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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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aus, wo es ging. Ich versuchte einzuwerfen, dass ich hoffte, ihnen würden weitere Fragen nichts ausmachen, woraufhin sie vor Lachen brüllten und mir dann versicherten, man hätte sie bisher kaum etwas gefragt. Also war Aquillius zu hochnäsig gewesen, mit Freigelassenen zu sprechen. Das war keine Überraschung.
    »Ich war diejenige, die ihn kommen hörte.« Cleonyma stellte sich ins Rampenlicht. Sie war eine dünne, quirlige Frau, die körperlichen Überschuss durch nervöse Energie verbrannte. Gute Knochen und Mangel an Fett verliehen ihr ein gut aussehendes Gesicht. Hätte sie die Augenschminke weggelassen, wäre ihr Aussehen noch besser gewesen. Sie erschauerte, wobei sich ihre knochigen Schultern unter den kunstvollen Falten ihres Gewandes hoben. Es wurde von bunten Schließen gehalten, und wenn sie sich bewegte, kam geölte, faltige, sonnengebräunte Haut zwischen den breiten Stoffspalten zum Vorschein.
    »Statianus? Rief er um Hilfe?«, fragte Helena.
    »Er brüllte wie verrückt. Niemand sonst nahm Notiz davon; Sie wissen ja, wie die Menschen sind. Ich ging nach draußen. Als ich durch den Zelteingang kam, wankte er bitterlich weinend heran, den blutigen Leichnam auf den Armen. Ihr Kleid war mit dem Sand aus dem Übungshof verschmutzt. Aber ihr Kopf – ihr Kopf war so grausig zugerichtet, dass man sie kaum erkennen konnte … Ich habe meinen Herrn während einer zehrenden Krankheit zehn Jahre lang gepflegt und dabei genug gesehen, um nicht so schnell ohnmächtig zu werden, wissen Sie, aber beim Anblick von Valerias Leiche hob sich mir der Magen, und ich habe nur einen kurzen Blick darauf geworfen.«
    Cleonyma sah unter ihrem glitzernden Gesichtspuder jetzt abgehärmt aus. Minucia griff nach ihrer Hand. Ein Smaragdring blitzte auf. Sie trug mehr Gewicht mit sich herum als Cleonyma, und obwohl sie sicherlich eine ganze Sammlung von Gesichtssalben mitführte, war ihre Haut sehr rauh.
    Überwältigt lehnte Cleonyma ihren Kopf an Minucias Schulter; an die vier Pfund indischer Perlen rutschten seitwärts auf ihren flachen Busen. Das abgerundete Parfüm aus Rosenblättern und Jasmin der einen Dame prallte Hauch für Hauch gegen eine berauschendere Essenz arabischen Balsams. Nach einem tröstlichen Augenblick in der vermischten Aromawolke richtete sich Cleonyma wieder auf, und ihre Perlenketten taten es ihr klickernd und klackernd nach. Die Düfte der beiden Frauen entflochten sich und schwebten in gefährlicher Weise gegeneinander, wie aufgetürmte Wolken sich in die eine Richtung bewegen, während darunter eine zweite Wetterfront in die andere Richtung zieht. Genau wie ein näher kommender Küstensturm machte es uns ruhelos und ließ uns unbehaglich fühlen. Minucia rieb sich sogar die Stirn, was allerdings auch an der Überhitzung durch den genossenen Wein liegen konnte.
    Gedämpfter jetzt, beschrieb das Quartett die nachfolgenden Ereignisse. Wie Statianus überredet wurde, seine grausige Bürde abzulegen; die paar konfusen Bemühungen der Einheimischen, herauszufinden, was passiert war; die von Aquillius oberflächlich durchgeführten Ermittlungen. Niemand im heiligen Hain schien anfänglich Interesse an Valerias Schicksal zu haben, abgesehen von der üblichen wollüstigen Neugier, ob die junge Frau Affären gehabt hatte.
    »Wer hat den Quästor gebeten, den Fall zu übernehmen?«, fragte Helena und dachte dabei an Sertoria Silene oder vielleicht an die Witwe Helvia.
    »Das war ich.« Minucia überraschte uns. Nach außen hin glich sie Cleonyma, vor allem, da die beiden Paare ihre momentane Kleidung im selben Laden gekauft hatten. Ansonsten konnte ich sie schwer einschätzen. Sie hätte ebenfalls eine freigelassene Sklavin sein können, doch genauso gut konnte ich sie mir als hartarbeitende Frau eines freigeborenen Handwerkers oder Ladenbesitzers vorstellen. Vielleicht hatte sie die Schnauze voll gehabt, mit einem faulen Ehemann und aufmüpfigen Kindern zu streiten, war in ihrer Verzweiflung mit Amaranthus durchgebrannt und wusste nun, dass sie nicht so einfach in ihre Heimatstadt zurückkehren konnte.
    »Wieso das, Minucia?«
    »Die Sache lief aus dem Ruder. Ich hatte nichts gegen Valeria, die arme Seele. Sie hatte nicht verdient, was mit ihr passiert war. Die Priester versuchten alle das Problem zu ignorieren, ein paar verdammte Frauen aus Elis waren
äußerst
widerwärtig – was zum Hades hatten sie überhaupt damit zu tun? –, und als ich hörte, dass sich ein römischer Beamter in dem

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