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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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ein drittes: und der unglückliche junge Mensch zieht und zieht auf die offenbarste Gefahr hin, ein Blutgefäß zu zersprengen, bis endlich das Vorderteil des Boots gehörig nach der Vauxhallbrücke gerichtet ist. »So ist’s recht – jetzt angezogen alle miteinander!« schreit Dando abermals, und fügt leise zu dem neben ihm Sitzenden hinzu: »Will verdammt sein, wenn ich mein Lebtag solch ‘n Boot voll Dummköpfe gesehen habe!« und das Boot gleitet im Zickzack vorwärts, weil alle sechs Ruder zu verschiedenen Zeiten eingesetzt werden, und das Yard ist abermals verlassen bis zur Ankunft einer anderen Gesellschaft.
    Ein gut ausgeführter Ruderwettkampf auf der Themse ist ein äußerst lebensvolles und anziehendes Schauspiel. Der Strom ist mit Booten jeder Art bedeckt – Plätze auf den Kohlenschiffen in den verschiedenen Schiffswerften sind an unzählige Zuschauer vermietet – an Bier und Tabak ist allerorten Überfluß – Männer, Weiber und Kinder horchen in atemloser Erwartung auf das Zeichen zur Abfahrt – Kutter von sechs bis acht Rudern gleiten auf und ab, bereit, ihre Günstlinge beim Wettrudern zu begleiten – Musikchöre tragen zur Belebung, wenn auch nicht zur Harmonie der Szene bei – auf den Flußtreppen sind Haufen von Fährmännern versammelt und stellen Vergleichungen zwischen den Vorzügen der verschiedenen Preisbewerber an – und die Preisjolle wird mit einem Paar kurzen Rudern als ein Gegenstand allgemeinen Interesses umhergerudert. Es schlägt zwei Uhr, und jedermann blickt sehnsüchtig nach der Brücke hin, durch deren Bogen die Wettruderer kommen werden – halb drei, und die allgemeine, so lange angespannt gewesene Aufmerksamkeit fängt an nachzulassen, als plötzlich ein Kanonenschuß und ein fernes Hurra vom Stromufer her vernommen wird. Alle Köpfe werden vorgebeugt – der Lärm kommt näher und näher – die Boote, die an der Brücke warteten, eilen rasch stromaufwärts – ein wohlbemanntes Ruderboot schießt durch den Bogen, und die darin Sitzenden rufen ermunternd den noch nicht Sichtbaren zu. »Da kommen sie!« ist das allgemeine Geschrei – und es zeigt sich das erste Boot, dessen Ruderer sich bis auf die Haut entkleidet haben und alle Kräfte aufbieten, den genommenen Vorsprung zu behaupten – vier andere folgen dicht hinter ihm – das Rufen und Schreien ist erschütternd und die Spannung auf dem höchsten Punkte. »Vorwärts, Rosa« – »Wacker gerudert, Rot« – »Sullivan für immer« – »Bravo, George« – »Jetzt, Tom, jetzt – warum zieht dein Nebenmann nicht an?« – »Zwei Quart gegen eins auf Gelb«, usw. usw. Jedes kleine Gasthaus brennt sein Geschütz ab und steckt seine Flagge auf, und die Gewinner steigen unter einem Platschen und Schreien, einem Getümmel und einer Verwirrung an das Land, wovon man sich nicht leicht eine Vorstellung machen kann, wenn man dem Schauspiele nicht beigewohnt hat, und wovon auch jede Beschreibung nur eine schwache Vorstellung geben würde.
    Einer der unterhaltendsten Plätze von allen, die wir kennen, ist die Dampfbootwerft der Londoner Brücke oder der Katharinen-Dock-Gesellschaft an einem Sonnabendmorgen im Sommer, wo die Gravesend- und Margate-Dampfboote bis zum Übermaß gefüllt zu sein pflegen; und da wir soeben einen Blick auf den Strom oberhalb der Brücke geworfen haben, so hoffen wir, daß unsere Leser sich nicht weigern werden, uns an Bord eines Gravesend-Paket-Boots zu begleiten. Jeden Augenblick treffen Kutschen vor dem Eingange der Werften ein, und unsäglich lächerlich ist es, wie verwirrt und betäubt die darin Angekommenen sich und ihr Gepäck in die Hände der Träger hingeben, die sich, als wenn es sich von selbst verstände, sofort sämtlicher Packereien bemächtigen und damit fortlaufen, der Himmel mag wissen, wohin. Neben der Werft liegt ein Margateboot, und neben diesem das zuerst abfahrende Gravesendboot, und die Verwirrung wird dadurch nicht vermindert, daß man vom einen auf das andere auf einer durch eine Planke und ein Geländer gebildeten zeitweiligen Brücke gelangen kann.
    »Gravesend?« fragt ein starker Herr mit Frau, Kindern und Dienerschaft, nachdem er die Gefahr glücklich überwunden, ein paar der Seinigen im Gedränge zu verlieren. »Gravesend?« – »Belieben Sie, ‘nüber zu gehen, Sir – das andere Boot, Sir!« Die Familie begibt sich in das Margateboot, schätzt sich glücklich, bequeme Sitze zu finden, und der Vater entfernt sich, um nach dem Gepäck zu sehen, das er eine

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