fortgeführte Beziehungen zu diesem Lande. Was ihn anzog, ist im einzelnen nicht zu spezifizieren, in allem erschien es ihm vorbildlich. Er sah in England nichts, gleichviel ob es ein Großes oder Kleines, ein Materielles

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