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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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einen bedeutungsvollen Wink.
    »Ebenso seltsam kommt mir der Einfall vor, Taschentücher unter Leute auszuteilen, die sie gar nicht zu gebrauchen wissen«, bemerkte Sam.
    »Sie machen einen Streich über den andern, Sammy«, versetzte sein Vater. »Letzten Sonntag gehe ich die Straße hinauf. Wen sehe ich an der Kirchentür stehen mit einem blauen Suppenteller in der Hand? Niemand anders als deine Stiefmutter. Ich glaube wahrhaftig, es war Münze für ein paar Goldmünzen drin, lauter Halbpennystücke, und als die Leute aus der Kirche kamen, regnete es Pence, daß man hatte glauben sollen, kein sterblicher Teller, der jemals aus der Werkstätte eines Töpfers hervorging, könnte diese Hülle und Fülle tragen. Wofür meinst du, daß da gebettelt wurde?«
    »Vielleicht wieder für einen Tee?« fragte Sam.
    »Bewahre«, erwiderte der Vater; »aber für des Hirten Wassersteuer, Sammy.«
    »Des Hirten Wassersteuer?« fragte Sam.
    »Ja«, erwiderte Herr Weller: »er war noch mit drei Quartalen im Rückstand – vielleicht hegte er die Ansicht, das Wasser sei für ihn ein ziemlich unnützer Artikel; denn er trinkt sehr wenig von dieser Flüssigkeit, Sammy, sehr wenig. Er kennt anderes Wasser, das wenigstens sechsmal mehr wert ist. Gut, dem sei wie ihm wolle; es war einmal nicht bezahlt und sie verschlossen ihm die Leitung. Was tut der Hirte? Er geht in die Kirche, gibt sich für einen Märtyrer aus und sagt, er hoffe, der Aufseher, der ihm das Wasser abgeschnitten hätte, werde in sich gehen und auf den rechten Weg zurückkehren. Aber in seinem Herzen denkt er, der Teufel möge ihn in sein Kundenbuch eintragen. Daraufhin berufen die Weiber eine Versammlung ein, singen einen Psalm, setzen deine Stiefmutter auf den Präsidentenstuhl, veranstalten auf den nächsten Sonntag eine Kollekte und händigen alles dem Hirten ein. Und wenn er nicht genug bekam, sich für sein ganzes Leben lang von der Wassersteuer freizumachen«, schloß Herr Weller seinen Vortrag, »so bin ich ein Esel und du bist auch einer, Sam, und damit basta.«
    Herr Weller rauchte einige Minuten still und begann dann aufneue.
    »Das Schlimmste an diesen Hirten ist, daß sie den jungen Weibern die Köpfe verdrehen. Der Herr erbarme sich über die guten Geschöpfe: sie glauben, es habe alles seine Richtigkeit, und wissen es nicht besser; aber man treibt nur sein Spiel mit ihnen, Samuel, man treibt nur sein Spiel mit ihnen.«
    »Das denke ich auch«, sagte Sam.
    »Das ist es«, versetzte Herr Weller mit ernstem Kopfschütteln; »und was mich am meisten ärgert, Samuel, sie vergeuden all ihre Zeit und Mühe damit, Kleider für kupferfarbige Leute zu machen, die sie nicht nötig haben, und keine Rücksicht auf fleischfarbige Christen nehmen, die sie nötig hätten. Wenn ich Herr wäre, Samuel, ich würde einige von diesen faulen Hirten hinter einen schweren Schiebkarren stellen, den sie mir Tag für Tag auf einem vierzehn Zoll breiten Brett auf und nieder fahren müßten. Das würde ihnen womöglich doch die Mücken aus dem Kopfe jagen.«
    Als Herr Weller dieses freundliche Mittel mit großem Nachdruck empfohlen hatte, heftig dazu nickte und mit den Augen zwinkerte, leerte er sein Glas auf einen Zug und klopfte mit der ihm angeborenen Würde die Asche aus seiner Pfeife.
    Als er so beschäftigt war, ließ sich im Gange eine gellende Stimme vernehmen.
    »Das ist deine liebe Verwandte, Sammy«, sagte Herr Weller; und ins Zimmer herein stürmte seine Frau Gemahlin.
    »Ach, du bist wieder zurückgekommen?« fragte Frau Weller.
    »Ja, meine Liebe«, erwiderte Herr Weller, sich eine frische Pfeife stopfend.
    »Ist Herr Stiggins wieder hier gewesen?« fragte Frau Weller.
    »Nein, meine Liebe, er war nicht hier«, antwortete Herr Weller. Er nahm eine glühende Kohle mit der Zange aus dem Feuer, hielt sie über den Pfeifenkopf und zündete sich so seine Pfeife an. »Überdies«, fuhr er fort, »dächte ich, meine Liebe, es überleben zu können, wenn er gar nicht mehr käme.«
    »Pfui, du ruchloser Mensch«, rief Frau Weller aus.
    »Ich danke dir, meine Liebe«, erwiderte Herr Wellwer.
    »Geht, geht, Vater«, sagte Sam, »keine Liebeserklärungen vor Fremden, hier kommen Hochwürden wieder.«
    Daraufhin wischte Frau Weller hastig die Tränen ab, die sie so eben hervorzupressen angefangen hatte, und Herr Weller rückte seinen Stuhl unmutig in die Ecke des Kamins.
    Herr Stiggins war leicht zu bewegen, ein Glas warmen Ananasgrog anzunehmen und ein zweites und ein drittes darauf

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