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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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ziehen.
    ›Eilen Sie, Sir; um Gotteswillen, eilen Sie. Helfen Sie, helfen Sie im Namen des Höchsten. Es ist mein Sohn‹, rief der Greis im Wahnsinne der Angst, als er auf ihn zulief. ›Mein einziger Sohn und dort stirbt er vor den Augen seines Vaters.‹
    Auf das erste Wort, das aus dem Munde des Alten kam, hemmte der Fremde seinen Schritt und blieb mit übereinandergeschlagenen Armen regungslos vor ihm stehen.
    ›Großer Gott‹, rief der Greis, sich plötzlich erinnernd – ›Heyling!‹
    Der Fremde lächelte und schwieg.
    ›Heyling‹, sagte der Alte mit wildem Ton – ›mein Kind, Heyling, mein liebes Kind; sehen Sie, sehen Sie,‹ und nach Atem ringend, deutete der unglückliche Vater auf den Ort, wo der Jüngling um sein Leben kämpfte.
    ›Horch‹, sagte der Alte – ›er ruft wieder. Er lebt noch. Heyling, retten Sie ihn, retten Sie ihn.‹
    Der Fremde lächelte wieder und blieb regungslos wie eine Bildsäule.
    ›Ich habe unrecht an Ihnen gehandelt‹, rief der Alte, auf die Knie sinkend und seine Hände faltend – ›rächen Sie sich; nehmen Sie mein Alles, mein Leben; stoßen Sie mich mit dem Fuße ins Wasser, und wenn die menschliche Natur den Widerstand unterdrücken kann, so will ich sterben, ohne eine Hand oder einen Fuß zu rühren. Tun Sie es, Heyling, tun Sie es, aber retten Sie meinen Sohn; er ist so jung, Heyling, so jung, Heyling, und soll schon sterben.‹
    ›Hören Sie‹, sagte der Fremde, den Alten fest beim Handgelenk fassend – ›ich will Leben für Leben, und hier ist eines . Mein Kind starb vor den Augen seines Vaters einen weit qualvolleren Tod, als der junge Verschwender des Vermögens seiner Schwester jetzt einen stirbt, während ich spreche. Sie lachten – lachten Ihrer Tochter ins Gesicht, als der Tod schon seine Knochenhand ausgereckt hatte – lachten damals unserer Leiden. Was sagen Sie jetzt dazu? Sehen Sie dorthin, sehen Sie dorthin.‹
    Mit diesen Worten deutete der Fremde auf die See. Ein schwacher Schrei drang von dort herüber; die letzte Anstrengung des Sterbenden bewegte die spielenden Wellen auf wenige Sekunden, und der Ort, wo er in sein frühes Grab gesunken, war von dem übrigen Wasser nicht mehr zu unterscheiden.
    Drei Jahre waren verflossen, als an der Haustür eines Londoner Anwalts, den damals das Publikum als einen Mann kannte, der in der Übernahme von Rechtsgeschäften nicht sehr bedenklich war, ein Mann aus einem Wagen stieg und den Anwalt in einer wichtigen Angelegenheit zu sprechen wünschte. Obgleich der Frühling seines Lebens offenbar noch nicht ganz vorüber war, hatte dieser Herr doch ein blasses, eingefallenes und abgehärmtes Gesicht, und es bedurfte der scharfen Beobachtungsgabe des Geschäftsmannes nicht, um auf einen Blick zu bemerken, daß Krankheit oder Kummer mehr zur Veränderung seines Äußeren beigetragen, als der bloße Zahn der Zeit in doppelt soviel Jahren, wie er auf sich haben mochte, hätte hervorbringen können.
    ›Ich bitte Sie, ein Rechtsgeschäft für mich zu übernehmen.‹
    Der Anwalt verbeugte sich dienstfertig und sah auf ein großes Paket, das der Herr in den Händen hatte. Der Fremde bemerkte den Blick und fuhr fort:
    ›Es ist kein gewöhnliches Geschäft‹, sagte er. ›Auch sind diese Papiere nicht ohne langwierige Bemühungen und große Kosten in meine Hand gekommen.‹
    Der Anwalt warf einen noch neugierigeren Blick auf die Papiere, und der Fremde löste die Schnur, die sie zusammenhielt, und legte eine Menge Verschreibungen mit einigen Abschriften, Urkunden und andern Dokumenten vor.
    ›Auf diese Papiere‹, fuhr der Klient fort, ›erhob, wie Sie finden werden, der Mann, auf dessen Namen sie lauten, eine Reihe von Jahren hindurch große Summen. Es bestand eine stillschweigende Übereinkunft zwischen ihm und dem Manne, der sie ursprünglich in den Händen gehabt hatte, und von dem ich nach und nach das Ganze um das Drei- und Vierfache des Nennwertes gekauft habe – daß diese Pfandscheine von Zeit zu Zeit erneuert werden sollten, bis eine bestimmte Reihe von Jahren verflossen wäre. Eine solche Übereinkunft ist aber nirgends bestimmt ausgedrückt. Er hat in neuerer Zeit viele Verluste erlitten, und wenn diese Schuldbriefe auf einmal eingelöst werden sollten, so würden sie ihn zugrunde richten.‹
    ›Das Ganze beläuft sich auf etliche tausend Pfund‹, sagte der Anwalt, einen Blick auf die Papiere werfend.
    ›So ist es‹, antwortete der Klient.
    ›Was sollen wir tun?‹ fragte der

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