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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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berichten!«
    »Drei aus der Reisegruppe sind tot – Valeria, Turcianus, Celonymus …« Volcasius zählte sie an den Fingern ab. »Jemand pickt sie sich heraus wie Ratten aus einem Kornfeld. Sollten wir anderen Angst bekommen, frage ich mich?«
    »Sie sollten alle sehr vorsichtig sein.« Helena war diejenige, die ihm das zuknurrte. Wie ich war sie aufgewühlt vor Wut über den Tod des Freigelassenen. Volcasius warf den Kopf zurück und stapfte ohne Abschied oder Vorwarnung davon.
    Typisch für ihn, rief er noch eine verwirrende Bemerkung über die Schulter zurück: »Haben Sie unseren wunderbaren Reiseleiter gesehen, als Sie mit Cleonymus zusammen waren?« Er wartete keine Antwort ab – und erklärte natürlich auch nichts. Aber es klang, als wollte er Phineus beschuldigen.
     
    Ich blieb noch eine Weile auf der Bank sitzen und teilte meine tiefe Melancholie mit meiner Frau.
    Schließlich gewann meine Neugier die Oberhand. Ich konnte es nicht leiden, von Volcasius manipuliert zu werden, aber sein Verpetzen des Reiseführers passte zu meinem Verdacht, und Untätigkeit war meine Sache nicht. Ich küsste Helena, erhob mich und sagte, ich würde mich auf die Suche nach Phineus machen. Auch Helena stand auf. Sie küsste mich erneut und hielt mich noch einen Moment fest.
    »Sei du ebenfalls vorsichtig, Marcus.«
    »Vertrau mir.«
     
    Ich fand Phineus in einer Schenke nicht weit von der, in der ich ihn gestern entdeckt hatte. Er war allein, doch vor ihm standen zwei leere Weinbecher; einer seiner vielen Kumpane war erst vor kurzem gegangen. Aus irgendeinem Grund fiel mir der Mann ein, den ich an diesem Morgen mit Phineus gesehen hatte, kurz bevor ich Cleonymus traf. Er war mir vage bekannt vorgekommen. Aber Phineus’ Kumpel waren alle vom selben Typ. Der von heute Morgen hatte Phineus in Kleidung und Auftreten geähnelt, leichter gebaut, doch ebenfalls mit Bart.
    »Haben Sie es schon gehört?«
    »Was denn, Falco?« Er wirkte aufrichtig. Er stand am Tresen und wollte gerade seine Rechnung aus einer sehr dicken Geldbörse bezahlen. Die Größe der Börse ärgerte mich.
    Ein Mann in seiner Position, immer auf neue Probleme mit Kunden gefasst, bleibt gewohnheitsmäßig ruhig. Er war schon dabei, sein Gesicht zu dem Ausdruck zu verziehen: »Keine Sorge, überlassen Sie das mir.« Und ich hatte ihm noch gar nichts erzählt. Auf seine typische Art richtete er sich darauf ein, nichts zu unternehmen und zu hoffen, dass sich die Krise von allein erledigen würde.
    »Sie haben einen weiteren Ihrer Kunden verloren.«
    »Was sagen Sie da?« Er stöhnte. Wenn er nur so tat, musste er ein guter Schauspieler sein. Als Privatermittler sind mir viele Thespisjünger begegnet, die wenigsten auf einer Bühne. »Was ist denn jetzt passiert? Welcher ist es?«
    »Der Freigelassene.«
    »Cleonymus? Ein echtes Original!«
    »Jetzt nicht mehr. Er ist von der Akropolis gestürzt.«
    Phineus richtete sich auf. »Ist er tot?«
    »Leider.«
    Nun seufzte Phineus tief und stand ganz still, um die Nachricht zu verdauen. Er winkte dem Kellner, seinen Weinbecher nachzufüllen. Ich musterte seine Tunika, dieselbe, die er gestern getragen hatte – voller Flor, in tiefem Rubinrot gefärbt. Schwerer Gürtel, schicke Stiefel, pralle Geldbörse, ein Siegelring aus Edelstein mit verschlungener Bandverzierung – alles von guter Qualität. Man hätte ihn als gutgekleideten Mann beschreiben können. Aber war er derselbe gutgekleidete Mann, der nach Akrokorinth hinaufgestiegen war? Diese wohlhabende Stadt war voll von Geschäftsleuten, die sich in genauso teurem Stil kleideten.
    Ich sprach ihn direkt darauf an. »Jemand meint, gesehen zu haben, wie Sie heute nach Akrokorinth hinaufgingen.«
    Phineus nahm kaum wahr, dass es sich um eine gefährliche Frage handelte. »Das war ich nicht. Ich war den ganzen Morgen am Hafen.« Er leerte den nachgefüllten Becher in wenigen Schlucken. Nun rückte er damit heraus, was ihn beschäftigt hatte. »Oh, verdammte Inzucht. Das ist ein echter Schlag.« Er suchte bei mir nach Trost, doch da war er an der falschen Adresse. »Reisen ist nie gefahrlos. Mir ist es schon passiert, dass ein Muli auf jemanden gefallen ist und ihn zerdrückt hat, und einem Mann wurde eine volle Amphore mit kretischem Roten über den Schädel gezogen. Unfälle passieren halt.«
    Ich bedachte ihn mit einem freudlosen Blick. »Was voraussetzt, dass es ein Unfall war.«
    Ohne ein weiteres Wort ließ ich ihn stehen und machte mich auf die Suche nach

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