Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
Verachtung auf und wiederholte seine Frage.
    »Nein«, sagte der alte Herr: »wenn er dich nicht bei sich lassen will, so sehe ich durchaus kein Mittel. Es läßt sich nicht machen, Sammy – läßt sich nicht machen.«
    »Nun denn, so will ich Euch was sagen«, versetzte Sam. »Leiht mir fünfundzwanzig Pfund.«
    »Wozu das?« fragte Herr Weller.
    »Das ist gleichgültig«, erwiderte Sam. »Ihr könnt allenfalls nach fünf Minuten fragen; vielleicht sage ich dann, ich will nicht bezahlen und fahre euch grob an. Ihr werdet doch nicht daran denken, Euren eigenen Sohn wegen Geldes verhaften und nach dem Fleet bringen lassen – oder würdet Ihr das tun. Ihr unnatürlicher Landstreicher?«
    Darauf wechselten Vater und Sohn ein ganzes Buch schlauer telegraphischer Winke und Gebärden. Schließlich setzte sich der ältere Herr Weller auf eine steinerne Bank und lachte, bis er ganz blau war.
    »Was ist doch das für ein altes dummes Tier!« rief Sam unwillig über diesen Zeitverlust. »Was sitzt Ihr jetzt da und verdreht Euer Gesicht zu einer Haustürklingel, wo es so viel zu tun gibt. Wo ist das Geld?«
    »Im Kutschkasten, Sammy, im Kutschkasten«, antwortete Herr Weller, sich sammelnd. »Halte meinen Hut, Sammy!«
    Nachdem er sich’s leicht gemacht hatte, gab Herr Weller seinem Körper plötzlich einen Schwung auf die Seite und brachte vermöge einer geschickten Wendung seine rechte Hand in eine sehr geräumige Tasche, aus der er, nach großer Anstrengung, schnaufend eine dicke Brieftasche in großem Oktavformat hervorzog, die mit einem starken ledernen Riemen umwickelt war. Aus dieser nahm er ein paar Peitschenschnüre, drei oder vier Schnallen, eine Musterkarte und endlich ein Röllchen beschmutzter Banknoten heraus, von dem er die verlangte Summe ablöste und seinem Sohne einhändigte.
    »Und nun Sammy«, sagte der alte Herr, als Peitschenschnüre, Schnallen und Musterkarte wieder eingepackt und das Schreibbuch in der gleichen Tasche in Verwahrung gebracht waren. »Nun, Sammy, kenne ich hier einen Herrn, der im Augenblick den übrigen Teil unseres Geschäftes besorgen wird – ein Glied der Gesetzgebung, Sammy, der ein Froschhirn hat, das durch seinen Körper verbreitet ist und bis in die äußersten Spitzen der Finger geht, ein Freund des Lordkanzlers, Sammy, dem man nur sagen darf, was man will, und er sorgt bestens für dich auf dein ganzes Leben.«
    »Nichts davon«, sagte Sam.
    »Nichts wovon?« fragte Herr Weller.
    »Nun, nichts von solchen verfassungswidrigen Mitteln«, erwiderte Sam.
    Die Gefühle seines Sohnes respektierend, suchte Herr Weller alsbald den gelehrten Salomo Pell auf und teilte ihm seinen Wunsch mit, unverzüglich gegen einen gewissen Samuel Weller einen Verhaftsbefehl wegen der Summe von fünfundzwanzig Pfund und der Gerichtskosten ergehen zu lassen, wofür die Gebühren des Herrn Salomo Pell im voraus entrichtet werden sollten.
    Der Anwalt war sehr aufgeräumt; denn der zahlungsverlegene Pferdelenker war angewiesen worden, sogleich liquidieren zu lassen. Er lobte Sams Anhänglichkeit an seinen Herrn außerordentlich, erklärte, daß er ihn da ganz an seine eigenen Gefühle der Ergebenheit gegen seinen Freund, den Kanzler, erinnere, und führte den älteren Herrn Weller alsbald nach dem Temple, um ihn daselbst die Richtigkeit seiner Schuldforderung beschwören zu lassen – ein Akt, der denn auch unter Beihilfe des blauen Sacks, den der Junge nachgetragen, vollzogen wurde.
    Mittlerweile war Sam dem weißgewaschenen Herrn und seinen Freunden förmlich als Sprößling des Herrn Weller von Belle Sauvage vorgestellt worden. Man behandelte ihn mit ausgezeichneter Achtung und lud ihn ein, sich zu Ehren des Anlasses mit der übrigen Gesellschaft gütlich zu tun – eine Einladung, die Sam keineswegs verschmähte.
    Die Fröhlichkeit von Herren dieses Berufes hat gewöhnlich einen ernsten und ruhigen Charakter; aber der gegenwärtige Anlaß war ein besonders festlicher, und sie ließen deshalb einmal alle Fünf gerade sein.
    Nach mehreren lärmenden Toasten auf den Oberkommissar und Herrn Salomo Pell, der an diesem Tage so bewunderungswürdige Fähigkeiten entwickelt hatte, machte ein Herr mit buntscheckigem Gesicht und blauer Halsbinde den Vorschlag, es solle jemand einen Gesang anstimmen. Natürlich erfolgte darauf das Ersuchen, der Buntscheckige möchte selbst singen, wenn es ihm so sehr um Gesang zu tun sei; aber das lehnte der Buntscheckige standhaft und einigermaßen beleidigt ab, worauf, wie

Weitere Kostenlose Bücher