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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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nicht ähnlich, mir zu überlassen, mit dieser Konfrontation fertig zu werden, Herzchen.«
    »Ich wusste, dass sie herumzicken und sich winden und mit ihrem Haar spielen würde«, gab Helena unverfroren zu.
    »Hm. Wie warst du mit dreizehn?«, fragte ich grinsend, wenngleich ich wünschte, sie damals gekannt zu haben.
    »Direkter! Sie regt mich so auf, dass ich wusste, ich würde es vermasseln.« Nach einem Augenblick fragte Helena: »Glaubst du ihr?« Ich nickte. »Und hältst du es für bedeutsam?«
    »Möglicherweise«, erwiderte ich.
     
    XXXVII
    Für mich gehörte es schon immer zum schlimmsten Teil meines Berufs, einer Bestattung beiwohnen zu müssen. Wenn es die eines Opfer ist, macht es mich wütend und sauer.
    Zu meiner großen Überraschung bat mich Cleonyma, die Feierlichkeiten zu leiten. Ich hatte erwartet, dass sie Amaranthus damit betrauen würde. Allerdings wussten wir, dass Cleonymus und sie den Mann erst bei dieser Reise kennengelernt hatten, und obwohl wir sie so oft zusammen gesehen hatten, betrachtete sie die Beziehung offensichtlich als vorübergehend.
    Helena vermutete, es läge daran, dass ich Autorität ausstrahle. Das sagte sie ohne Ironie, aber ich ließ mich nicht täuschen. Ich schlug Cleonyma vor, wir sollten Aquillius Macer bitten, mir zu assistieren. Sie stimmte zu. Aquillius blickte entsetzt, konnte aber kaum ablehnen. Also wurde Cleonymus, der einst ein Sklave gewesen war, von einem kaiserlichen Ermittler und einem aristokratischen Diplomaten zu seinen Vorfahren geschickt.
    Marinus und Indus veranstalteten eine Sammlung, um für ein Festmahl zu bezahlen. Das klappte einwandfrei; nun ja, sie hatten das ja bereits zweimal geübt. Cleonyma versorgte ihren toten Ehemann mit einem guten Abschied und einem prächtigen Erinnerungsstein; der würde irgendwann an einem öffentlichen Gebäude angebracht werden, das sie der Stadt spenden wollte, um Cleonymus zu verewigen und zu ehren.
    Die Zeremonie wurde auf dem Grundstück der Residenz des Statthalters durchgeführt. Der Statthalter war nach wie vor auf seiner Meilenstein-Spritztour, aber die Gruppe versammelte sich vollständig, einschließlich Phineus. Er hatte einen Beerdigungsunternehmer und Musiker besorgt, wobei ich wusste, dass Cleonyma dafür bezahlt hatte. Aquillius und ich führten unsere Pflicht ohne Zwischenfall durch. Er schlitzte die Kehle des Opferschafes auf, erledigte das prompt und blieb dabei ganz gelassen. Später erzählte er mir, ein bodenständiger Onkel habe ihm Unterricht in Ritualen gegeben, als sich Aquillius für den Senat bewarb. Da der Onkel wusste, dass man von seinem Neffen verlangen würde, öffentliche Opferungen zu leiten, wurde ein professioneller Priester in die kampanische Familienvilla beordert. Aquillius verbrachte einen ganzen Tag damit, bis eine halbe Herde niedergemetzelt war und er alles auf vier Beinen abschlachten konnte.
    Öffentliche Reden halten zu müssen war ihm jedoch ein Grauen, und so erschien es nur gerecht, dass ich die Eulogie abfassen und vortragen sollte. Ich fand genug lobpreisende Worte, und ich meinte sie ernst. Die Witwe weinte sanft. Sie dankte mir für das, was ich gesagt hatte; obwohl ich mir nach wie vor wie ein Betrüger vorkam, die Hauptrolle übernommen zu haben, war es besser als die meisten Alternativen. Ich hatte ihr immer noch nicht erzählt, dass ich vermutete, Cleonymus sei ermordet worden, wobei ich mich allerdings fragte, ob sie das nicht schon selber erraten hatte.
    Cleonyma stand den Tag gefasst durch. Sie überwachte den Beginn des Festmahls, wobei mir auffiel, dass sie nichts aß und trank. Sobald das Mahl im Gange war, schlüpfte sie nach draußen. Da ich auch nicht festlich gestimmt war, folgte ich ihr. Die Residenz verfügte über den üblichen kunstvollen, wenn auch etwas sterilen Garten, alles in doppelter Anzahl, alles umgeben von Miniaturhecken, langen Wasserbecken, beleuchtet von winzigen Lampen, damit niemand hineinfiel, über allem ein schwacher Jasminduft, der von unsichtbaren Kletterpflanzen ausging.
     
    »Gut, ich hab’s überstanden, Falco!« Zu meiner Überraschung erkannte ich nun, dass Cleonyma reichlich betrunken war. Ich hatte sie den ganzen Tag nichts trinken sehen. »Jetzt werden Sie es mir doch erzählen, nicht wahr?«
    »Ihnen was erzählen?«
    »Was wirklich mit meinem Mann passiert ist.«
    Also berichtete ich ihr, was ich mit Sicherheit wusste und was ich vermutete. Eine Weile stand sie sinnend da. »Ja, ich dachte mir schon, dass es so

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