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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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übermäßige Anstrengung- alle seine Sinne – er wurde so elend, daß man ihn verbrennen mußte. Schauerlich das, Tom.‹
    ›Furchtbar!‹ bestätigte Tom Smart.
    Der alte Knabe schwieg wieder einige Minuten lang, augenscheinlich mit seinen bewegten Gefühlen kämpfend, und fuhr dann fort:
    ›Doch ich komme von meinem Gegenstand ab, Tom. Jener große Mann, Tom, ist ein spitzbübischer Glücksritter. In demselben Augenblick, wo er die Witwe heiratete, würde er all ihr bewegliches Eigentum verkaufen und sich aus dem Staube machen. Was wäre die Folge davon? Sie wäre eine verlassene, zu Grunde gerichtete Frau, und ich würde in irgendeiner Trödlerbude an Erkältung sterben.‹
    ›Gut, aber –‹
    ›Unterbrich mich nicht‹, sagte der alte Herr. ›Von dir, Tom, habe ich eine ganz andere Meinung. Denn ich weiß, wenn du dich nur einmal in einem Wirtshause festgesetzt hättest, so würdest du es nimmer verlassen, solange es noch innerhalb seiner Wände etwas zu trinken gäbe.‹
    ›Ich bin Ihnen für Ihre gute Meinung sehr verbunden‹, sagte Tom Smart.
    ›Eben deshalb‹, erklärte der alte Herr in diktatorischem Tone, ›sollst du, und nicht er, die Witwe haben.‹
    ›Wie ist das zu machen?‹ fragte Tom Smart hastig.
    ›Durch die Entdeckung, daß er schon verheiratet ist‹, versetzte der alte Herr.
    ›Wie kann ich das beweisen?‹ fragte Tom, und sprang halb aus dem Bette auf.
    Der alte Herr hob seinen Arm in die Höhe und deutete nach einem der beiden Schränke und brachte ihn gleich wieder in seine vorige Lage zurück.
    ›Er denkt wohl nicht daran‹, sagte der alte Herr, ›daß er in der rechten Tasche seiner Beinkleider, die in diesem Schrank hängen, einen Brief steckengelassen hat, worin er dringend gebeten wird, zu seinem trostlosen Weibe mit sechs – höre, Tom – sechs Kindern, und alle noch unerzogen, zurückzukehren.‹
    Wahrend der alte Herr in einem feierlichen Tone also sprach, wurden seine Züge immer unbestimmter und die Umrisse seiner Gestalt schwankender. Ein Schleier fiel über Tom Smarts Augen. Der alte Mann ging nach und nach in den Stuhl über, die Damastweste verwandelte sich in ein Polster, die roten Pantoffeln wurden zu kleinen roten Tuchläppchen, die die Knäufe umzogen. Das Licht wurde langsam matter und Tom Smart fiel auf sein Kissen zurück in die Arme des Schlafes.
    Den andern Morgen erwachte Tom aus dem lethargischen Schlummer, in den er nach dem Verschwinden des alten Herrn gefallen war. Er setzte sich in seinem Bette auf und mühte sich einige Minuten lang vergebens ab, sich die Vorgänge der entwichenen Nacht in die Erinnerung zurückzurufen. Plötzlich tauchten sie wieder in seinem Gedächtnis auf. Er sah auf den Stuhl: es war ein phantastisches, grämlich aussehendes Stück Hausgerät, das ließ sich nicht bezweifeln. Aber, um zwischen ihm und einem alten Manne eine Ähnlichkeit zu entdecken, dazu gehörte denn doch eine ziemlich lebhafte und erfinderische Phantasie.
    ›Wie steht’s, alter Knabe?‹ fragte Tom. Er war bei Tage kühner: – wie die meisten Leute.
    Der Stuhl blieb regungslos und sprach kein Wort.
    ›Ein ekliger Morgen‹, sagte Tom. Umsonst, der Stuhl war zu keiner Unterhaltung geneigt.
    ›Auf welchen Schrank hast du gedeutet? – das kannst du mir doch sagen‹, meinte Tom. Aber es war zum Kuckuck kein Wort aus dem Stuhl herauszubringen, meine Herren.
    ›Nun, es wird nicht schwer sein, sie irgendwie zu öffnen‹, sagte Tom, entschlossen aus seinem Bette aufspringend.
    Er trat an einen der Schränke. Der Schlüssel steckte, er drehte um und öffnete. Es waren wirklich ein Paar Beinkleider im Schrank. Er fuhr mit der Hand in die Tasche derselben und zog den nämlichen Brief hervor, von dem der alte Herr gesprochen hatte.
    ›Seltsam‹, sagte Tom Smart, zuerst den Stuhl, dann den Schrank, dann den Brief und dann wieder den Stuhl ansehend. ›Sehr seltsam‹, sagte Tom. Aber da durchaus kein Schlüssel zu diesem Geheimnis vorhanden war, so hielt er es fürs zweckmäßigste, sich sogleich anzukleiden, die Sache mit dem großen Manne ins reine zu bringen – und seiner Not dadurch ein Ende zu machen.
    Auf seinem Wege betrachtete Tom die Zimmer und Gänge mit dem prüfenden Blicke eines Gastwirts, und dachte dabei an die Möglichkeit, daß sie samt ihrem Inhalt in kurzem sein Eigentum werden könnten. Der große Mann stand in dem hübschen Schenkstübchen, die Hände auf dem Rücken, ganz, als ob er da zu Hause wäre. Er gaffte Tom mit einem

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