Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
Schloß mit einem Schlüssel dran, und Billy müsse sich darin verstecken; ein so feiner Spaß, ihn einzusperren, fände sich sobald nicht wieder.
Gesagt, getan. Das Publikum ergötzte sich königlich. Es waren nur noch zwei Auftritte zu spielen, und Davidge sollte sie beginnen.
Als er auf die Bühne ging, fragte ihn Grimaldi, ob er den Pantalon wieder aus dem Koffer hinaus gelassen habe.»Nein«, lautete die Antwort, »aber es soll sogleich geschehen, wenn ich wieder abtrete.«
Er tanzte mit diesen Worten auf die Bühne, Grimaldi folgte ihm, und die gewöhnlichere Katzbalgerei nahm ihren Anfang. Nach fünf Minuten war die Pantomime beendet, Grimaldi hatte seine Krankheit noch nicht überwunden, er fühlte sich noch gar sehr abgespannt und verfügte sich sogleich in sein Gasthaus, um sich zu Bett zu begeben.
Am folgenden Morgen war wieder Probe. Grimaldi hatte sich einige neue Szenen ausgesonnen, um in die Pantomime etwas mehr Abwechselung zu bringen. Indessen hatte die Probe nicht den gewöhnlichen guten Fortgang, da der Pantalon ausblieb. Grimaldi fragte Davidge, sobald er ihn sah, wo dieser bleibe?
»Billy scheint den Spaß krumm genommen zu haben«, setzte er hinzu, »und heute früh nicht kommen zu wollen? Falls er auch heute abend wegbleiben sollte, kann’s eine schöne Bescherung setzen,«
»Was meinen Sie damit?« fragte Davidge erschrocken.
»Nun, er ist doch nicht da, wir haben zu ihm nach Hause geschickt, dort ist er aber auch nicht.«
»Schockschwerenot!« rief da Davidge, »ich habe doch nicht etwa vergessen, ihn aus dem Koffer zu erlösen?«
Alles lief und erkundigte sich, und schließlich wurde, nach langem Suchen, der Koffer in einem Keller unter der Bühne gefunden. Wie er dorthin gekommen, darüber verlautete nicht das geringste. Niemand war imstande, darüber etwas zu erfahren. Der arme Pantalon befand sich in einem höchst traurigen Zustande, war jedoch glücklicherweise noch am Leben, da der Koffer ein paar Risse und Spalten aufwies, durch die Luft genug kam, um das Ersticken zu verhindern.Billy Coombes kam bald wieder zu sich. Seine Haft im Koffer hatte auch keine schlimmen Folgen für ihn hinterlassen. Er erzählte, daß er so laut wie möglich gerufen, auch lange Zeit geklopft habe, was aber infolge des fortwährenden Lärmens hinter der Szene überhört worden sein müsse.
Nun kam es auch an den Tag, wie der Koffer den Weg in den Keller hinunter gefunden hatte: er war einfach beim Abräumen in eine Versenkung hinunter gelassen worden. Ganz unverständlich war und blieb es aber, daß auch hierbei der Lärm des armen Pantalon, mochte er noch so durch die Bretter abgedämpft worden sein, ungehört hatte verhallen können.
Pantalon selbst hatte sich damit getröstet, daß man ihn am andern Morgen vermissen und dann wohl befreien werde, und war in dieser Zuversicht schließlich eingenickt und hatte geschlafen, bis man sich seiner endlich wirklich erinnerte.
Billy Coombes oder wie er sonst heißen mochte, verursachte einmal durch eine schlagfertige Antwort auf der Bühne ein schallendes Gelächter. Es wurde Romeo und Julie gegeben, und er spielte den Simson. Die Theatergarderobe war sehr dürftig, und er bekam infolgedessen einen ebenso buntscheckigen wie zur Rolle überhaupt gar nicht passenden Anzug, besonders der Rock war ihm zu groß, so daß ihm die Ärmelaufschläge weit über die Hände hinunterhingen.
Billy war sehr ärgerlich darüber, aber das Publikum begrüßte ihn mit lautem Gelächter.
In der ersten Szene muß Simson den Daumen gegen Abraham, den Diener der nebenbuhlerischen Familie, beißen, worauf der nachstehende Dialog folgt:
Abraham: Beißt Ihr den Daumen gegen uns, Sir?«
Simson (beiseite): Ist das Recht auf unserer Seite, wenn ich Ja sage?
Gregor: Nein.Simson: Nein, Sir. Ich beiße meinen Daumen nicht gegen Euch, Sir. Aber ich beiße meinen Daumen, Sir.
Billy Coombes unterließ es, den Daumen zu beißen, überhaupt; der Schauspieler, der den Abraham gab, hielt es für das beste, anzunehmen, daß es geschehen sei, drehte sich zornig um und rief:
»So! Ihr beißt also den Daumen nicht wider uns, Sir?«
»Nein, Sir«, antwortete Billy Coombes mit lauter und vernehmlicher Stimme, »ich täte es mit Vergnügen, Sir, wenn mich mein Herr nicht in einen so verwünschten Rock gesteckt hätte« – er hielt die langen Ärmel in die Höhe – »daß ich platterdings nicht an meine Fäuste kommen kann.«
Die Zuschauer wollten sich vor Lachen ausschütten, und das
Weitere Kostenlose Bücher