Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
unvollkommenen Zustand kann man sie gelegentlich auch in der Gegend von Viehställen und in öffentlichen Häusern treffen, aber ihre volle Blume erhalten sie nur in diesen Mistbeeten, die von der Gesetzgebung klüglicherweise einzig und allein zu ihrer Erzielung geschaffen zu sein scheinen.
    Er war ein langer Kerl von olivenartiger Gesichtsfarbe, hatte lange dunkle Haare und einen sehr dicken, buschigen Schnurrbart, der unter dem Kinn zusammenlief. Er trug kein Halstuch, da er den ganzen Tag Ball gespielt hatte, und sein offener Hemdkragen enthüllte die volle Üppigkeit seines Nackens. Auf dem Kopf hatte er eine gewöhnliche französische Mütze zu achtzehn Pence sitzen, mit bunten Trotteln daran, die ihm zu dem gemeinen Barchentrock sehr hübsch stand. Seine Beine, die lang und schwach waren, schmückten ein Paar Oxforder Pumphosen, geeignet, die ganze Symmetrie seiner Glieder ins gehörige Licht zu stellen. Da sie indessen etwas nachlässig geschnallt und außerdem auch unvollständig zugeknöpft waren, so fielen sie in einer Reihe nicht eben sehr anmutsvoller Falten über ein Paar Schuhe gerade soweit auf die Ferse herab, um ein Paar schmutzige, weiße Strümpfe zu zeigen. In seinem ganzen Wesen sprach sich eine gewisse gaunerhafte, vagabundenmäßige Lebhaftigkeit und eine Art großtuerischer Spitzbüberei aus, die wenigstens eine Goldmine wert war.
    Diese Person war die erste, die bemerkte, daß Herr Pickwick zuschaute: sie winkte hierauf dem Zephyr zu und bat ihn mit drolliger Gravität, den Herrn nicht aufzuwecken.
    »Gott segne den ehrlichen Gentleman in Zeit und Ewigkeit«, rief der Zephyr sich abwendend und die äußerste Überraschung an den Tag legend, »der Gentleman ist bereits erwacht. Hallo, Shakespeare! Wie geht es Ihnen, Sir? Was machen Marie und Sara, Sir? und die liebwerteste alte Madame zu Hause, Sir? – He, Sir? Wollen Sie die Güte haben, in das erste Paketchen, das Sie abschicken, meine Komplimente zu legen und dabei zu melden, ich würde sie schon früher abgesandt haben, wenn ich nicht gefürchtet hätte, sie möchten im Wagen zerbrochen werden. Nicht wahr, Sir?«
    »Belästigen Sie den Gentleman nicht mit gewöhnlichen Höflichkeiten, da Sie sehen, daß er ungemein durstig ist«, sagte der Schnurrbart in scherzhaftem Tone. »Warum fragen Sie den Gentleman nicht, was er befehle?«
    »Beim Himmel, das habe ich ganz vergessen«, erwiderte der andere. »Was wollen Sie trinken, Sir? Wollen Sie Portwein, Sir? oder Xeres, Sir? Auch das Ale kann ich empfehlen, Sir: oder vielleicht wünschen Sie lieber Porter, Sir? Gönnen Sie mir das Glück, Ihre Nachtmütze aufzuhängen, Sir.«
    Mit diesen Worten schnappte der Sprecher den genannten Artikel von Herrn Pickwicks Kopf weg und setzte ihn in einem Nu dem Betrunkenen auf, der im festen Glauben, eine zahlreiche Versammlung zu ergötzen, fortfuhr, in möglichst melancholischen Tönen sein Lied abzuleiern.
    Jemanden mit Gewalt die Nachtmütze vom Kopf reißen und einem unbekannten Schmutznickel aufsetzen, mag an und für sich ein geistreicher Witz sein, gehört aber unstreitig in die Klasse der handgreiflichen Späße. Auch Herr Pickwick betrachtete die Sache von diesem Gesichtspunkte aus. Ohne seine Absicht im mindesten vorher zu verkünden, sprang er wie ein Blitz aus dem Bett und versetzte dem Zephyr   einen so derben Schlag auf die Brust, daß er ihm einen bedeutenden Teil der Bequemlichkeit raubte, die zuweilen sein Name mit sich bringt; sodann riß er seine Mütze wieder an sich und nahm kühn eine defensive Stellung an.
    »Nur herbei!« rief Herr Pickwick keuchend vor Zorn wie infolge des ungewöhnlichen Kraftaufwandes: »kommt nur alle beide!«
    Diese kecke Aufforderung begleitete der würdige Gentleman mit wiederholten Schwingungen seiner geballten Fäuste, um seinen Gegnern durch Entwicklung seiner Kunstfertigkeit Schrecken einzujagen.
    War es Herrn Pickwicks höchst unerwartete Tapferkeit, oder war es die verwickelte Art, wie er aus dem Bett gesprungen und ohne Umstände den Hornpipemann überfallen hatte, was seine Gegner rührte – kurz und gut, gerührt waren sie, und statt Mordversuche zu machen, wie Herr Pickwick unbedingt von ihnen vorausgesetzt, wurden sie auf einmal still, starrten einander ein paar Augenblicke an und begannen dann aus vollem Halse zu lachen.
    »Sie sind ein wackerer Mann«, sagte der Zephyr zu ihm, »und gefallen mir sehr wohl. Gehen Sie jetzt nur wieder ins Bett, sonst erkälten Sie sich. Sie werden doch

Weitere Kostenlose Bücher