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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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bemerkte Frau Cluppins, »wenn ich an eine solche Treulosigkeit denke. Ich möchte nicht gern etwas sagen, was Ihnen wehtun könnte, junger Mann, aber Ihr Herr ist ein Ungeheuer, und ich wollte, er wäre hier, daß ich es ihm ins Gesicht sagen könnte.«
    »Auch ich wünschte, er wäre hier«, erwiderte Sam.
    »Es ist schrecklich mit anzusehen, wie entsetzlich sie sich’s zu Herzen nimmt, wie schwermütig sie umherwankt, und wie sie an nichtmehr Vergnügen findet, außer wenn ihre Freundinnen aus christlichem Mitleid herüberkommen, um sie zu besuchen und zu trösten«, sagte Frau Cluppins mit einem Seitenblick auf die zinnerne Platte und den holländischen Backofen. »Ja, wahrhaft schrecklich!«
    »Barbarisch«, rief Frau Sanders.
    »Und Ihr Herr, junger Mann, ein Gentleman mit Vermögen, der den Aufwand für eine Frau gar nicht spürt«, fuhr Frau Cluppins mit großer Zungengeläufigkeit fort, »der also keinen Schatten von Entschuldigung für sich hat. – Warum heiratet er sie nicht?«
    »Ja«, erwiderte Sam, »das ist eben die Frage, um die es sich handelt.«
    »Frage? wahrlich«, entgegnete Frau Cluppins: »wenn sie meinen Geist hätte, sie würde ihn nicht lange fragen. Es gibt noch Gesetze für uns Frauen, zu welch erbärmlichen Geschöpfen sie uns auch machen möchten, wenn sie könnten, und das wird Ihr Herr auf seine Kosten erfahren, ehe er ein halbes Jahr älter ist.«
    Bei dieser tröstlichen Betrachtung klärte sich Frau Cluppins’ Gesicht auf, und sie lächelte Frau Sanders zu, und diese lächelte ihr wieder zu.
    »Der Prozeß nimmt also seinen Fortgang; da ist kein Zweifel«, dachte Sam, als Frau Bardell mit der Quittung erschien.
    »Hier ist die Quittung, Herr Weller«, sagte Frau Bardell, »und hier ist das Geld, das Sie noch herausbekommen. Ich hoffe. Sie werden einen Tropfen annehmen, um sich zu erwärmen, wäre es auch nur um der alten Bekanntschaft willen, Herr Weller.«
    Sam sah den Vorteil ein, den er dadurch errang, und nahm das Anerbieten an, worauf Frau Bardell aus einem kleinen Schrank eine dunkle Flasche und ein Weinglas herausnahm. Sie war so tief in ihren Seelenschmerz versunken, daß sie nach Auffüllung von Herrn Wellers Glas noch drei weitere Glaser zutage förderte und sie ebenfall« füllte.
    »Ach du meine Güte, Frau Bardell«, rief Frau Cluppins aus; »wo sind Sie, und was machen Sie da?«
    »Wie kommen Sie mir vor?« fiel Frau Sanders ein.
    »Ach, mein armer Kopf!« seufzte Frau Bardell mit trübem Lächeln.
    Sam verstand natürlich das alles, darum sagte er ohne weitere«, er könne vor Tisch nie trinken, außer es trinke eine Dame mit ihm. Darauf wurde denn weidlich gelacht, und Frau Sanders erklärte sich bereit, ihn in dieser Hinsicht zufriedenzustellen: sie schlürfte also einen Tropfen aus ihrem Glase. Dann meinte Sam, es müsse herumgehen und so nahmen denn alle ein kleines Schlückchen. Dann schlug die Frau Cluppins den Toast vor: »auf guten Erfolg des Prozesses Bardell gegen Pickwicks, und dann leerten die Damen ihre Gläser zu Ehren dieses Trinkspruches und wurden alsbald sehr gesprächig.
    »Ich vermute. Sie haben vernommen, was vorgeht, Herr Weller?« sagte Frau Bardell.
    »Ich habe davon reden hören«, erwiderte Sam.
    »Es ist entsetzlich, auf diese Art zum Stadtgespräche zu werden, Herr Weller«, sagte Frau Bardell. »Aber ich sehe nun ein, daß es das einzige war, was ich tun konnte, und meine Rechtsbeistände, die Herren Dodson und Fogg sagen mir, daß wir mit den Beweisen, die wir vorlegen können, gewinnen müssen . Ich wüßte wirklich nicht, was ich tun sollte, wenn es fehlschlüge, Herr Weller.«
    Der bloße Gedanke, Frau Bardell könnte möglicherweise ihren Prozeß verlieren, ergriff Frau Sanders so heftig, daß sie sich in die Notwendigkeit versetzt sah, augenblicklich ihr Glas wieder zu füllen und wieder zu leeren. Sie fühlte, wie sie nachher gestand, sie wäre unfehlbar umgesunken, wenn sie nicht die Geistesgegenwart gehabt hätte, dieses Mittel zu ergreifen.
    »Wann wird wohl der Termin stattfinden?« fragte Sam.
    »Entweder im Februar oder im März«, erwiderte Frau Bardell.
    »Was für eine Menge von Zeugen da auftreten werden!« rief Frau Cluppins au«.
    »O gewiß«, versetzte Frau Sanders.
    »Und würden die Herren Dodson und Fogg nicht rasend werden, wenn die Klägerin nicht gewönne«, fügte die Frau Cluppins hinzu, »da sie den Prozeß auf Spekulation anfangen?«
    »O gewiß«, sagte Frau Sander«.
    »Aber die Klägerin muß

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