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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Schauspielhause befanden.
    In der zweiten Hälfte des Oktobers machte Grimaldi sich anheischig, an zwei Abenden in Cheltenham aufzutreten. Direktor Watson hatte ihm die Hälfte der gesamten Einnahme zugesichert. Vor seiner Fahrtnach Cheltenham besprach er sich mit Mr. Hughes, dem Vater seiner ersten Frau. Dieser sagte ihm, daß Cheltenham einer der ungünstigsten Theaterplätze sei insofern, als sie zuviel andere Vergnügungen böte. Grimaldi meinte aber, außer den Kosten doch vielleicht auf 40-50 Pfund zu kommen, und wagte die Reise. Er trat in der Rolle des Scaramuz auf, und mit großem Beifall, gab am zweiten Abend in einer kleinen, selbst ersonnenen Pantomime den Clown und erzielte an beiden Abenden ein ausverkauftes Haus. Direktor Watson wußte ihn zu bestimmen, daß er noch zwei Tage länger verweilte und auch in dem nur etwa acht Stunden entfernten Gloucester auftrat, wo Watson ein zweites Theater besaß. Grimaldi tat ihm den Gefallen und trat auch in Gloucester mit großem Erfolge auf.
    Nach Schluß des Theaters führte Watson seinen Gast zu einem solennen Abendessen. Als sie fertig waren, sagte Watson:
    »Nun aber, lieber Joe, ist die Zeit so kostbar, daß ich Ihnen nur ein einziges Glas Punsch vergönnen kann.« –
    Grimaldi erwiderte, daß er nicht verstände, was Watson damit sagen wolle.
    »Weiter nichts, als daß es meiner Meinung nach um zwölf Uhr nachgerade Zeit zum Zubettgehen ist.«
    »Ganz einverstanden, lieber Watson. Nur meine ich, daß es nicht gerade Ihre Gewohnheit sei, sich früh zu Bett zu begeben. Gestern abend ließen Sie mich erst drei volle Stunden später gehen, und vorgestern, dünkt mich, war es noch später.«
    »Das wohl. Ich möchte nur, daß Sie morgen ein bißchen zeitig mit mir ausführen.«
    »Und was nennen Sie zeitig?«
    »Hm, wir müssen vor drei Uhr aufbrechen.«»0, wenn Sie sich mit dergleichen Plänen tragen«, antwortete Grimaldi lachend, »dann sage ich Ihnen ohne weiteres gute Nacht«, – und begab sich auf der Stelle in sein Schlafzimmer.
    Zur festgesetzten Stunde kutschierten sie zusammen nach Berkeley Castle, von dessen Besitzer, dem Oberst Berkeley, der als ältester Sohn des Earl of Berkeley unter dem Titel eines Lords Dursley für Gloucester im Unterhause saß, ihnen eine Einladung zum Besuche zugegangen war. Grimaldi war mit dem Obersten bekannt, hin und wieder sein Tischgast gewesen und wurde sehr freundlich im Schlosse aufgenommen, wo sich eine zahlreiche Gesellschaft zusammengefunden hatte.
    Unter anderen ausgezeichneten Personen war auch Lord Byron anwesend, den Grimaldi oft gesehen und der seinen Benefiz-Vorstellungen immer beigewohnt hatte, mit dem er jedoch noch niemals ein Wort gesprochen hatte.
    Der Oberst machte ihn mit allen Anwesenden bekannt, denen er noch fremd war, auch mit Lord Byron, der sogleich auf ihn zutrat und ihm unter tiefen Verbeugungen und mit der übertriebensten Höflichkeit sagte: »wie grenzenlos er sich darüber freue, einen Menschen von so seltenen und ausgezeichneten Talenten kennen zu lernen« usw.
    Grimaldi merkte sogleich, daß Lord Byron ihn nur zum besten haben wollte, und hätte ihm am liebsten auf der Stelle dafür gedient, unterließ es aber, weil er keinerlei Anstoß zu Ärgernis geben wollte, und weil er dachte, daß sich ihm schon noch Gelegenheit geben würde, dem Lord mit gleicher Münze zu zahlen.
    Er beschränkte sich also zunächst darauf, die Verbeugungen mit doppelter und dreifacher Höflichkeit zu erwidern, schnitt aber, als die Zeremonie der Vorstellungvorüber war, dem Lord Berkeley ein so possierliches Gesicht, zwischen Vergnügen und Argwohn die Mitte haltend, daß alle Umstehenden hellaut auflachen mußten, während Byron, der das Gesicht nicht sah, sich so verwundert über diesen jähen Ausbruch ungebundener Höflichkeit umguckte, daß das Gelächter auf allen Seiten von neuem ausbrach.
    »Grimaldi«, sagte der Oberst, »Sie müssen nach dem Frühstück einen Pirschgang mit uns machen und bleiben dann zu Mittag unserer Gast. Es wird früh gegessen werden. Sie können also noch immer zur rechten Zeit im Theater sein.«
    Es wurde auf die Jagd gegangen, die ohne Zwischenfall, aber auch ohne Ergebnisse verlief. Beim Essen saß Grimaldi zwischen Lord Byron und einem jungen Herrn vom Adel, den er, wie ihm einfiel, in der Garderobe des Covent-Garden-Theaters hin und wieder gesehen hatte, dessen Name ihm aber nicht mehr gegenwärtig war.
    Als das Essen seinen Anfang nahm, flüsterte der junge Herr seinem

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