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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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anderen entfernten, oft gesuchten, aber selten erreichten Hafenorten sehr schön sind; allein vom Red-House bis zurück nach der Blackfriarsbrücke ändert sich die Szene gar bedauerlich. Das Korrektionshaus ist ohne Zweifel ein sehr schönes Gebäude, und die muntere, an schönen Sommerabenden dort badende Jugend mag sich von fern sehr gut ausnehmen: aber wenn ihr auf der Heimkehr genötigt seid, euch am Ufer zu halten, und wenn die jungen Damen erröten und beharrlich nach der anderen Seite schauen, während die verheirateten, halbunterdrückt husten und unverwandten Blicks in das Wasser sehen, so fühlt ihr euch sicher ziemlich verlegen – besonders wenn ihr etwa während der vorhergehenden paar Stunden eine leise Annäherung an das Sentimentale versucht habt.
    Obwohl betrübende Erfahrung bei uns zu dem soeben angegebenen Erlebnis geführt hat, wollen wir keineswegs leugnen, daß die Themse- Schiffahrts-Dilettanten dem Zuschauer viel Spaß machen können. Was wäre ergötzlicher als Searles Yard an einem schönen Sonntagmorgen? Es gilt einer Fahrt nach Richmond, und einige Dutzend Boote werden zur Aufnahme der Gesellschaften, die sie bestellt haben, hergerichtet. Zwei oder drei Burschen in weiten, groben Beinkleidern und Guernseyhemden treffen die erforderlichen Vorkehrungen, kurze Stationen machend, indem sie jetzt mit einem Paar Ruder und einem Kissen im Yard herunterkommen, dann ein paar Worte mit dem »Jack« plaudern, der gleich seiner ganzen Zunft vollkommen unfähig zu sein scheint, etwas anderes zu tun, als umherzulungern, dann wieder fortgehen und mit einem Ruder und einem Fußstocke zurückkehren, dann sich abermals durch ein kleines Geplauder erquicken und sich endlich, die Hände in die geräumigen Taschen gesenkt, hinstellen und sagen, daß sie doch wissen möchten, »wo die Herrschaften wohl bleiben dürften, die die sechs bestellt haben«. Einer von diesen, der Bootsmeister, der die Beinkleider sorgfältig aufgekrempelt hat, wahrscheinlich, um dem Wasser freien Zugang zu verschaffen – denn das Wasser ist ein Element, in dem er weit mehr zu Hause ist als auf dem Lande –, der Bootsmeister, sagen wir, ist ein wahrhaftiges Original und teilt mit dem verstorbenen Austernesser den berühmten Namen »Dando«. Schaut ihn, wie er sich zu einer kurzen Erholung von seinen Mühen auf den Rand eines Boots setzt und seine breite, haarige Brust mit einer kaum halb so rauhen Pelzkappe fächelt. Seht seinen prachtvollen, wenn auch rötlichen Knebelbart, und bemerkt den angeborenen Humor, womit er die Jungen und Lehrlinge schilt oder den Herrschaften eine Kleinigkeit für ein Glas Branntwein ablistet, wovon er, unserer Überzeugung nach, in einem Tage mehr hinuntergießt als sechs gewöhnliche Männer, ohne daß es ihn auch nur im mindesten anficht.
    Doch die Gesellschaft langt an, und Dando, befreit von seiner Ungewißheit, springt auf, um Hand anzulegen. Die Herrschaften erscheinen im vollständigen Wasserkostüm, in kurzen blauen Jacken, gestreiften Hemden, und mit Mützen von allen Größen und Gestalten.
    Dies ist der ergötzlichste Zeitpunkt, eine Wasserpartiegesellschaft von Londoner Spießbürgern zu beobachten. Offenbar haben sich alle bis zu diesem Augenblicke in einem beträchtlichen Maße ihrer Schifffahrtskunde gerühmt; der Anblick des Wassers kühlt ihren Mut rasch ab, und die Selbstverleugnung, womit einer wie alle schlechterdings den anderen die Ruder überlassen wollen, ist wirklich zum Entzücken. Dem einen ist dieses, dem andern jenes Ruder nicht recht; der eine kann nicht an dieser, ein zweiter nicht an jener Seite und ein dritter überhaupt nicht rudern. Indes gelangt man endlich zum Sitzen, und der Bootsmeister gibt das Signal zum Abstoßen, und sieht dabei so ruhig und behaglich aus, als ob er in die Bay von Biscaya steuerte. Die Rudermannschaft leistet dem Befehl Gehorsam, das Boot ist im Nu vollkommen herumgedreht und nimmt unter dem schrecklichsten Platschen und Schwanken die Richtung nach der Westminsterbrücke. »Anders rum, Sir«, schreit Dando, »Sie da hinten, Sir, anders rum!« worauf jeder der Herr da hinten zu sein glaubt, alle verkehrt anziehen und das Boot mit dem Hinterteile zuerst auf dem Flecke wieder anlangt, von dem es abstieß. »Sie, Sir, da hinten, anders rum; können Sie nicht rumrudern, Sie da vorn?« ruft Dando ganz außer sich. »So zieh doch herum, Tom!« ruft ein Mitglied der Gesellschaft. »Tom ist ja nicht vorn«, ruft ein anderes; »das ist er allerdings«,

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