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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Regimenter vor uns waren.
    Im ganzen genommen hat die Gefahr keinen großen Eindruck auf mich gemacht und ist geringer, als ich geglaubt habe. Wir sind am stärksten mit vorgewesen, und doch hat unsre Schwadron nur zweiunddreißig tote und verwundete Pferde und Menschen.
    Seit dem Schlachttage sind wir, ohne weiteres Gefecht, bis hierher (St. Germain bei Guise) vorgerückt. Die Franzosen laufen, wo wir hinkommen. Bei Laon aber sollen sie sich ernstlich widersetzt haben. Gestern war ich auf Feldwacht. Die Einwohner kamen aus Guise heraus und sagten uns, die Tore seien offen. Wir ritten nun vor, ohne zu bedenken, daß ein festes Schloß neben der Stadt gelegen ist. Ein Glück, daß die Franzosen friedlich gesinnt waren, sonst hätte man uns unangenehm begrüßen können. So wurd eine Zeitlang unterhandelt, bis wir schließlich mit langer Nase abziehen mußten. Die längste aber kriegte der Offizier, der uns geführt hatte.
     
    Rambouillet , den 12. Juli 1815
    Verzeih, daß ich so spät erst wieder schreibe. Aber obschon wir seit dem 18. v. M. immer nur unbedeutende Gefechte gehabt haben, so hatten wir doch beständig die Vorposten. Unser Marsch ging bei Compiègne vorbei nach Creil an der Oise, wo wir zunächst die Brücke forcierten und dann über Senlis weiter vorrückten. Den zweiten Tag nach dem Übergang über die Oise kamen wir Paris so nahe, daß wir deutlich die vergoldete Kuppel der Invaliden und das Pantheon unterscheiden konnten. Wir hungerten sehr, und es wurde mir schwer, mir die gut besetzte Tafel im Palais Royal aus dem Gedächtnis zu bringen. In einem Nachtmarsche ging es dann bis vor St. Germain en Laye, dessen Seinebrücke durch zwei uns begleitende Infanteriebataillone genommen wurde. Der Tag darauf war der Unglückstag, an dem sich die brandenburgischen und pommerschen Husaren in Versailles überfallen sahen und so schwere Verluste hatten. In Versailles, wo wir bald danach einrückten, um den Rücken der Armee zu decken, empfingen wir die Nachricht von der Kapitulation von Paris und dem abgeschlossenen Waffenstillstand. Vorgestern sind wir hier in Rambouillet eingetroffen und in die königlichen Ställe einquartiert worden. Zum ersten Male wieder, nach langer Zeit, durften wir absatteln.
    Indem ich dies schreibe, kommt Marschbefehl. Einige sagen, es ginge nach Chartres.
    Mit Jochen Schulz bin ich außerordentlich zufrieden; ich glaube schwerlich, daß ich einen besseren Menschen hätte finden können.
     
    Blois , den 13. August 1815
    Über Château Reynaud sind wir hierher marschiert. Die Franzosen stehen in der Vorstadt, am anderen Ufer der Loire, und wir verkehren mit ihnen. Am Geburtstage des Königs, 3. August gaben unsere Offiziere eine große Fete, zu der auch die französischen Stabsoffiziere geladen wurden. Sonst leben wir hier langweilig und bringen die Zeit mit Paraden und Exerzieren hin. Mit Jochen Schulz, der sich sehr wohl befindet, hin ich nach wie vor zufrieden. Die Schlacht hat er nicht mitgemacht, weil sein Pferd gedrückt war, infolgedessen er bei der Bagage zurückbleiben mußte. Bei Creil holte er mich wieder ein, fand aber keine Gelegenheit mehr zu Heldentaten.
     
    Paris , den 25. August 1815
    Mit dem unaussprechlichsten Vergnügen benachrichtige ich Dich, daß ich durch verschiedene Zufälle nach Paris gekommen bin. Hier wandt ich mich sofort an den Grafen Anton Stollberg, und Prinz Wilhelm war so gnädig, mir den Urlaub, um den ich bat, ohne weiteres zu bewilligen. Ich bin also jetzt frei und hoffe noch vor dem 1. Oktober in Liebenberg zu sein. Jochen Schulz hab ich leider nicht losmachen können; er muß beim Regimente bleiben, bis alle Freiwilligen entlassen werden.
    Hier in Paris ist jetzt alles viel ruhiger als im vorigen Jahre. Aus der Gemälde- beziehungsweise Antikengalerie sind schon viele Stücke weggenommen und eingepackt worden, besonders unsrerseits. Mir tut es leid, daß man die herrliche Sammlung zerstückelt. Es sind halbe Maßregeln. Wollte man diese Schätze den Franzosen nicht lassen, so mußte man alles fortschaffen und es an irgendeinem andern zweckmäßigen Orte aufstellen. So schadet es nur der Kunst und bringt uns keinen Vorteil.
    Es scheint fast, als ob den Parisern das Recht, über ihre Sieger zu lachen, nicht genommen werden kann. Unter dem Titel »Costumes des armées des alliés en 1814« verkaufen sie die leider nur zu passenden Karikaturen russischer, preußischer und englischer Offiziere. Vorzüglich schön haben sie den

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