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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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unterrichten ließ, da er sich nicht in den Gedanken, sich von ihm zu trennen und ihn in eines der größeren Pensionate zu geben, hineinfinden konnte.
    Mit rühmenswertem Eifer nahm er sich der Aufgabe, seinen Sohn für’s Leben zu bilden, jetzt selbst an.Obwohl der Knabe erst in seinem zwölften Jahre stand, hatte er doch schon recht anerkennenswerte Fortschritte in allen Unterrichtsfächern gemacht und schrieb das Französische schon recht geläufig. Von früh an hatte er große Vorliebe für die Musik gezeigt und auf der Violine unter Anleitung eines der besten Lehrer im Lande schon eine gewisse Meisterschaft errungen. Er tanzte auch vortrefflich, und da er sowohl Neigung als auch Anlage zum Theater hatte, beschloß Grimaldi, ihm dieselbe Laufbahn, wie er sie mit soviel Ruhm zurückgelegt, ergreifen zu lassen, und bildete ihn für Melodrama und Pantomime vor, von der Hoffnung erfüllt, in seinen alten Tagen, wenn die schöne Zeit seines Ruhmes und seiner Erwerbsfähigkeit vorüber sein würde, in den Triumphen des Sohnes wieder aufzuleben, daß im Sohne sein ganzes Leben noch einmal an ihm vorüberziehen würde, wenn er ihn erfolgreich auftreten sähe in den Rollen, die ihn schon zu einem Lieblinge des Volkes und ihm nicht bloß den Verlust eines nicht unbeträchtlichen Vermögens wett gemacht, sondern zu einer unabhängigen und geachteten Stellung in der Gesellschaft verholfen hatten.
    Dergleichen Gedanken waren erklärlich, begreiflich und natürlich, und der liebevolle Vater erfreute sich an ihnen viele Jahre lang.
    Aber im höheren Rate des Schicksals war es anders beschlossen. Der Sohn sollte früher als der Vater das Zeitliche segnen, doch obgleich ihm diese Vereitelung seiner teuersten Hoffnung in den späteren Lebenstagen herben Kummer verursachte, bemühte er sich doch, sie mit Standhaftigkeit und Ergebung zu tragen.
    Am 26. April begann seine Arbeit in Sadlers-Wells-Theater wieder, und zwar spielte er in dem Drama »Der Sklave als Seeräuber«, das mit vielem Beifall über die Bühne ging, die Rolle des Sklaven.Sein erstes Benefiz trug ihm 215, sein zweites 265 Pfund ein. Es war das letzte, das er in Sadlers-Wells-Theater hatte.
    Ganz besonders glänzend wurde das erste Auftreten seines Sohnes als Freitag im »Robinson Crusoe«. Den Robinson spielte Grimaldi selbst, der somit den Sohn in demselben Stücke einführte, in welchem sein Vater ihn vor dreißig Jahren eingeführt hatte. Sechs Wochen lang übte er ihn für dem Debüt fortwährend und unermüdlich ein, doch mehr, weil er sich selbst mit dem fürsorglichen Eifer dafür interessierte, als weil es nötig gewesen wäre, denn der Sohn faßte nicht nur sehr schnell den Unterricht des Vaters, sondern ging sogar einigermaßen darüber hinaus.
    Sein Auftreten wurde bis zu den letzten Tagen vor dem bestimmten Abende geheim gehalten, und als es endlich angekündigt worden, war der Zudrang unermeßlich. Das Benefiz wurde, wie schon gesagt, eins der besten Grimaldis. Vater und Sohn ernteten enthusiastischen Beifall, und auch in allen Journalen und Zeitungen wurden ihnen die begeistertsten Lobsprüche zuteil. Grimaldi erklärte wiederholt, daß er noch niemals einen besseren Freitag auf der Bühne gesehen habe. Man wird sagen, daß hierbei eine Portion väterlicher Eigenliebe mitsprechen dürfte; aber Grimaldi hat noch lange nachher, und auch, als sein Vater schon tot war, Lob und Tadel also gleich machtlos waren, ihm zu schaden oder zu nützen, die gleiche Meinung von den Fähigkeiten seines Sohnes aufrecht erhalten und seiner Überzeugung, daß er es ihm innerhalb weniger Jahre gleich getan, wenn ihn nicht in seinen besten Leistungen gar übertroffen hätte, bei jeder sich dazu bietenden Gelegenheit festgehalten.
    Am 20. Dezember des nämlichen Jahres 1814 erlitt er einen schweren Verlust durch den Tod seines aufrichtigenund stets getreuen Freundes, des Vaters seiner ersten Frau, Mr. Hughes.
    Als ein abermaliges Beispiel dafür, wie manche geheime Seelenpein ein Schauspieler zu erdulden hat, mag hier bemerkt werden, daß er sich, als der Freund gestorben war, tagtäglich genötigt sah, mehrere Stunden den Proben der tollsten Szenen in Pantomimen, in denen er auftrat, beizuwohnen, sogar am Begräbnistage, an welchem er zwischen dem Theater und dem Kirchhofe hin und her rennen mußte, um die durch das Begräbnis unterbrochene Probe zu beenden und sich für den Abend in die Fähigkeit zu setzen, dem Theaterpublikum durch seine Komik schallendes Gelächter zu

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