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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Antwort, sondern schüttelte nur dem Kopf mit einer noch gelehrteren Miene.
    »Kümmert Euch nicht um das, was Ihr nicht versteht«, sagte Sam ungeduldig, »und sprecht vernünftig. Ich ging gestern abend, um Euch zu treffen, in den Marquis von Granby.«
    »Sahst du die Marquise von Granby, Sammy?« fragte Herr Weiler mit einem Seufzer.
    »Ja, ich sah sie«, erwiderte Sam.
    »Wie sah das liebe Kind aus?«
    »Sehr sonderbar«, versetzte Sam. »Ich glaube, sie richtet sich allmählich selbst zugrunde mit zu viel Ananasrum und andern starken Medizinen der Art.«
    »Glaubst du?« fragte der Ältere mit ernstem Tone.
    »Ja, gewiß«, versetzte der Jüngere.
    Herr Weller ergriff die Hand seines Sohnes, drückte sie und ließ sie dann wieder fallen. Es lag während dieses Verfahrens ein Ausdruck auf seinem Gesichte, nicht von Besorgnis oder Angst, sondern vielmehr von dem süßen, wohltuenden Gefühle der Hoffnung. Ein Schimmer von Ergebung und sogar von Heiterkeit ging über sein Gesicht, als er langsam sagte –
    »Ich bin meiner Sache nicht gewiß, Sammy; ich möchte nicht sagen, ich sei ganz positiv, ich könnte mich noch täuschen; aber ich meine fast, – ich meine fast, der Hirtenhelfer hat sich ein Leberleiden zugezogen.«
    »Sieht er schlecht aus?« fragte Sam.
    »Er ist ungemein blaß«, erwiderte sein Vater, »nur um die Nase herum nicht, die röter schimmert als je. Sein Appetit ist so so, aber trinken kann er außerordentlich.«
    Während dieser Äußerung schienen sich Herrn Wellers Geist auch einige Gedanken an Rum aufzudringen, denn er sah trübsinnig und nachdenklich aus: aber bald sammelte er sich wieder, wie sein vollkommenes Alphabet von Gebärdensprache verriet, der er nur dann nachzuhängen pflegte, wenn er besonders aufgeräumt war.
    »Wohlan denn«, sagte Sam; »jetzt von meinen Angelegenheiten. Spitzt Eure Ohren und unterbrecht mich nicht, bis ich fertig bin.«
    Nach dieser kurzen Einleitung erzählte Sam so gedrängt wie möglich die letzte merkwürdige Unterredung, die er mit Herrn Pickwick gehabt hatte.
    »Sitzt da allein, der arme Mensch!« rief der ältere Herr Weller aus, »und niemand nimmt Anteil an ihm! Das kann nicht gehen, Samuel, das kann nicht gehen.«
    »Natürlich nicht«, bestätigte Sam; »ich wußte das, ehe ich kam.«
    »Wollen ihn lebendig fressen, Sammy«, rief Herr Weller aus.
    Sam nickte beistimmend.
    »Hinein geht er in den Schuldturm etwas grün, Sammy«, sagte Herr Weller umschreibend, »und heraus kommt er so entsetzlich braun, daß ihn seine vertrautesten Freunde nicht mehr kennen. Ein gebratenes Täubchen ist nichts dagegen, Sammy.«
    Wieder nickte Sam Weller.
    »Das sollte nicht sein, Samuel«, bemerkte Herr Weller ernst.
    »Es darf nicht sein«, sagte Sam.
    »Gewiß nicht«, bestätigte Herr Weller.
    »Nun ja«, bemerkte Sam, »Ihr wäret ein trefflicher Wahrsager, wie die rotbackigen Elfen, die sie immer auf den Sechspencebüchsen abbilden.«
    »Was war der, Sammy?« fragte Herr Weller.
    »Daran liegt nichts, was er war«, erwiderte Sam; »es war wenigstens kein Kutscher, das muß für Euch genügen.
    »Ich kannte einen Hausknecht dieses Namens«, sagte Herr Weller nachdenkend.
    »Er war es nicht«, erwiderte Sam. »Der Gentleman, den ich meine, war ein Prophet.«
    »Was ist ein Prophet?« fragte Herr Weller, seinen Sohn forschend ansehend.
    »Nun, ein Mensch, der die Zukunft voraussagt«, antwortete Sam.
    »Ich wollte, ich hätte ihn gekannt, Sammy«, meinte Herr Weller; »vielleicht hätte er mir einigen Aufschluß über das Leberleiden geben können, von dem ich soeben sprach. Da er aber jetzt toi ist, und niemandem sein Geschäft hinterlassen hat, so ist die Sache vorüber. Fahre fort, Sam«, sagte Herr Weller mit einem Seufzer.
    »Nun wohlan«, bemerkte Sam, »Ihr sagtet die Zukunft voraus, die meinen Herrn erwarten würde, wenn man ihn allein ließe. Wißt Ihr kein Mittel, wie man für ihn sorgen kann?«
    »Nein, ich weiß keins, Sammy«, versetzte Herr Weller mit nachdenkendem Gesicht.
    »Gar kein Mittel?« fragte Sam.
    »Kein einziges«, versetzte Herr Weller: »außer« – und der Schein eines inneren Lichtes überstrahlte sein Gesicht, als er seine Stimme zu einem Geflüster dämpfte und seinen Mund an das Ohr seines Sprößling« hielt, »außer er würde sich in einem Bettkasten ohne Wissen des Schließers heraustragen lassen oder sich in ein altes Weib mit einem grünen Schleier verkleiden.«
    Sam Weller nahm beide Vorschläge mit einer unerwarteten

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