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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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menschliche Todesfälle.
    »Da ist noch einer den Berg hinaufgekommen und hat Nuxie angegriffen«, erklärte Gaius.
    »Woher weißt du das?«, fuhr Albia ihn an.
    »Ist doch offensichtlich.« Cornelius unterstützte seinen Vetter. »Irgendein grausiger Mann hat Nux getreten, und dann hat der Freigelassene gebrüllt: ›Lass unseren Hund in Ruhe!‹ Er hat versucht sie zu beschützen …«
    »Und dieser andere Mann hat ihn einfach in den Abgrund gestoßen!«, verkündete Gaius. »Glaubst du nicht auch, Onkel Marcus?«
    »Wäre eine Möglichkeit.«
    »Oder jemand hat Cleonymus angegriffen, und Nux wurde verletzt, als sie ihn zu beschützen versuchte. Ja, das klingt wie die richtige Antwort«, teilte uns Albia mit. »Wie wirst du den Mann finden, Marcus Didius?«
    »Nun ja, ich habe die Schaulustigen am Tatort nach Einzelheiten befragt«, gab ich schwächlich zu. »Aber wir waren alle damit beschäftigt, zu Cleonymus zu gelangen …«
    »Und jetzt ist es zu spät!«, schnauzte mich Albia mit großer Ungeduld an. »Wenn du morgen wieder hingehst, wirst du dieselben Leute nicht mehr finden. Du kennst ihre Namen nicht …«
    »Ich habe ihre Namen aufgeschrieben«, protestierte ich lahm und wedelten mit meiner Notiztafel.
    »Sind wahrscheinlich falsch! Selbst wenn sie in Korinth leben, wollen sie nicht hineingezogen werden.«
    »Entspricht der menschlichen Natur.«
    »Ich hoffe, du tötest ihn, wenn du den Mann findest«, flüsterte Cornelius sehnsüchtig. Er saß noch immer im Schneidersitz bei dem Korb und tätschelte Nux.
    Ich musste mich zusammenreißen. Ich sagte ihnen, wir seien verpflichtet, uns zunächst zu vergewissern, was wirklich passiert war, und erst dann könnten wir den Mörder ergreifen. Ich sagte, Griechenland sei eine zivilisierte Provinz. Dass der Areopag, das Gericht in Athen, vor dem Mordanklagen verhandelt wurden, das älteste der Welt sei und sich mit diesem Mann befassen würde. Ich behauptete, ich würde mich an die korrekten Vorgehensweisen halten.
    Vielleicht stimmte das.
    »Wie auch immer, ich bin der Anführer dieser Gruppe, und ich habe es satt, mich von euch drei herumkommandieren zu lassen. Ich bin sehr müde. Jetzt lasst mich bitte in Ruhe.«
    Nux wusste, dass sie sich heute zumindest einige Freiheiten erlauben konnte. Sie kletterte aus ihrem Korb, ließ uns sehen, wie weh ihr alles tat, humpelte dann zu mir herüber und bettelte darum, hochgenommen zu werden. Ich nahm sie auf den Schoß, wo sie sich zusammenrollte, einen königlichen Seufzer ausstieß und mit ihrer Schnauze unter meinen Ellbogen gedrückt einschlief. Albia und die Jungs sahen beifällig zu.
    Nicht lange danach kam Helena durch das Tor des Gasthofs. Auch sie nahm meine Stellung als Hundesockel mit einem liebevollen Lächeln für Nux und mich wahr. Dann führte sie eine Begleiterin herein, die sich schüchtern gab. Die Sertorius-Tochter. Als das Mädchen näher kam, verhielten sich Gaius und Cornelius wie Jungs vom Aventin. Sie nahmen an, dass sie hinter ihnen her war, also verschwanden sie eilends vom Schauplatz. Albia blickte feindselig, wollte aber hören, worum es ging, und so schwieg sie und blieb.
    Tiberia war ein bleiches Ding und wirkte nervös, obwohl ich vermutete, dass sie hinterhältig war. Wir hatten gesehen, wie sie uns mit ihrem Bruder im Helios aufgelauert und ein zu durchtriebenes Interesse an meiner Ermittlung gezeigt hatte. Hier wurden wir von unserer Albia belauscht, aber ihre Anwesenheit war offen, ihre Neugier freimütig.
    Tiberia hatte unscheinbares blondes Haar, das fest mit einem Band zurückgebunden war, an dem sie ständig fummelte. Ihr magerer Körper und die langen Beine waren mit einer ziemlich schäbigen weißen Tunika bedeckt. An einer ihrer Sandalen war ein Riemen zerrissen. Dadurch wirkte sie von ihrer Mutter vernachlässigt, doch vielleicht lehnte sie jegliche Verbesserungsversuche ab. (Ich war Vater und neigte immer mehr zu der Annahme, dass Eltern es gut meinen, ihre Kinder aber störrisch sind.) Wie viele Mädchen in ihrem Alter kaute sie an den Fingernägeln. Ihre Finger waren klein und kindlich, ihre Züge jünger als ihr Alter. Ich schätzte sie auf dreizehn. Ich hätte wetten können, dass sie Jungs anstarrte und von ihnen träumte, doch wenn irgendwas Männliches zurückschaute, hatte sie keine Ahnung, wie sie reagieren sollte.
    Albia konnte sie nicht leiden und ließ es sich anmerken. Helena schob Tiberia vor und stupste sie an. »Na los. Erzähl Marcus Didius, weswegen du

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