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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Versuch gemacht, mehr Publikum anzulocken, statt wie sonst nur ein halbes, wurde das ganze Jahr hindurch gespielt, und zwar mit Rücksicht darauf, daß der Stadtteil, wo in Grimaldis Glanzzeit nur einzelne Häuser oder wenigstens keine geschlossenen Straßen existiert hatten, jetzt ein dichtbevölkerter Stadtteil entstanden war – und doch schloß das erste Spieljahr trotz all dieser Einrichtungen mit einem Fehlbetrage von 1400 Pfund.
    Im nächsten Jahre wurde ein umgekehrter Plan verfolgt, indem die Ausgaben in allen Hinsichten eingeschränkt wurden. Grimaldi wurde die gesamte Leitung übertragen. Er begann die Reduktion der Ausgaben mit seiner eigenen Gage, die er von jetzt ab auf die Hälfte festsetzte. Dann versuchte er es mit der Einrichtung von Wettrennen, und zwar zunächst mit Ponys, und machte allein zwischen Ostern und dem sogenannten »weißen Sonntage« den ganzen Fehlbetrag des verflossenen Spieljahres gut. Auch die zweite Saison lieferte ein ziemlich günstiges Ergebnis, so daß Grimaldi auf eine Besserung seiner Einnahmen aus dem Geschäftsanteil an dem Theater wieder zu hoffen anfing.In diese Zeit fiel eine Zeugenvernehmung in einem Prozesse zwischen zwei Parteien, die ein ungeheueres Gelächter im Gerichtssaale hervorrief. Der Anwalt, der ihn hatte vorladen lassen, führte den englischen Namen Scarlet, was soviel wie Scharlach im Deutschen bedeutet.
    Natürlich machte Grimaldis Eintritt in den Gerichtssaal eine gewisse Sensation. Sein Name war in aller Munde, trotzdem er schon lange nicht mehr aufgetreten war, und man war umsomehr gespannt darauf, wie er seine Aussage abgeben würde. Der Anwalt betrachtete ihn mit großem Interesse, mochte dasselbe nun tatsächlich vorhanden oder nur künstlich gemacht sein, und fragte ihn, ob er tatsächlich der berühmte Grimaldi vom Covent-Garden-Theater sei.
    Grimaldi wurde verlegen, da sich aller Blicke in verstärktem Maße auf ihn zu richten anfingen, und versetzte, errötend bis zu den Haarwurzeln:
    »Ich habe als Pantomimiker im Covent-Garden-Theater gewirkt, Sir.«
    »O, ich besinne mich recht wohl, Sie zuweilen gesehen zu haben,« antwortete der Anwalt des Namens Scharlach; »Sie gebieten über ein sehr hübsches Talent, Sir! Aber – Sie sind doch auch wirklich Grimaldi?«
    Grimaldis Verlegenheit wuchs. Unruhig wendete er sich von der einen auf die andere Seite und wurde schließlich puterrot.
    »Aber, lieber Mr. Grimaldi, Sie brauchen doch wahrlich nicht rot zu werden!« sagte der Anwalt, »dazu haben Sie doch gar keine Ursache.«
    »Ich erröte auch gar nicht, Sir,« versetzte Grimaldi.
    »Wenigstens brauchen Sie es ganz gewiß nicht, lieber Grimaldi.«
    »Ich bin doch gar nicht rot, Sir,« sagte Grimaldi, unwillig werdend, mit einem so puterroten Gesicht, daß alle Leute im Saale zu kichern anfingen.»Aber, lieber Mr. Grimaldi, Sie glühen ja wie eine Pumpelrose,« meinte der Anwalt wieder.
    »Sie müssen sich irren,« antwortete Grimaldi ärgerlich, »wirklich, Sir! Es müßte denn gerade sein, daß ich von Ihnen angesteckt wäre; mein Arzt hat aber kein Wort davon gesagt, daß ich am Scharlach erkrankt wäre, so krank ich auch sonst sein mag.«
    Der Saal hallte von Gelächter wieder. Auch der Anwalt lachte herzlich und begann gleich darauf mit dem Zeugenverhör.

Vierundzwanzigstes Kapitel
     
    Miß Kelly und ihre Liebenswürdigkeit gegen Grimaldi. – Grimaldis Abschieds-Benefiz und Anrede in Sadlers-Wells. – Vorbereitungen zu einem letzten Auftreten in Covent-Garden. – Der Plan wird vereitelt. – Lord Seegrave vermittelt ein Benefiz im Drury-Lane-Theater für Grimaldi. – Seine letzte Zusammenkunft mit Kemble und dessen Familie.
     
    Im Februar 1828 fand sich eine sehr angesehene Dame, Miß Kelly, eine ebenso liebenswürdige, als geniale Schauspielerin, bei Grimaldi ein, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen und ob sich annehmen lasse, daß er noch einmal werde auftreten können. Tief ergriffen erwiderte er, daß er sich mit einer derartigen Hoffnung wohl nicht mehr tragen könne.
    »Warum geben Sie dann aber kein Abschieds-Benefiz?« fragte Miß Kelly, oder sind Sie so reich, um auf den Gewinn, der Ihnen daraus winkt, verzichten zu können?«
    Grimaldi antwortete kopfschüttelnd, daß er schlechter dastünde, als sich jemand denken könne, und machte sie mit seiner ganzen Situation bekannt, vergaß auchnicht zu bemerken, daß er um seine letzten Mittel kommen müsse, sobald sich die Eigentümer entschließen sollten,

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