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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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hoffentlich keinen Zorn auf uns haben.« Zugleich streckte er ihm eine Hand hin, ähnlich dem gelben Fingerklumpen, den man hier und da über dem Laden eines Handschuhmachers hängen sieht.
    »O gewiß nicht«, sagte Herr Pickwick recht munter; denn jetzt, da die Aufregung vorüber war, begann er Kälte in seinen Füßen zu verspüren.
    »Gestatten Sie mir die Ehre, Sir«, sagte der Gentleman mit dem Schnurrbart, ihm seine rechte Hand anbietend.
    »Mit vielem Vergnügen, Sir«, erwiderte Herr Pickwick und stieg nach einem langen, feierlichen Händeschütteln wieder in sein Bett.
    »Mein Name ist Smangle, Sir«, sprach der Mann mit dem Schnurrbart.
    »Ah, schön«, sagte Herr Pickwick.
    »Ich heiße Mivins«, sprach der Mann mit den Strümpfen.
    »Freut mich, es zu hören«, erwiderte Herr Pickwick.
    »Hm«, hustete Herr Smangle.
    »Sagten Sie etwas, Sir«, fragte Herr Pickwick.
    »Nein, Sir«, erwiderte Herr Smangle.
    »Dann habe ich mich geirrt, Sir«, versetzte Herr Pickwick.
    Alles das war sehr artig und angenehm; um aber auf einen noch freundlicheren Fuß zu gelangen, versicherte Herr Smangle den Herrn Pickwick zu wiederholten Malen, daß er eine sehr hohe Verehrung für die Gefühle eines Gentleman hege: eine Gesinnung, die wirklich laut zu seinen Gunsten sprach, da durchaus kein Grund war, vorauszusetzen, daß er dieselben verstanden hätte.
    »Kommen Sie durch den Hof hierher, Sir?« fragte Herr Smangle.
    »Durch was?« sagte Herr Pickwick.
    »Durch den Hof – Portugalstraße – Sie wissen ja schon.«
    »O nein«, erwiderte Herr Pickwick.
    »Das Geld ausgegangen vielleicht?« erwiderte Mivins.
    »Ich fürchte nicht«, erwiderte Herr Pickwick. »Ich weigere mich bloß, Schadenersatz zu bezahlen und bin deshalb hier.«
    »So?« sagte Herr Smangle. »Mein Verderben war Papier.«
    »So sind Sie vielleicht ein Buchhändler, Sir?« fragte Herr Pickwick unschuldig.
    »Buchhändler? Gott bewahre. Nichts so Niederträchtiges. Kein Geschäftsmann. Wenn ich Papier sage, so meine ich Wechsel.«
    »Aha, jetzt verstehe ich Sie«, sagte Herr Pickwick.
    »Gott straf mich, ein Gentleman muß Unglücksfälle zu ertragen verstehen«, fügte Smangle hinzu. »Was ist es auch? Ich bin hier im Fleetgefängnis; nun gut, bin ich deswegen schlimmer daran als vorher?«
    »Nein, um kein Haar«, versetzte Herr Mivins.
    Und er hatte ganz recht: Herr Smangle war sogar weit besser daran, weil er, um sich für seinen neuen Wohnort zu versorgen, in den unentgeltlichen Besitz gewisser Schmucksachen gekommen war, die schon lange vorher den Weg zu einem Pfandleiher gefunden hatten.
    »Schön, aber kommen Sie«, sagte Herr Smangle: »das ist trockene Arbeit. Spülen wir den Mund mit einem Tröpfchen Glühwein aus; der letzte Ankömmling hat ihn zu bezahlen, Mivins wird ihn holen, und ich helfe ihn austrinken. Das ist, Gott straf mich, eine billige und gentlemanische Teilung der Arbeit.«
    Herr Pickwick, der keine Lust hatte, sich abermaligen Handgreiflichkeiten auszusetzen, nahm den Vorschlag mit Vergnügen an, gab Herrn Mivins Geld, und dieser verlor, da es nahe an elf Uhr war, keine Zeit, sondern eilte sogleich in die Restauration.
    »He, was haben Sie ihm gegeben?« flüsterte Smangle im Augenblick, wo sein Freund das Zimmer verlassen hatte.
    »Einen halben Sovereign«, sagte Herr Pickwick.
    »Er ist ein verteufelt angenehmer, gentlemanischer Kerl«, fuhr Herr Smangle fort – »ganz höllisch angenehm. Ich kenne keinen besseren Kameraden, aber –«
    Hier brach Herr Smangle kurz ab und schüttelte bedenklich den Kopf.
    »Sie werden damit doch nicht sagen wollen, daß er imstande wäre, das Geld für sich selbst zu verwenden?« fragte Herr Pickwick.
    »O nein, Gott bewahre, das sage ich nicht; ich sage ausdrücklich, daß er ein verteufelt gentlemanischer Kerl ist«, erwiderte Herr Smangle. »Aber ich denke, wenn vielleicht jemand hinunterginge, um zu sehen, ob er nicht zufälligerweise seinen Schnabel in den Krug steckt oder tölpelhaft genug ist, die Treppe herauf das Geld zu verlieren, so könnte das nicht schaden. He da, Sie, gehen Sie hinab und sehen Sie nach diesem Gentleman.«
    Diese Aufforderung galt einem kleinen, schüchtern um sich blickenden, nervenschwachen Manne, dessen ganze Erscheinung große Armut verriet, und der sich die Zeit über offenbar völlig betäubt über die Neuheit seiner Lage auf einem der Betten zusammengeduckt hatte.
    »Sie wissen doch die Restauration?« sagte Smangle. »Laufen Sie hinunter und sagen Sie jenem

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