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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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abstoßende Erfahrung in den öffentlichen Latrinen gemacht, die von der Gruppe benutzt werden mussten (wie sie lautstark stöhnten, da das Helios sie zwar schlafen, aber nicht scheißen ließ); der Sitz war übergeschwappt und hatte sich über ihre kirschroten Wildledersandalen ergossen (offenbar nicht zum ersten Mal, aber nicht halb so schlimm wie in der legendären Einrichtung von Paphos …). Trotz ihrer Wut ertrugen Minucia und Amaranthus die Unannehmlichkeiten mit einnehmender Gutmütigkeit, unterstützt durch die Bereitschaft von Cleonyma und Cleonymus, sie mit Rotwein zu versorgen.
    Krüge in reichlicher Menge tauchten sofort nach Cleonymus’ Ankunft auf. Das war wohl ein tägliches Ritual, und es sah aus, als wäre er der regelmäßige Zahlmeister für die ganze Gruppe. Ich sah, wie Sertorius’ Frau ärgerlich den Kopf schüttelte. Sie lehnte das angebotene Tablett ab und murmelte ihrem Mann finster etwas zu. Sertorius machte jedoch den Eindruck, als dächte er: Warum ein kostenloses Getränk ablehnen? Demnach gab es da genügend Spielraum für familiäre Spannungen.
    »Ach ja, die Summe des Ganzen nennt man Erfahrung, nicht wahr?«, kreischte Minucia Helena zu, als sie gegen unseren Tisch torkelte. »Was soll’s, wenn man nicht auch die lustige Seite des Lebens sieht?«
    Helena lächelte, bemühte sich aber, unauffällig zu bleiben. Leider bemerkte ich, dass die Sertorius-Eltern schon wieder die Köpfe zusammensteckten und sich heftig stritten. Ich hoffte, es ginge immer noch darum, dass der großherzige, wohlhabende Cleonymus dauernd Wein spendierte. Aber nein. Sertorius Niger schob seine Bank lärmend zurück. Er stand auf, überquerte den Innenhof und kam direkt auf uns zu.
    »Sie!«, rief er mit einer Stimme, die alle anderen aufschauen ließ. »Sie spionieren unsere Gruppe aus, geben Sie es zu!«
    »Das stimmt.« Ruhig legte ich meinen Löffel ab. »Mein Name ist Didius Falco, und ich vertrete den Kaiser. Ich bin hier, um Sie alle zu verhören – also warum setzen Sie sich nicht gleich? Sie können den Anfang machen.«
     
    XXII
    Sertorius hatte sich gesetzt, bevor ihm aufging, dass ich ihm einen Befehl erteilt hatte. Vor Verärgerung wurde er rot. Seine Frau huschte beschützend herbei. Sie schien eine Menge Erfahrung damit zu haben, ihn vor den Auswirkungen seiner Grobheit zu bewahren. Dann kamen die Kinder neugierig herüber. Das Mädchen stellte sich hinter ihre Mutter, hängte sich an sie und schlang ihr die dünnen Arme in einer unnötigen Zurschaustellung von Zärtlichkeit um den Hals, wobei sich die Perlenohrringe ihrer Mutter verhedderten. Der Junge stolzierte großspurig heran und machte sich über die Reste unseres Essens her. Wir waren bereits fertig und beachteten ihn daher nicht, bis er einen Oktopusstreifen in die Schale schnippte und Soße über den ganzen Tisch verspritzte (ja, wir hatten die Version mit Soße bestellt und gehofft, sie würde wie die bei uns zu Hause schmecken – Pfeffer und Fenchel in Rotwein. Wir lernen es doch nie!).
    Helena schloss ihre Hand um sein Handgelenk. »Weißt du, Tiberius Sertorius, Sohn des Tiberius«, teilte sie ihm in ätzender Liebenswürdigkeit mit, »ich würde nicht mal Julia, meiner Dreijährigen, ein so schlechtes Benehmen erlauben. Bitte hör entweder ruhig zu oder geh und warte in eurem Zimmer auf deine Eltern, wenn du nicht stillsitzen kannst.« Sie gab ihn frei und ließ dem Schock Zeit, einzusinken.
    Helena hatte beobachtet, dass die beiden Jugendlichen ihre Familie tyrannisierten, hauptsächlich, weil niemand sie sich mal zur Brust nahm. Diese öffentliche Zurechtweisung verblüffte sie alle. Die Eltern waren perplex und hatten den Anstand, verlegen zu schauen. Der Junge sackte mürrisch in sich zusammen. Hinter dem Rücken des Vaters konnte ich Indus und Marinus lautlos applaudieren sehen. Die beiden waren die Umstürzler der Gruppe. Ich hegte die Hoffnung, von diesem Paar später saftigen Klatsch zu erfahren.
    »Sie haben all unsere Namen herausgefunden!«, warf uns Sertorius vor, immer noch verärgert über das Spionieren.
    »Daran ist nichts Verwerfliches.« Meine Erwiderung war milde. »Gut informiert zu sein gehört zu meinen Aufgaben. Können wir über Valeria und Statianus reden? Wann sind Sie ihnen zum ersten Mal begegnet?«
    »Wir haben uns alle zum ersten Mal getroffen, als wir in Ostia an Bord gingen …«, setzte seine Frau an.
    »Überlass das mir, meine Liebe!«
    Als der Ehemann sich einmischte, fuhr ihm Helena

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