Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
Skala fort:
»Meine Herren – haben – Sie – sämtlich – die Gläser – gefüllt? Ich bitte – um – Gehör – meine Herren – für – den – Vor – sit – zer!«
Jetzt erhebt sich der Präsident, sagt, daß er es für vollkommen unnötig halte, die Gesundheit, die er vorzuschlagen gedenke, irgendwie zu bevorworten, ergeht sich darauf in einem Irrgarten von unverständlichen Redensarten und taumelt eine Viertelstunde lang zwischen Verstand und Unsinn zum Bewundern hin und her, bis er endlich bei den Worten: »gesetzlicher Souverän dieses Reichs«, durch lautes Bravorufen mehrerer alter Herren unterbrochen wird, die noch mehrere Minuten mit ihren Messergriffen furchtbar auf den Tisch loshämmern. Es würde ihm, fährt er fort, unter allen Umständen das größte Vergnügen gewähren, die stolzeste Freude einflößen, jene Gesundheit vorzuschlagen; aber man möge erwägen, was seine Gefühle sein müßten, da er anzukündigen imstande sei, daß Seine Majestät die Gnade gehabt, abermals Dero Beitrag zu den Zwecken des Vereins im Betrage von 25 Pfund anweisen zu lassen. Diese Ankündigung – von jedem Vorsitzer seit Gründung des Vereins vor zweiundvierzig Jahren alljährlich wiederholt – wird mit stürmischem Beifall begrüßt, die Gesundheit unter Geschrei und Gehämmer getrunken, das Nationallied von den Sängern und der Refrain von der ganzen Gesellschaft im Chor gesungen, und die Wirkung, wie die Zeitungen sich ausdrücken, ist »wahrhaftig elektrisierend!«
Nachdem die anderen »loyalen und patriotischen« Gesundheiten mit allem gebührenden Enthusiasmus getrunken sind, der Herr mit dem losen Halstuche ein komisches, und einer seiner Freunde ein rührendsentimentales Lied gesungen hat, kommt der Haupttoast des Abends an die Reihe: »Heil und Gedeihen dem Vereine der Armen-Waisen-Freunde!« Wir müssen uns hier abermals der Zeitungsphraseologie bedienen und unser Bedauern ausdrücken, »außerstande zu sein, auch nur das Wesentliche der Standrede des edlen Lords wiederzugeben«. Es muß genügen zu sagen, daß sie zu den längsten gehört und die ganze Versammlung hinreißt. Sobald der Toast getrunken worden ist, verlassen die Festordner mit noch weit wichtigeren Mienen, als sie bisher schon zur Schau getragen hatten, den Saal, und kehren gleich darauf an der Spitze eines Aufzugs von armen Waisen, Knaben und Mädchen, zurück, die rund im Saale herumgehen, sich verbeugen und knicksen, einander auf die Fersen treten und ganz so aussehen, als ob sie, zur großen Befriedigung der Gesellschaft überhaupt und der Ladies Patronesses auf der Galerie insbesondere, gar gern ein Glas Wein bekommen und trinken möchten. Die Kinder werden hinausgeführt, und die Festordner treten wieder herein, jeder mit einem blauen Teller in der Hand. Die Musikkapelle spielt ein munteres Stück, die Mehrzahl der Versammelten steckt die Hände in die Taschen und sieht einigermaßen ernsthaft aus, und überall hört man Goldstücke auf irdenem Geschirr klirren.
Nach einer kleinen Weile – man singt, trinkt und zahlt inzwischen – setzt der Sekretär seine Brille auf und beginnt den Jahresbericht vor- und die Subskriptionsliste abzulesen, auf die mit großer Aufmerksamkeit gehört wird.
»Mr. Smith, eine Guinea – Mr. Tomkins, eine Guinea – Mr. Wilson, eine Guinea – Mr. Hickson, eine Guinea – Mr. Nixon, eine Guinea – Mr. Charles Nixon, eine Guinea (hört, hört!) – Mr. James Nixon, eine Guinea – Mr. Thomas Nixon, ein Pfund und einen Schilling (unermeßlicher Beifall). – Lord Fitz Winkle, der Vorsitzer, außer jährlichen fünfzehn Pfunden – dreißig Guineas (endloses Hämmern; mehrere Herren hämmern in ihrer Begeisterung die Füße von ihren Weingläsern). – Lady Fitz Winkle, außer jährlichen zehn Pfunden – zwanzig Pfund« (ewiglanges Hämmern und Bravorufen).
Der Sekretär schweigt endlich, der Vorsitzer erhebt sich und schlägt die Gesundheit des Sekretärs vor – er kennt keinen eifrigern und würdigeren Mann als ihn. Der Sekretär dankt, bemerkt, daß ihm kein trefflicherer Mann bekannt sei als der Präsident – dem er nur den ersten Beamten der Waisenanstalt an die Seite setzen könne und dessen Gesundheit er vorschlage. Der erste Beamte dankt und bemerkt, daß er keinen schätzbareren Mann kenne als den Sekretär – mit Ausnahme Mr. Walkers, des Rechnungsführers, dessen Gesundheit vorzuschlagen er seinerseits sich erlaube. Mr. Walker dankt und macht ein anderes achtbares Individuum
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