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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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der Hoffnung ausersehen, daß er auch unsere Leser einigermaßen unterhalten werde.
    Sofern man von dem eigentlichen Mann der City, der sich um fünf Uhr von Lloyds nach Hackney, Clapton, Stamford-Hill oder wohin sonst nach Hause begibt, sagen kann, daß er außer seinem Mittagessen ein tägliches Vergnügen habe, so ist es sein Garten. Er tut darin niemals etwas mit eigenen Händen, setzt aber trotzdem großen Stolz darein; und denkst du, dich um die jüngste Tochter zu bewerben, so vergiß nicht, über jede Blume und jeden Strauch, der in ihm wächst, in Entzücken zu geraten. Nötigt dich deine Armut an Ausdrücken, einen Unterschied zwischen beiden zu machen, so empfehlen wir dir, seinen Garten mehr zu bewundern als seinen Wein. Durch jenen macht er jeden Morgen einen Gang, ehe er in die City fährt, und ist besonders besorgt darum, daß der Fischteich recht reinlich gehalten wird. Besuchst du ihn an einem Sonntag im Sommer, etwa eine Stunde vor dem Mittagessen, so wirst du ihn in seinem Sessel auf dem Grasplatze hinter dem Hause, mit einem Strohhut auf dem Kopf und dem Zeitungsblatt in der Hand finden und nicht weit entfernt von ihm einen prachtvollen Papagei in einem großen Messingdrahtkäfig erblicken. Du kannst zehn gegen eins darauf wetten, daß die beiden ältesten Mädchen in einem Seitengange lustwandeln, begleitet von einem Paar junger Herrlein, die Sonnenschirme über sie halten – natürlich nur, um sie gegen die Sonnenstrahlen zu schützen –, während die jüngsten Kinder unter Aufsicht ihrer Wärterin unbekümmert um die ganze übrige Welt im Schatten spielen. Wären diese Stunden und Genüsse nicht, so würde es den Anschein haben, als entstände des Vaters Vorliebe für seinen Garten weit mehr aus dem Bewußtsein des Besitzes als aus wirklichem, ihm dadurch bereitetem Vergnügen. Nimmt er dich zum Mittagessen an einem Wochentag mit, so ist er infolge seiner Tagesmühen ziemlich abgespannt und obendrein etwas verdrießlich; ist indessen das Tischtuch abgenommen und hat er drei bis vier Gläser von seinem Lieblingswein getrunken, so lässt er die Fenster des Speisezimmers öffnen (die natürlich in den Garten gehen), wirft ein seidenes Tuch über den Kopf, lehnt sich in seinen Sessel zurück und verbreitet sich mit beträchtlicher Redseligkeit über die Schönheit seines Parks und die Kosten des Unterhalts. Er tut dies, um dir – der du ein junger Freund des Hauses bist – eine gebührende Vorstellung von der Trefflichkeit des Gartens und dem Gelde seines Besitzers beizubringen; und wenn er den Gegenstand erschöpft hat, so schläft er ein.
    Es gibt noch andere und ganz verschiedene Klassen von Leuten, deren Erholung und Vergnügen ihr Garten ist. Ein ihr angehörendes Individuum – ein Ehemann – wohnt in geringer Entfernung von der Stadt, in der Hampstead- oder Kilburn- oder irgendeiner anderen Road, deren Häuser klein und nett sind und zierliche Gärtchen hinter dem Hause haben. Er hat mit seiner Frau – die eine ebenso saubere und gedrungene kleine Person ist wie er selbst – stets dasselbe Haus bewohnt, seit er sich vor zwanzig Jahren aus dem Geschäft zurückzog. Sie haben keine Kinder – hatten nur einst einen Knaben, der im fünften Jahre starb. Das Bild des Kindes hängt im Besuchszimmer über dem Kaminsims, und ein kleiner Karren, den es umherschob, wird sorgfältig als Reliquie aufbewahrt.
    Bei schönem Wetter ist der alte Herr fast beständig im Garten zu finden, und wenn es regnet, so schaut er stundenlang zum Fenster hinaus. Er hat fortwährend etwas im Garten zu tun, und wir sehen ihn mit sichtlichem Behagen graben, den Rechen oder das Messer führen oder pflanzen. Im Frühjahre streut er ohne Ende Sämereien aus, steckt Holzpflöcke mit Zetteln daneben, die Epitaphien zu ihrem Andenken gleichen; und wahrhaft bewundernswürdig ist die Beharrlichkeit, mit der er abends nach Sonnenuntergang mit einer mächtigen Gießkanne umherläuft. Sein einziges Vergnügen außer dem Garten ist sein Zeitungsblatt, das er tagtäglich von Anfang bis zu Ende durchliest – die interessantesten Nachrichten laut, wenn er mit seiner Frau das Frühstück einnimmt.
    Die alte Dame hält ausnehmend viel von Blumen, was die Hyazinthengläser im Fenster des Wohnzimmers und die Geranientöpfe in dem kleinen Hofe vor dem Hause bezeugen. Auch sie ist sehr stolz auf den Garten, und wenn einer der vier Fruchtbäume darin einmal eine größere Stachelbeere als gewöhnlich trägt, so wird diese sorgfältig

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