Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
Weihnachten sich auf Gastrollen begebe. Grimaldi drückte Mr. Harris für diese Liebenswürdigkeit dankbar die Hand, schrieb Diamond sofort, daß er den Vorschlag annehmen wolle, und reiste kurz darauf nach Bath ab.
Achtzehntes Kapitel
Ein Diner bei einem Geistlichen in Bath. – Grimaldis Sohn tritt zum ersten Male auf. – Mr. Hughes segnet das Zeitliche. – Grimaldi spielt an einunddemselben Abende auf drei Theatern – und zum Lohne für seine Mühe wird ihm seine Gage – einbehalten. – Er erkrankt schwer. – Abermalige Reise nach Bath. – Davidge, »Billy Coombes« und der Koffer. – Besagten Billys Neigung zu Jux und Alfanz.
Zwei Tage nach seiner Ankunft in Bath spielte er vor einem ausverkauften Hause und erntete den lebhaftesten Beifall. In Bristol war er nicht minder glücklich. Dort war das Haus sogar so besetzt, daß buchstäblich kein Apfel zur Erde fallen konnte. In Bath spielte er an fünf, in Bristol an zwei Abenden der Woche. In diesen Wochen machte er eine Einnahme von über dreihundert Pfund. Das Wetter war aber miserabel, und da er, wenn das Theater in Bristol aus war, noch an demselben Abend nach Bath zurückkehren mußte, litt er stark unter Erkältungen und war von Herzen froh, als die fünf Gastwochen vorüber waren.Während seines Aufenthaltes in Bath widerfuhr ihm von einer Seite, von der man es am allerwenigsten erwartet hätte, eine recht garstige Unhöflichkeit.
Grimaldi sowohl als der Bassist Higman, der damals in großem Rufe stand und später das Original zum Gabriel in Walter Scotts »Guy Mannering« abgab, bekamen eine Einladung zum Mittagessen von seiten eines geistlichen Herrn.
Beide nahmen die Einladung an und fanden bei ihrer Ankunft eine ziemlich zahlreiche Herrengesellschaft dort versammelt.
Sobald das Tafeltuch abgenommen worden, forderte der Wirt, mehr im befehlenden als bittenden Tone, den Bassisten auf, ein paar Nummern von seiner Kunst zum besten zu geben. Obwohl nun Higman kaum den letzten Bissen hinunter hatte, kam er dem Ansinnen doch nach, weil er nicht den Schein wecken wollte, als wenn er sich sträube, sein Scherflein zur Unterhaltung der Gesellschaft beizutragen.
Die Gesellschaft zollte dem Künstler den verdienten Beifall, und unmittelbar darauf wendete der Wirt sich mit der nämlichen Aufforderung und in dem nämlichen Tone an Grimaldi, der aber um einige Frist ersuchte, da es ihm mit dem besten Willen nicht möglich sei, so kurz nach dem Essen zu singen.
»Wie, Mr. Grimaldi«, rief der Geistliche heftig, »Sie weigern sich, etwas zu singen! Aber – zu welchem Zwecke habe ich Sie denn eingeladen?«
»Dann wäre es mir freilich lieber gewesen, Sir«, antwortete Grimaldi, »Sie hätten mir das gleich bei der Einladung gesagt! Sie hätten mir dann die Unannehmlichkeit erspart, Ihnen meinen Besuch zu machen und mich, wie ich mich jetzt leider gezwungen sehe, Ihnen wieder höchst unzeremoniös zu empfehlen.«Mit diesen Worten entfernte er sich. Daß ein Clown, der nur im Theater eine Rolle spielte, einem gelehrten geistlichen Herrn, der in der Gesellschaft eine der ersten Stellen einnahm, eine solche Anstandslektion geben mußte, verschwand natürlich nicht, ohne Aufsehen zu machen, von der Tagesordnung.
Zum Weihnachtsfeste dieses Jahres wurde in Covent-Garden die Pantomime gegeben: »Harlekin und der rote Zwerg oder: Der diamantene Fels« – und machte einen sehr großen Erfolg. Am Ostermontage 1813 wurde zum ersten Male Farleys Melodrama: »Aladdin oder die Wunderlampe« gegeben, entlehnt dem berühmten Märchen »Tausendundeine Nacht«. Grimaldi spielte darin die Rolle des stummen Sklaven Kasrak, die eine seiner beliebtesten werden sollte.
Diese Saison war wieder sehr gewinnreich für Grimaldi, der auch ein Ballett arrangierte: Jux und Quacksalberei«, das allabendlich wiederholt werden mußte.
In Covent-Garden wurde das Theater im September wieder eröffnet, und Grimaldi war diesmal vor wie nach Weihnacht beschäftigt, da sich »Aladdin« ununterbrochen als ein sehr zugkräftiges Stück erwies. Von Weihnachten an wurde »Harlekin und die Schwäne oder: Das Bad der Schönheit« gegeben, von Ostern ab »Sadak und Kalasrade«, worin Grimaldi den Hassan spielte.
Da er sich jetzt nicht mehr mit dem Sammeln von Fliegen befaßte, sich auch keine Tauben mehr hielt, auch seine Landwohnung in Finchley aufgegeben hatte, widmete er all seine Muße seinem Sohne, den er teils in dem Institute, das er selbst besucht hatte, teils durch Privatlehrer
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