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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Pickwick, ich sehe nicht ein, warum ein Mann in einem Fall, wie diesem, sich fürchten sollte. Es ist ja nichts, dessen man sich zu schämen braucht. Es ist eine Sache gegenseitiger Übereinkunft, weiter nichts. Der Gatte auf der eine Seite, die Gattin auf der andern. Das ist meine Ansicht von der Sache, Herr Pickwick.«
    »Sie ist sehr philosophisch«, versetzte Herr Pickwick. »Aber das Frühstück wartet, Herr Magnus: kommen Sie.«
    Sie setzten sich zum Frühstück, aber trotz der Prahlerei des Herrn Peter Magnus konnte man nicht verkennen, daß sein Nervensystem in hohem Grade angegriffen war, wovon Mangel an Appetit, eine Neigung, das Teegeschirr umzustoßen, ein vergebliches Bemühen, lustig zu sein und ein unwiderstehlicher Hang, alle Augenblicke auf die Uhr zu sehen, die hauptsächlichsten Symptome waren.
    »Hihihi«, kicherte Herr Magnus mit erkünstelter Heiterkeit, indem er vor innerer Bewegung keuchte. »Es sind nur noch zwei Minuten, Herr Pickwick. Sehe ich blaß aus, Sir?«
    »Nicht sehr«, erwiderte Herr Pickwick.
    Es trat eine kurze Pause ein.
    »Verzeihung, Herr Pickwick, waren Sie je in Ihrem Leben in einer solchen Lage?«
    »Sie meinen in der Lage eines Freiers?« fragte Herr Pickwick.
    »Ja.«
    »Noch nie«, erwiderte Herr Pickwick mit großem Nachdruck. »Noch nie.«
    »Sie wissen also nicht, wie man sich dabei zu benehmen hat?« fragte Herr Magnus.
    »Nun, ich habe auch schon meine Gedanken darüber gehabt«, antwortete Herr Pickwick; »aber da ich sie noch nie auf dem Prüfstein der Erfahrung erprobt habe, möchte ich Ihnen nicht raten, Ihr Benehmen danach einzurichten.«
    »Ich wäre Ihnen aber für jede Andeutung sehr verbunden, Sir«, sagte Herr Magnus, mit einem Blick auf die Uhr, deren Zeiger bereits auf fünf Minuten nach elf wies.
    »Wohlan, Sir«, begann Herr Pickwick, mit dem feierlichen Tone, womit der große Mann, wenn er wollte, seinen Bemerkungen einen ungemeinen Nachdruck verleihen konnte –, »ich würde zuerst der Schönheit und den vortrefflichen Eigenschaften der Dame meine Huldigung zollen und dann auf meine eigene Unwürdigkeit übergehen.«
    »Ganz gut«, bemerkte Magnus.
    »Verstehen Sie mich recht – Unwürdigkeit nur ihr gegenüber«, fuhr Herr Pickwick fort: »denn um zu zeigen, daß ich nicht im allgemeinen unwürdig sei, würde ich kurz mein früheres Leben und meine gegenwärtige Stellung schildern. Daraus würde ich nach dem Gesetze der Analogie folgern, daß ich für jede andere Person ein höchst wünschenswerter Gegenstand sein müßte: dann würde ich mich über die Glut meiner Liebe und die Tiefe meines Gefühls verbreiten und mich vielleicht auch versucht finden, ihre Hand zu fassen.«
    »Ja, ich begreife«, bemerkte Herr Magnus; »das wäre ein höchst wichtiger Punkt.«
    »Dann, Sir, würde ich«, fuhr Herr Pickwick fort, indem er immer wärmer wurde, je glühender die Farben waren, in denen sich ihm der Gegenstand darstellte – »dann würde ich ihr die offene und einfache Frage vorlegen: ›Wollen Sie mich?‹ und ich glaube zu der Annahme berechtigt zu sein, daß sie daraufhin ihr Gesicht abwenden würde.«
    »Glauben Sie, das sicher annehmen zu dürfen?« fragte Herr Magnus: »denn täte sie das nicht zu rechter Zeit, so käme ich in Verlegenheit.«
    »Ich glaube, daß sie es tun wird«, meinte Herr Pickwick. »Dann, Sir, würde ich ihre Hand drücken, und ich glaube – ich glaube , Herr Magnus – wenn ich das einmal getan hätte, würde ich, vorausgesetzt, sie hätte sich das gefallen lassen, sachte das Taschentuch, das sie in diesem Augenblicke, wie mich meine geringe Kenntnis der menschlichen Natur vermuten läßt, vor die Augen halten dürfte, wegziehen und ihr mit aller Achtung einen Kuß rauben. Ich glaube, ich würde sie küssen, Herr Magnus. Was aber diesen speziellen Punkt betrifft, so bin ich entschieden der Meinung, die Dame würde mir sodann, wenn sie mich überhaupt wollte, ein verschämtes ›Ja’ in die Ohren flüstern.«
    Herr Magnus schauderte zusammen, blickte in Herrn Pickwicks geistvolles Gesicht, schüttelte ihm nach einer kurzen Pause (der Zeiger wies auf zehn Minuten nach elf) mit Wärme die Hand, und rannte wie ein Verzweifelter aus dem Zimmer.
    Herr Pickwick war einige Schritte gegangen, und der große Zeiger der Uhr war, auch wie Pickwick weitergehend, auf Halb angelangt, als sich plötzlich die Tür öffnete. Er wandte sich um und wollte eben Herrn Peter Magnus begrüßen, erblickte aber statt seiner das fröhliche

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