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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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denn in diesem Augenblick kam Perker und nahm Herrn Pickwick mit sich fort.
    Nachdem die gewöhnlichen Förmlichkeiten durchgemacht waren, wurde bald darauf der Leib Samuel Pickwicks der Bewachung des Gerichtsdieners übergeben und sofort dem Vorsteher des Fleetgefängnisses überantwortet, um solange in Verwahrung gehalten zu werden, bis die Entschädigungssumme an Frau Bardell und die Prozeßkosten auf Heller und Pfennig bezahlt sein würden.
    »Da soll ihnen die Zeit lang werden«, sagte Herr Pickwick lachend. »Sam, hole einen Mietwagen. Perker, mein werter Freund, auf Wiedersehen!«
    »Ich will mit Ihnen gehen, um mich von Ihrer glücklichen Ankunft zu überzeugen«, erwiderte Perker.
    »Ich danke Ihnen«, sagte Herr Pickwick: »ich möchte nicht gern einen andern Begleiter haben als Sam. Sobald ich aber eingerichtet bin, werde ich Ihnen schreiben und Sie dann sogleich erwarten. Inzwischen leben Sie wohl.«
    Also sprach Herr Pickwick und stieg in Begleitung des Gerichtsdieners in den Wagen. Sam setzte sich auf den Bock und sie fuhren ab.
    »Ein ganz außerordentlicher Mann das«, sagte Perker, indem er stehenblieb, um seine Handschuhe anzuziehen.
    »Er hätte einen prächtigen Bankerottmacher gegeben, Sir«, bemerkte Herr Lowten, der in der Nähe stand. »Der würde die Kommissare schinden und ihnen Trotz bieten, wenn sie auch tausendmal vom Verhaften sprächen.«
    Der Anwalt schien darüber, wie sein Schreiber berufsmäßig Herrn Pickwicks Charakter schätzte, nicht sehr erbaut: denn er ging fort, ohne ihn einer Antwort zu würdigen.
    Die Mietkutsche rumpelte die Fleetstraße entlang, wie Mietkutschen zu tun pflegen. Der Kutscher sagte, die Pferde gehen besser, wenn sie etwas vor sich sehen (und sie müssen wirklich einen erstaunlichen Schritt gelaufen sein, wenn nichts vorhanden war), und hielt sich daher hinter einem Karren: blieb dieser stehen, so blieb die Kutsche auch stehen, und setzte sich der Karren wieder in Bewegung, so tat sie desgleichen. Herr Pickwick saß dem Gerichtsdiener gegenüber, der seinen Hut zwischen den Knien hielt, ein Liebchen pfiff und fortwährend zum Fenster hinaus schaute.
    Die Zeit vollbringt indessen Wunder, und mit der mächtigen Hilfe dieser alten Dame legt sogar ein Mietwagen eine halbe Meile Wegs zurück. Sie hielten endlich an, und Herr Pickwick stieg vor dem Tore des Fleetgefängnisses aus.
    Der Gerichtsdiener blieb ihm dicht auf der Ferse und führte ihn ins Gefängnis: daselbst angekommen, wandten sie sich links und gelangten durch eine offene Tür in eine Vorhalle, aus der ein gewichtiges Tor, das dem Eingangstor gerade gegenüberstand und von einem stämmigen Kerkermeister mit dem Schlüssel in der Hand bewacht wurde, ins Innere des Gefängnisses führte.
    Hier hielten sie an, bis der Gerichtsdiener seine Papiere abgegeben hatte, und man sagte Herrn Pickwick, er habe solange allda zu verweilen, bis er sich der dem Eingeweihten wohlbekannten Zeremonie unterworfen, das heißt, zu seinem Porträt gesessen hätte.
    »Zu meinem Porträt gesessen?« fragte Herr Pickwick.
    »Ja, Sir, damit wir Ihr Konterfei bekommen«, erwiderte der stämmige Schließer, »Wir sind Spezialisten im Abzeichnen, brauchen nur einen Augenblick dazu und treffen immer richtig. Tun Sie, als wenn Sie zu Hause wären, Sir.«
    Herr Pickwick willfahrte der Aufforderung und setzte sich, worauf Herr Weller, der sich hinter seinem Stuhle aufgestellt, ihm zuflüsterte, da« »zum Porträtsitzen« wäre bloß ein anderer Ausdruck für die Beaugenscheinigung von seiten der verschiedenen Schließer, damit diese die Gefangenen von Besuchen unterscheiden könnten.
    »Gut, Sam«, sagte Herr Pickwick, »dann wünschte ich, die Künstler kämen; das ist ein sehr öffentlicher Platz.«
    »Sie werden wohl nicht lange ausbleiben«, versetzte Sam. »Da hängt eine hölzerne Schwarzwälderuhr.«
    »Das sehe ich«, bemerkte Herr Pickwick.
    »Und ein Vogelkäfig«, sagte Sam. »Reusen in Reusen, ein Gefängnis im Gefängnisse. Nicht wahr, Sir?«
    Als Herr Weller diese philosophische Bemerkung machte, gewahrte Herr Pickwick, daß das Sitzen seinen Anfang genommen hatte. Der stämmige Schließer hatte das Schloß fahren lassen, sich niedergesetzt und betrachtete ihn nachlässig von Zeit zu Zeit. Dann starrte ihn ein langer, schmächtiger Bursche, der jenen abgelöst, und der sich mit den Händen unter den Rockschößen ihm gegenüber aufpflanzte, lange unverwandt an. Ein dritter Gentleman von etwas grämlichem Aussehen, der

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