Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Birnen.
    »Was gibt’s zum Mittagessen?«
    »Anscheinend alles, was ihr wollt – solange es Fisch ist.« Das würde erklären, warum der Panathenäenweg so voller Fischköpfe, Fischinnereien, Krebsscheren, Krabbenschalen und Tintenfisch lag.
    Aulus bat uns, nicht mehr über Essen zu reden.
    Wir richteten ihn auf, stellten ihn verspätet denjenigen vor, die ihn noch nicht kannten, und teilten ihm dann unsere verschiedenen Entdeckungen über die Morde mit. Aulus konnte uns nichts über Marcella Caesia berichten und hatte zu dem, was wir über Valeria Ventidia herausgefunden hatten, wenig hinzuzufügen. Aber er konnte uns mehr von Turcianus Opimus, dem Kranken, erzählen, da er den Mann kennengelernt hatte.
    »Er war schwerkrank. Es war entsetzlich. Er wurde von innen aufgefressen.«
    »Du glaubst also, dass er tatsächlich eines natürlichen Todes gestorben ist?«, fragte Helena.
    »Ich weiß es.«
    »Du warst mit der Gruppe in Epidauros«, warf ich ein.
    Aulus schaute verlegen. »Die anderen klagten ständig über ihre Wehwehchen und Schmerzen«, nörgelte er. »Sie haben sich alle in Traumzellen unterbringen lassen, und als sie am nächsten Morgen herauskamen, gab es ein Riesentheater, weil Marinus von einem Hund gebissen worden war. Niemand schien bewusst zu sein, dass ihr bisschen Rheumatismus und selbst ein paar entzündete Hundebisse nichts waren im Vergleich zu dem, was Turcianus durchmachen musste.«
    »Und?« Helena, die ihren Bruder gut kannte, beobachtete ihn genau.
    »Na ja, Turcianus tat mir einfach leid. Er bemühte sich so sehr, eine fröhliche Fassade aufrechtzuerhalten. Er wollte keine Belastung sein. Aber er muss es bedauert haben, jemals auf diese letzte Reise gegangen zu sein, wo er solche Schmerzen hatte. Alles für sich zu behalten muss ihn zumindest einsam gemacht haben.«
    »Und?«
    »Nachdem die Heilkundigen ihn untersucht hatten, gaben sie mir den Wink, dass er kurz vor dem Sterben war. Keiner meldete sich freiwillig, und so blieb ich die ganze Nacht an seinem Bett sitzen. Niemand hat ihm etwas angetan. Ich war bei ihm, als er starb.«
    Aulus verstummte. Er war etwa siebenundzwanzig. Als Senatorensohn hatte er in mancher Hinsicht ein behütetes Leben geführt. Er dürfte Großeltern und Sklaven der Familie verloren haben, vielleicht ein oder zwei Männer, während er Tribun in der Armee war. In Rom hatte er einst eine blutige Leiche in einem Heiligtum gefunden. Aber niemand war bisher direkt vor seinen Augen gestorben.
    Helena legte ihre Arme um ihn. »Turcianus lag im Sterben, allein und fern von zu Hause. Bestimmt wusste er, dass du da warst. Du musst den alten Mann beruhigt haben. Aulus, du bist gut und freundlich.«
    Gaius und Cornelius rutschten bei diesem sentimentalen Ausbruch unbehaglich herum. Ich sah, dass selbst Albia auf ihre skeptische Art die Augenbrauen hob. Sie hatte ein kumpelhaftes Verhältnis zu Aulus und ihn sicherlich nie als Philanthropen betrachtet. Wir alle neigten dazu, in ihm einen kalten Fisch zu sehen. Ich zumindest war erschüttert, mir ihn am Bett eines praktisch Fremden vorzustellen, dem er im Dunkel der Nacht tröstende Worte zumurmelte, während der Mann verschied.
    »Hat er zufällig irgendwas gesagt?«
    »Nein, Falco.«
    »Marcus!«, schalt mich Helena. Ich senkte den Kopf und schaute demütig. Ich hatte gewusst, dass es sinnlos war. Enthüllungen auf dem Totenbett passieren im wirklichen Leben nicht. Jeder, der über das nötige Geld verfügt, achtet darauf, von seinem Arzt mit einem Schlafmohntrunk versorgt zu werden, der ihm Vergessen schenkt.
    Trotzdem, ich war Ermittler. Daher musste ich fragen.
    »Das war alles sehr traurig, aber ein ganz natürlicher Tod«, versicherte mir Aulus. »Ich kann dafür bürgen. Es gab nichts Ominöses.«
    »Da bin ich froh. Ich hab es satt, ständig über unnatürliche Todesfälle zu stolpern.«
    »Nach dem, was du erzählst, hat dir das mit Cleonymus und Statianus schon genügt.«
    »Wohl wahr.« Die Erwähnung von Cleonymus ließ mich an unseren letzten Aufenthaltsort denken. »Da ist etwas, das mich beunruhigt, Aulus. Bevor wir Korinth verließen, sagte dieser Quästor Aquillius, er müsse die Sieben-Stätten-Reisegruppe aus dem Hausarrest entlassen, weil sie ihm mit einem Anwalt gedroht hätte. Anscheinend handelt es sich dabei um deinen Tutor.«
    »Minas?« Aulus hatte meine leise Missbilligung wahrgenommen und distanzierte sich rasch. Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Minas

Weitere Kostenlose Bücher