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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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abwischte, es sodann in der Hand zusammendrückte und endlich in den Hof hineinging.
    Es war Sams Aufmerksamkeit nicht entgangen, daß, als dieser Herr abstieg, ein schäbig aussehender Mann in einem braunen Überrock mit etlichen fehlenden Knöpfen, der vorher dem Wirtshause gegenüber auf- und abgewandelt war, auf einmal herüberkam und sich zu dem Ankömmling gesellte. Da ihm der Zweck eines Besuches von diesem Gentleman mehr als verdächtig erschien, ging ihm Sam in den Georg und Geier voran, wandte sich dann rasch um und pflanzte sich mitten auf der Haustürschwelle auf.
    »Nun, Kamerad?« sagte der Mann in dem groben Rock mit herrischem Ton, indem er ihn zugleich wegzupuffen versuchte.
    »Nun, Sir, was gibt’s?« entgegnete Sam, den Puff mit reichlichen Zinsen heimgebend.
    »Komm Er mir nicht so, Mensch; Er wird nicht viel ausrichten«, sagte der Eigentümer des groben Rockes, seine Stimme erhebend und sehr weiß werdend – »hierher Smouch.«
    »Nun, wo fehlt es denn?« murrte der Herr mit dem braunen Rock, der während dieses kurzen Zwiegesprächs sich allmählich durch den Hof hierhergeschlichen hatte.
    »Bloß eine Unverschämtheit von diesem jungen Burschen«, sagte der Prinzipal, Sam einen neuen Stoß versetzend.
    »Laß Er solche Späße bleiben«, murrte Smouch, indem er Sam ebenfalls einen recht derben Puff gab.
    Dieser letzte Puff hatte die Wirkung, die der erfahrene Herr Smouch beabsichtigte, denn während Sam, um das Kompliment so schnell wie möglich heimzugeben, den Gentleman an den Türpfosten drückte, schlich der Prinzipal hinein und gelangte in die Gaststube, wohin ihm Sam unter allerhand bezeichnenden Bemerkungen gegen Herrn Smouch alsbald nachfolgte.
    »Guten Morgen, liebes Kind«, sagte der Prinzipal mit kolonialer Ungezwungenheit und neusüdwälischer Artigkeit zu der jungen Dame in der Gaststube. »Wo ist Herrn Pickwicks Zimmer, meine Teuerste?«
    »Zeigen Sie es ihm«, sagte das Mädchen zu einem Kellner, ohne den sonderbaren Gast eines weiteren Blickes zu würdigen.
    Der Kellner ging die Treppe hinauf, der Mann mit dem groben Rock folgte und hinter ihm Sam, der unterwegs, zum unaussprechlichen Ergötzen des Gesindes und anderer Zuschauer, durch allerhand Gebärden seine überschwengliche Verachtung und einen herausfordernden Trotz an den Tag legte. Herr Smouch, der an einem trockenen Husten litt, blieb unten und wartete im Gang.
    Herr Pickwick lag in tiefem Schlafe, als sein früher Gast, von Sam gefolgt, ins Zimmer trat. Das Geräusch, das sie machten, weckte ihn auf.
    »Wasser zum Rasieren, Sam!« rief er hinter den Bettvorhängen.
    »Rasieren Sie sich nur sogleich, Herr Pickwick«, sagte der Gast, den obersten Vorhang zurückschiebend. »Ich habe auf Verlangen der Bardell einen Exekutionsbefehl gegen Sie. – Da ist er, unterzeichnet vom Gericht. Hier meine Karte. Ich denke, Sie gehen mit mir in mein Haus.«
    Und indem er Herrn Pickwick freundlich auf die Schulter klopfte, warf der Offiziant des Sheriffs – denn ein solcher war er – seine Karte auf die gesteppte Bettdecke und zog einen goldenen Zahnstocher aus seiner Westentasche.
    »Namby ist mein Name«, sagte er, als Herr Pickwick seine Brille unter dem Kissen hervorzog und aufsetzte, um die Karte zu lesen. »Namby, Bell Alley in der Colemansstraße.«
    Hier mischte sich Sam Weller, der seine Augen fortwährend auf Herrn Nambys glänzenden Castorhut geheftet hatte, ins Gespräch:
    »Sie sind ein Quäker?« fragte er.
    »Er wird es mit der Zeit schon erfahren, wer ich bin«, erwiderte der entrüstete Offiziant. »Ich will Ihn an einem schönen Vormittag schon Mores lehren, mein sauberer Bursche.«
    »Danke schön«, sagte Sam: »ich will Ihnen denselben Gefallen erweisen. Nehmen Sie den Hut ab.«
    Mit diesen Worten schlug er Herrn Namby so geschickt und kräftig den Hut vom Kopfe, daß jener beinahe noch obendrein seinen goldenen Zahnstocher verschluckt hätte.
    »Sie sehen es, Herr Pickwick«, sagte der bestürzte Agent, nach Luft schnappend: »ich bin in der Ausübung meiner Amtspflicht von Ihrem Diener in Ihrem Zimmer angegriffen worden. Ich stehe in Gefahr und rufe Sie zum Zeugen auf.«
    »Bezeugen Sie nichts, Sir«, unterbrach ihn Sam. »Machen Sie die Augen fest zu, Sir; ich will ihn zum Fenster hinauswerfen’, nur schade, daß er nicht tief fallen kann.«
    »Sam«, sagte Herr Pickwick in ärgerlichem Tone, als sein Diener allerhand feindselige Demonstrationen machte, »wenn du noch ein Wort sprichst oder diesem Herrn

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