Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
Tone.
    »Wie?« rief Herr Trotter, mit einem Blicke tugendhaften Erstaunens.
    »Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Ich, Herr Walker?«
    »Nennen Sie mich nicht Walker. Mein Name ist Weller, Sie wissen das gut genug. Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Ach Gott, Herr Walker – Weller, meine ich – eine Menge Dinge, wenn Sie mich dahin begleiten wollen, wo wir ungestört miteinander sprechen können. Wenn Sie wüßten, wie sehr mich nach Ihnen verlangt hat, Herr Weller –«
    »Mag freilich gewaltig gewesen sein«, bemerkte Sam trocken.
    »Außerordentlich, außerordentlich, lieber Herr«, erwiderte Herr Trotter, ohne eine Miene zu verziehen. »Aber geben Sie mir die Hand, Herr Weller.«
    Sam betrachtete seinen Kameraden einige Sekunden lang und erfüllte dann, wie durch plötzliche Eingebung dazu getrieben, sein Verlangen.
    »Was macht –« fragte Hiob Trotter, als sie miteinander weitergingen – »was macht Ihr lieber, guter Herr? Oh, das ist ein würdiger Mann, Herr Weller. Ich hoffe, er hat sich in jener fürchterlichen Nacht doch keine Erkältung zugezogen?«
    Es lag ein vorübergehender Ausdruck tief versteckter Bosheit in Hiob Trotters Auge, als er dies sagte, und ein Schauer durchrieselte Herrn Wellers geballte Faust, der ihm ein heftiges Verlangen einflößte, Herrn Trotters Rippen eine nähere Erklärung darüber abzufordern. Aber Sam bezwang sich und antwortete, seinem Herrn gehe es recht gut.
    »O, wie mich das freut«, versetzte Herr Trotter. »Ist er hier?«
    »Ist Ihr Herr hier?« fragte Sam dagegen.
    »Oh ja, er ist hier, und es schmerzt mich, Herr Weller, Ihnen sagen zu müssen, daß er’s ärger treibt, als je.«
    »Wirklich?« sagte Sam.
    »Ja: ‘s ist zum Erbarmen – schrecklich!«
    »In einer Mädchenschule?« fragte Sam.
    »Nein, in keiner Mädchenschule,« erwiderte Hiob Trotter, mit demselben boshaften Blick, den Sam vorhin bemerkt hatte – »in keiner Mädchenschule.«
    »In dem Hause mit dem grünen Tor?« fragte Sam weiter, seinen Kameraden genau ins Auge fassend.
    »Nein – nein – oh, dort nicht«, versetzte Hiob mit einer Eile, die man durchaus nicht an ihm gewohnt war.
    »Was taten denn Sie dort?« fragte Sam, ihn scharf ansehend. – »Gingen Sie vielleicht bloß zufälligerweise durch das Tor?«
    »Nun, Herr Weller,« erwiderte Hiob, »ich trage keine Bedenken, Ihnen meine kleinen Geheimnisse mitzuteilen, denn Sie wissen, was für eine Neigung wir gleich beim ersten Zusammentreffen für einander faßten. Sie erinnern sich, wie angenehm jener Morgen war?«
    »Oh ja,« antwortete Sam ungeduldig; »ich erinnere mich. Nun?«
    »Nun,« fuhr Hiob in dem leisen abgemessenen Tone eines Menschen fort, der jemandem ein wichtiges Geheimnis mitteilt, »in jenem Hause mit dem Tore, Herr Weller, ist eine zahlreiche Dienerschaft.«
    »Das sieht man ihm an«, fiel Sam ein.
    »Nun, und unter dieser Dienerschaft«, sprach Herr Trotter weiter, »befindet sich eine Köchin, die sich eine Kleinigkeit erspart hat, Herr Weller, und die, wenn sie sich häuslich niederlassen kann, einen kleinen Kramladen anzulegen gesonnen ist.«
    »So?«
    »Ja, Herr Weller. Nun, Freundchen, ich traf sie in einer Kapelle, die ich gewöhnlich besuche – ein sehr hübsches Kapellchen in dieser Stadt, Herr Weller, wo man aus Nummer vier der Sammlung geistlicher Lieder singt, die ich gewöhnlich in einem kleinen Buche bei mir trage. Sie haben es vielleicht in meiner Hand gesehen – und ich wurde mit ihr bekannt, Herr Weller, und daraus entspann sich ein näheres Verhältnis zwischen uns, und ich darf Ihnen sagen, Herr Weller, daß ich Aussicht habe, in dem Laden der Krämer zu werden.«
    »Ei, und Sie werden ein sehr liebenswürdiger Krämer werden«, versetzte Sam, einen Seitenblick tiefgewurzelten Widerwillens auf Hiob werfend.
    »Der große Vorteil ist der, Herr Weller,« fuhr Hiob fort, während sich seine Augen mit Tränen füllten, »daß ich dann meinen gegenwärtigen, schimpflichen Dienst bei dem gottlosen Mann verlassen und mich einem besseren und tugendhafteren Leben weihen kann – einem Leben, das meiner Erziehung mehr entspricht, Herr Weller.«
    »Sie müssen sehr gut erzogen worden sein«, bemerkte Sam.
    »O gewiß, Herr Weller, gewiß«, erwiderte Hiob.
    Und bei der Erinnerung an die Unschuld seiner jugendlichen Tage zog Herr Trotter das rosafarbene Taschentuch hervor, und weinte reichliche Tränen.
    »Sie müssen ein ungemein gutes Kind gewesen sein, als Sie noch in die Schule gingen«, bemerkte Sam.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher