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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sie bei den nahe gelegenen Inseln herumschipperten und in Ägina überteuerte Schwämme kauften oder gefälschte antike Vasen mit trojanischen Helden, von planlosen Töpfern auf Hydrien gemalt. Vielleicht hatten Phineus und Polystratus sie ja schon nach Rhodos und zu all den kulturellen Stätten im Osten befördert.
    Nachmittags ließen wir die anderen erneut zurück und verbrachten Zeit zusammen. Diesmal begaben wir uns ein Stück aus Athen hinaus, wo uns die lärmende Menge nicht belästigte. Wir mieteten einen zweirädrigen Pferdewagen und fuhren aufs Land. Schließlich kamen wir zum Hymettos, der trotz der Staubwolken aus dem Marmorsteinbruch berühmt für seinen Honig war. Natürlich war er von den Ständen der Honigverkäufer umringt. Helena tat ihre Pflicht und rüstete uns mit vielen Andenken aus, Töpfen, die wie Bienenkörbe aussahen und Hymettos-Honigwaben enthielten. Unsere beiden Mütter würden entzückt darüber sein, redeten wir uns in unserer Verzweiflung, Mitbringsel für sie zu finden, wenigstens ein.
    Wir hatten Nux mitgenommen. Für gewöhnlich hatte Albia nichts dagegen, auf die Hündin aufzupassen, aber heute hatte das Mädchen mürrisch gewirkt. Ich dachte, ich sollte Helena den Grund dafür lieber erklären. »Könnte sein, dass wir Albia verlieren.«
    »An den jungen Glaucus? Ich glaube nicht«, sagte Helena. »Sie behauptet, er würde seinen Körper durch den Sport abnützen und mit siebenundzwanzig sterben.«
    »Das ist ziemlich präzise! Sehnt sie sich vielleicht nach jemand anderem?«
    »Sie ist noch nicht so weit.« Helena hielt sich zurück. Über die meisten Dinge teilte sie mir ihre Gedanken mit, konnte aber in Herzensangelegenheiten verschwiegen sein.
    »Noch nicht so weit, sich generell zu sehnen, oder nicht bereit, auf jemand Bestimmten anzuspringen?«
    »Ich bin sicher, sie hat niemanden im Sinn.«
    »Du meinst, sie hat ihren Plan, ihn rumzukriegen, noch nicht vollständig ausgearbeitet?«
    »Du bist so hinterhältig, Falco!«
    Ich?
    Zumindest nicht hinterhältig genug, das zustande zu bringen, was ich wollte. Dieses nachmittägliche Idyll hätte zu einem romantischen Schäferstündchen für Helena und mich werden können, doch Nux verhinderte es. Haben Sie jemals versucht Ihre Frau zu küssen, wenn ein eifersüchtiger Hund zuschaut? Vergessen Sie’s. Diese Auslandsreise würde eine sein, von der wir heimkehren würden, ohne unser nächstes auf einer Bergkuppe gezeugtes Kind zu erwarten. Falls wir es je schaffen sollten, angesehene Eltern von drei Kindern zu werden und unsere zusätzlichen gesellschaftlichen Privilegien einzuheimsen, würden wir bessere Vorbereitungen treffen müssen.
    Es gab noch weitere Berge, die wir, da uns die Hündin keine andere Möglichkeit ließ, brav bewunderten. Auf dem Rückweg zur Stadt erreichten wir den Lykabettos, einen steilen kleinen Bergfels, der den Nordosten der Stadt beherrscht. Wir hatten ihn vom Parthenon aus gesehen, und man musste von dort eine hervorragende Aussicht auf das Meer haben.
    »Das Lyzeum.« Helenas Reisebeschreibungen wurden knapper. »Aristoteles.«
    Selbst sie war inzwischen übersättigt. Diesmal blieb sie im Wagen, während ich Nux auf einen Spaziergang mitnahm. Die Hündin hielt sich bergauf recht ruhig bei Fuß, als hätte das, was mit Cleonymus auf der Korinther Akropolis passiert war, sie für immer gedämpft.
    Wieder herrschten angenehme Temperaturen, obwohl ich so vernünftig gewesen war, meinen Hut mitzunehmen. Trotzdem war ich froh, als Nux und ich um eine Biegung kamen und vor uns eine kleine strohgedeckte Hütte sahen. Eine Einheimische saß im Schneidersitz auf einem kleinen Podium davor, das so aussah, als wäre die Rücklehne abgefallen. Auch sie trug einen Hut, ein spitzes Strohding mit seltsamem Muster, das wie ungeschickt selbstgemacht wirkte. Neben ihr stand ein großer Wasserkrug. Vorbeikommende Wanderer konnten hier anhalten und ein kühles Getränk kaufen.
    Mein Herz machte einen Satz. Unerwartet hatte ich eine Zeugin gefunden. Endlich schien es mir gelungen zu sein, das alte Weib zu finden, das Gaius und Cornelius auf dem Weg nach Akrokorinth Wasser aus der Peirenequelle verkauft hatte.
     
    Ich näherte mich leise. Nux setzte sich, um sich zu kratzen. Ihr gelang es immer, bei Zusammenkünften einen beiläufigen Ton anzuschlagen. Mir wurde ein Becher in anständiger Größe eingeschenkt, und ich ließ eine Münze in die ausgestreckte Hand fallen. Erst da blickte die Alte – für die ich sie

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