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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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gebeugt ein König,
    Aber es wendete sich das Schuldblatt…
    Wohl ist die Langmut Tugend der Könige,
    Doch, wo das Maß voll, hebe der Fürst den Arm,
    Und sinkt sein Glücksstern, bleibt der Ruhm ihm
    Eines erhabenen Unterganges.
    Du aber, Herr, mögst unter den Glücklichen,
    Mögst Deines Volks heilbringender Führer sein;
    Doch – bei der Größe Deiner Ahnen –
    Fasse den flatternden Zaum, sei König !
    Es sind das, in der Humboldts- wie in der Königsode, Strophen, die sich wohl neben den besten seines Meisters und Vorbildes behaupten können.
    Ganz besonders beanlagt war er für das höhere Gelegenheitsgedicht, also für jene feineren und weit jenseits von »Polterabend« und »Hochzeit« liegenden Extrafälle, wo’s einen Mann von politischer oder künstlerischer Bedeutung zu feiern galt. Er war sich – übrigens immer humorvoll und nie bedrücklich für etwaige Konkurrenten – über dies sein virtuoses Können auch vollkommen klar und vor allem darüber, daß, wenn ich solcher Feier beiwohnte, wenigstens einer da war, der ihn herzlich und ehrlich bewunderte. Wie viele Male, daß er, wenn wir beim Tafelumgang anstießen, mir leise zuflüsterte: »‘s hat’s keiner so recht verstanden; aber du hast.« Unter »verstehen« verstand er »würdigen, eingehen auf jede kleine Form- oder Gedankenfinesse«. Zu dem vielen, was ich ihm verdanke – ich habe z.B. auch Briefschreiben von ihm gelernt – , gehört sicherlich das leidlich gute Sichabfinden mit dem Gelegenheitsgedicht. Es ist das eine ganz eigene Kunst. Die meisten denken: »Wenn gelacht wird, dann ist es gut«, aber diesen Erfolg erreichen, heißt doch nur im Vorhof des Tempels stehn.
    Eins dieser Lepelschen Gelegenheitsgedichte geb’ ich hier. Es stammt aus dem Herbst 1854, als Menzels berühmtes »Hochkirch-Bild«, natürlich sehr verspätet, auf der Kunstausstellung erschien . Es machte sofort Sensation, und die Künstlerschaft oder vielleicht auch unser »Rütli«, eine intime Abzweigung des Tunnel, veranstaltete eine Feier. Lepel übernahm den Toast und las das Folgende:
    Menzels Überfall bei Hochkirch
    Das nennt man einen Überfall
    Von neuester Bekanntschaft!
    Aufschrecken Porträt und Pferdestall,
    Das Genre und die Landschaft!
    »Wir glaubten,« rufen sie bestürzt,
    »Wir herrschten hier ganz alleine,
    Die Ehre blieb uns unverkürzt,
    Und ein anderer kriegte keine!
    Wir glaubten, das Historische sei
    Diesmal nur schwach vertreten,
    Verfallen sei es dem Geschrei
    Der kritischen Trompeten;
    Wir hingen an unsern Nägeln in Ruh’,
    Vom Vorsaal bis zum Ende –
    Da kommt auf einmal noch was dazu,
    Es wackeln die alten Wände!
    Da kommt voll Glut, tief, schaurig, wild,
    Von mächtigem Geist getragen,
    Ein wirkliches historisches Bild
    Was soll man dazu sagen!«
    Sie rufen’s und erblassen dabei:
    Die Genrebilder weinen,
    Die Pferdebilder werden scheu,
    Die nicht militärfromm scheinen.
    Die Marine hält dem Sturm nicht Stand,
    Das Meer kocht auf wie Brühe,
    Und die schönen Kühe im farbigen Brand,
    Sie kalben alle zu frühe!
    Da hebt vor diesem lärmenden Chor
    Sich auf dem historischen Bilde
    Der König hoch im Sattel empor.
    Laut ruft er ernst und milde:
    »Daß ich hier keinen Hasen seh’!
    Ihr bleibt, nach unserm Satze,
    Dem alten Suum cuique,
    Ein jeder auf seinem Platze!
    An Malern fehlt’s nicht, wie ich seh’,
    Ihr habt hier jedes den seinen:
    Landschaft und Genre und Porträt –
    Und ich – ich habe den meinen!«
    Das soll mal einer ihm nachmachen! Da können die »Jüngsten« nicht gegen an.
    Die Jahre, wo Lepel seine »Lieder aus Rom« schrieb, bildeten seine glücklichste Zeit. Es war von 1844 bis 46. Winter 46 auf 47 nahm er wieder Urlaub – man gab ihn ihm gern, denn man war in seinem Regimente »Franz« stolz auf ihn – und ging, einer Einladung folgend, zum dritten Male nach Rom. Er hing ganz ungemein an Italien und würde, seiner Natur nach, seine Begeisterung für Land und Volk unter allen Umständen betätigt haben; es muß aber doch auch gesagt werden, daß die Dinge, von Jugend auf, dadurch ganz besonders glücklich für ihn lagen, daß er durch die Verhältnisse zum Rom-Enthusiasten geradezu herangezogen wurde. Das kam so. Lepels Onkel, älterer Bruder seines Vaters, war der General von Lepel, der den Prinzen Heinrich von Preußen bei seiner schon in den zwanziger Jahren oder noch früher erfolgten Übersiedlung nach Italien von Berlin aus begleitet hatte. Dieser Prinz Heinrich von Preußen , den niemand so

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