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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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nichts, nichts«, sagte Herr Winkle plötzlich.
    In Herrn Winkles Benehmen lag etwas so Hastiges und Unentschlossenes, daß Herr Pickwick unwillkürlich einen um Aufschluß bittenden Blick auf seine beiden Freunde warf.
    »Wir wissen nichts«, sagte Herr Tupman, diese stumme Aufforderung laut erwidernd. »Er ist schon seit zwei Tagen außerordentlich aufgeregt, und sein ganzes Benehmen ist anders, als es bisher zu sein pflegte. Wir fürchteten, es möchte etwas vorgefallen sein, aber er leugnet hartnäckig.«
    »Nein, nein«, sagte Herr Winkle, unter Herrn Pickwicks Forscherblick errötend: »es ist wirklich nichts: ich versichere Sie, es ist nichts, mein Teuerster. Ich werde wegen eines Privatgeschäftes in kurzem die Stadt verlassen müssen, und ich hatte gehofft, Sie zu der gütigen Erlaubnis bewegen zu können, Sam mitgehen zu lassen.«
    Herrn Pickwicks Gesicht drückte noch größeres Erstaunen aus als zuvor.
    »Ich glaubte«, stammelte Herr Winkle, »Sam würde nichts dagegen haben. Aber natürlich, wenn er Gefangener ist, so ist die Sache unmöglich und ich muß allein gehen.«
    Während Herr Winkle also sprach, fühlte Herr Pickwick mit einigem Erstaunen, daß Sams Finger an den Gamaschen zitterten, als ob er überrascht oder bestürzt wäre. Er sah auch auf Herrn Winkle, als dieser geredet hatte, und obgleich der Blick, den sie wechselten, nur die Zeit eines Augenblicks wegnahm, so schienen sie einander doch zu verstehen.
    »Weißt du etwas von dieser Sache, Sam?« fragte Herr Pickwick scharf.
    »Nein, Sir«, versetzte Herr Weller, mit außerordentlicher Emsigkeit zu knöpfen anfangend.
    »Gewiß; Sam?« sagte Herr Pickwick.
    »Nun, Sir«, antwortete Herr Weller: »soviel ist wenigstens gewiß, daß ich von diesem Augenblick noch nie etwas über diesen Gegenstand gehört habe. Wenn ich auch etwas errate«, fügte Sam mit einem Blick auf Herrn Winkle hinzu, »so bin ich nicht befugt, es zu sagen, denn ich könnte auch falsch geraten haben.«
    »Ich habe kein Recht, weiter in die Privatangelegenheiten meines Freundes zu dringen, und wenn wir auch noch so vertraut sind«, sagte Herr Pickwick nach kurzem Schweigen. »Laßt mich nur noch soviel sagen, daß ich von all dem nicht das mindeste verstehe. Es – doch genug über diesen Punkt.«
    Hierauf lenkte Herr Pickwick das Gespräch auf verschiedene Dinge, und Herr Winkle wurde allmählich unbefangener, wiewohl er immer noch weit von der eigentlichen Behaglichkeit entfernt war. Sie hatten so viel miteinander zu besprechen, daß der Vormittag schnell verfloß, und als Herr Winkle um drei Uhr auf dem kleinen Tische eine Hammelkeule und eine ungeheure Fleischpastete mit verschiedenen Platten Gemüse und Flaschen Porter aufstellte, die auf den Stühlen oder auf dem Ruhebette oder wo sonst Platz war, standen, fühlte sich jeder in die Stimmung versetzt, dem Mahle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, obgleich es die abstoßende Küche des Gefängnisses war, wo das Fleisch gekauft und zubereitet und die Pastete gemacht und gebacken worden war.
    Den Nachtisch bildeten ein paar Flaschen vorzüglichen Weines, die Herr Pickwick aus dem Kaffeehaus Horn in Doktor Commons hatte holen lassen. Die paar Flaschen hätte man eigentlich richtiger ein Halbdutzend nennen können, und als der Wein getrunken und der Tee vorüber war, läutete die Glocke zum Zeichen, daß sich die Fremden jetzt entfernen müßten.
    Aber war Herrn Winkles Benehmen am Morgen unerklärlich gewesen, so wurde es jetzt völlig übersinnlich und feierlich, als er sich unter dem Einflüsse seiner Gefühle und seines Anteils an dem Halbdutzend zum Abschied vorbereitete. Er blieb zurück bis die Herren Tupmann und Snodgraß verschwunden waren, und drückte dann Herrn Pickwick feurig die Hand, mit einem Gesicht, auf dem feste Entschlossenheit und Gram zusammen brennend kämpfen.
    »Gute Nacht, mein Teuerster«, murmelte Herr Winkle zwischen den Zähnen.
    »Gott segne Sie, mein lieber Freund«, versetzte der gerührte Herr Pickwick, als er den Händedruck seines jungen Freundes erwiderte.
    »Rasch, rasch!« erscholl Herrn Tupmans Stimme im Gang.
    »Ja, ja, im Augenblick«, antwortete Herr Winkle. »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, sagte Herr Pickwick.
    Es wurde noch einmal gute Nacht gesagt und noch einmal, und nach diesem noch ein Halbdutzendmal, und immer noch hielt Herr Winkle die Hand seines Freundes fest und sah ihm mit demselben seltsamen Ausdruck ins Gesicht.
    »Ist denn etwas vorgefallen?« fragte Herr

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