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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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unschlüssig.
    »Bleib«, wiederholte Herr Pickwick.
    »Darf ich diesen Hiob nicht im Garten noch etwas ausstäuben?« fragte Herr Weller.
    »Nein«, erwiderte Herr Pickwick.
    »Darf ich ihm nicht am Gartentor noch einen Fußtritt geben, Sir?« fragte Herr Weller.
    »Nein, unter keinen Umständen«, entgegnete sein Herr.
    Zum ersten Male seit seiner Anstellung sah Herr Weller für einen Augenblick mißvergnügt und unglücklich aus. Aber bald klärte sich sein Gesicht auf, denn der schlaue Herr Muzzle, der sich hinter die Haustür versteckt hatte, brach gerade im rechten Moment hervor und hatte das Glück, durch seine außerordentliche Gewandtheit Herrn Jingle und seinen Adjutanten kopfüber die Treppe hinab in die Töpfe zu werfen, worin die amerikanischen Aloen standen.
    »Nachdem ich meine Pflicht erfüllt habe, Sir«, sagte Herr Pickwick zu Herrn Nupkins, »will ich mich jetzt mit meinen Freunden von Ihnen verabschieden. Wir danken Ihnen für die uns erwiesene Gastfreundschaft. Erlauben Sie mir, Sie in unser aller Namen zu versichern, daß wir diese nie in Anspruch genommen, noch uns auf eine solche Weise aus unserer früheren Verlegenheit gezogen hätten, wären wir nicht durch ein strenges Pflichtgefühl dazu bestimmt worden. Wir kehren morgen nach London zurück. Ihr Geheimnis ist sicher bei uns aufgehoben.«
    Das war der Entgelt, mit dem Herr Pickwick gegen die Behandlung protestierte, die ihnen am Morgen widerfahren war. Er machte den Damen eine tiefe Verbeugung und verließ, ungeachtet der dringenden Einladung der Familie, mit seinen Freunden das Zimmer.
    »Nimm deinen Hut, Sam«, sagte Herr Pickwick.
    »Er ist unten, Sir«, erwiderte Sam, und eilte hinunter, um ihn zu holen.
    Nun war aber niemand in der Küche als das hübsche Stubenmädchen, und da Sams Hut verlegt war, so mußte er ihn suchen, und das hübsche Stubenmädchen leuchtete ihm. Sie mußten die ganze Küche durchsuchen, und das hübsche Stubenmädchen ließ sich in ihrer Besorgnis um den Hut auf ein Knie nieder und durchstöberte alles, was in dem kleinen Winkel hinter der Tür aufgehäuft lag. Es war ein unbequemer Winkel, man konnte nicht hinkommen, ohne vorher die Tür zu schließen.
    »Hier ist er«, rief das hübsche Stubenmädchen: »das ist er, nicht wahr?«
    »Zeigen Sie«, sagte Sam.
    Das hübsche Stubenmädchen hatte das Licht auf den Boden gestellt, und da es nur einen matten Schein von sich warf, war Sam genötigt, sich ebenfalls auf die Knie niederzulassen, um zu sehen, ob es wirklich sein Hut war oder nicht. Der Winkel war außerordentlich eng, und deswegen – es trug niemand anders die Schuld, als der Mann, der das Haus gebaut hatte – kamen Sam und das hübsche Stubenmädchen notwendig sehr nahe zusammen.
    »Ja, da« ist er«, sagte Sam. »Leben Sie wohl.«
    »Leben Sie wohl«, antwortete das hübsche Stubenmädchen.
    »Leben Sie wohl«, sagte Sam: und als er das sagte, ließ er den Hut fallen, dessen Auffindung so viele Mühe gekostet hatte.
    »Wie ungeschickt Sie sind«, rief das hübsche Stubenmädchen aus. »Sie werden ihn wieder verlieren, wenn Sie nicht besser acht geben.«
    Und um dem vorzubeugen, setzte sie ihm selber den Hut auf den Kopf.
    Ob nun das Gesicht des hübschen Stubenmädchens noch hübscher aussah, als es dem Gesichte Sams zugekehrt war, oder ob es eine zufällige Folge des Umstandes war, daß sie einander so nahe waren, das ist eine Frage, die bis auf diesen Tag noch nicht entschieden ist – kurz, Sam küßte sie.
    »Sie haben das doch nicht absichtlich getan?« fragte das hübsche Stubenmädchen errötend.
    »Nein«, antwortete Sam, »aber jetzt will ich es absichtlich tun.«
    Somit küßte er sie wieder.
    »Sam!« rief Herr Pickwick von der Treppe her.
    »Ich komme, Sir«, erwiderte Sam, hinaufeilend.
    »Wo bist du solange gewesen?« fragte Herr Pickwick.
    »Es lag etwas hinter der Tür, Sir; darum konnten wir sie solange nicht aufmachen«, antwortete Sam.
    Und das war der erste Akt von Herrn Wellers erster Liebe.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Das eine kurze Erzählung von dem weitern Verlauf des Prozesses zwischen Bardell und Pickwick enthält.
     
    Da Herr Pickwick durch Jingles Entlarvung den Hauptzweck seiner Reise erreicht hatte, so beschloß er, alsbald nach London zurückzukehren, um sich mit den Maßregeln bekannt zu machen, die die Herren Dodson und Fogg während dieser Zeit ergriffen haben mochten. Diesen Entschluß mit der ganzen Kraft und Entschiedenheit seines Charakters verfolgend,

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