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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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erwiderte Pickwick. »Hat er denn gar keine Aussicht, aus seiner schwierigen Lage loszukommen?«
    »Nein, keine Spur«, erwiderte Price. »Ich wollte hundert gegen eins wetten, daß er binnen zehn Jahren auf keine Straße mehr kommt.«
    Dabei schnalzte Herr Price verächtlich mit dem Finger und läutete.
    »Geben Sie mir einen Bogen Papier, Crookey«, sagte er zu dem Aufwärter, der seiner Kleidung und ganzen Erscheinung nach ein Mittelding zwischen einem bankerotten Viehmäster und einem zahlungsunfähigen Pächter zu sein schien; »und ein Glas Branntwein mit Wasser. Verstehen Sie mich? Ich will meinem Vater schreiben und muß eine Stimulanz haben, sonst kann ich dem alten Knaben nicht eindringlich genug ins Gewissen reden.«
    Es ist unnötig, hinzuzusetzen, daß der junge Bursche bei dieser scherzhaften Sprache vor lauter Lachen beinahe Krämpfe bekam.
    »Bravo!« sagte Herr Price: »das ist ein Hauptspaß!«
    »Ganz vortrefflich«, sagte der junge Gentleman.
    »Sie haben eben Geist«, fuhr Price fort: »Sie kennen das Leben.«
    »Das will ich meinen«, erwiderte der Bursche. Er hatte es durch die schmutzigen Scheiben einer Gaststube betrachtet.
    Herr Pickwick, den die Unterhaltung sowie das ganze Benehmen der beiden Burschen nicht wenig anekelte, wollte eben fragen, ob man ihm kein Privatzimmer geben könne, als zwei oder drei Fremde von anständigem Aussehen eintraten, bei deren Anblick der Bursche seine Zigarre ins Feuer warf und Herrn Price zuflüsterte, sie seien gekommen, um seine Sachen in Ordnung zu bringen, worauf er sich mit ihnen an einen Tisch am andern Ende des Zimmers begab.
    Es schien freilich, daß die Sachen nicht so leicht in Ordnung zu bringen waren, wie der junge Gentleman voraussetzte, denn es erfolgte eine sehr lange Unterhaltung, wovon Herr Pickwick unwillkürlich einige zornige Bemerkungen über liederlichen Lebenswandel und wiederholte Verzeihung mit anhörte. Endlich wurden von dem ältesten Herrn in der Gesellschaft sehr deutliche Anspielungen auf eine gewisse Whitecroßstraße   gemacht, wobei der Jüngling, trotz seiner Munterkeit, trotz seines Witzes und seiner Lebenskenntnis obendrein, den Kopf auf den Tisch lehnte und jammervoll heulte.
    Sehr zufrieden über das rasche Geducktwerden des jungen Renommisten läutete Herr Pickwick und wurde auf sein Verlangen in ein Privatzimmer geführt, das mit einem Teppich, einem Tische, mehreren Stühlen, einem Kredenztisch und Sofa versehen und mit einem Spiegel sowie mehreren alten Gemälden geschmückt war. Hier hatte er den Genuß, solange sein Frühstück bereitet wurde, unmittelbar über sich Frau Namby Klavier spielen zu hören, und als ersteres kam, erschien auch Herr Perker.
    »Aha, mein lieber Herr«, sagte das kleine Männchen: »endlich in die Falle gegangen? Ich gräme mich indessen nicht sehr darüber, denn jetzt werden Sie doch endlich die Abgeschmacktheit Ihres Benehmens einsehen. Ich habe mir den Betrag der Prozeßkosten, sowie die Entschädigungsgelder notiert, und es wäre am gescheitesten, wir machten die Sache mit einem Male und ohne Zeitverlust ab. Namby wird wohl jetzt zurückgekommen sein. Was meinen Sie, mein lieber Herr, soll ich Ihnen eine Anweisung niederschreiben?«
    So sprechend rieb sich das Männchen mit erzwungener Lustigkeit die Hände, konnte aber, als er Herrn Pickwick ins Gesicht schaute, nicht umhin, zu gleicher Zeit einen verzweifelten Blick auf Sam Weller zu werfen.
    »Perker«, sagte Herr Pickwick, »ich muß bitten, daß Sie mich nichts mehr davon hören lassen. Ich sehe nicht ein, warum ich noch länger hierbleiben soll und will deshalb heute nach noch ins Gefängnis gehen.«
    »In die Whitecroßstraße können Sie unmöglich, mein teurer Sir«, erwiderte Perker. »Da sind sechzig Betten in einer Abteilung und die Riegel sechzehn Stunden täglich vorgeschoben.«
    »Dann möchte ich lieber in ein anderes Gefängnis, wenn es möglich ist«, sagte Herr Pickwick. »Wo nicht, so muß ich mir’s dort bequem machen, so gut es angeht.«
    »Sie können ins Fleet gehen, mein lieber Herr, wenn Sie überhaupt entschlossen sind, wohin zu gehen«, meinte Perker.
    »Das will ich tun«, sagte Herr Pickwick; gleich nach dem Frühstück.«
    »So warten Sie doch noch ein wenig, lieber Herr; es ist nicht der geringste Grund vorhanden, so schrecklich an einen Ort zu eilen, von dem sich die meisten andern Menschen ebenso gewaltig wegsehnen«, sagte der gutmütige kleine Anwalt. »Wir müssen ein habeas corpus auswirken und

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