Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
achtundvierzig Sommer erlebt, und schon geht es schneller mit mir bergunter, als mit meinem Namensvetter im Burnsschen Liede, dem älteren Joe Anderson.
    Wie es dem allzu leidenschaftlichen Ehrgeize gern zu ergehen pflegt, habe ich mein eignes Ziel übersprungen und zahle die Strafe durch ein vorzeitiges Alter. Wenn ich noch Anlage besitze, einen Purzelbaum zu schießen, so beruht sie doch nur auf meiner Körperschwäche, denn ich stehe zurzeit schlechter auf den Füßen, als ehedem auf dem Kopfe.
    Es sind vier Jahre verstrichen, seit ich meinen letzten Sprung getan, meine letzte Auster stiebitzt, mein letztes Würstchen gebraten habe und vom Schauplatze abtreten mußte. Ich muß nun bekennen, daß ich in meiner Zurückgezogenheit weit minder gut versorgt bin, als in meinen Clownstagen, da ich, wie sich noch manche von Ihnen erinnern werden, in der einen Tasche ein gebratenes Huhn und in der andern die Sauce dazu trug.
    Ich habe heut abend noch einmal das buntscheckige Gewand angelegt. Es hing sich fest an meinen Leib,als ich es wieder ablegen wollte, und die alten Schellen meiner Kappe erklangen gar traurig, als ich sie für immer von mir warf.
    Ich stehe hier vor Ihnen mit denselben Gefühlen der Hochachtung wie immer – vor Ihnen als meinem letzten Auditorium, das das Sprichwort, nach welchem Günstlinge keine Freunde haben, so augenfällig Lügen straft. Nehmen Sie für die Gesinnungen, die Sie hierherführten, meinen wärmsten und innigsten Dank, und glauben Sie Joseph Grimaldi, daß er auf doppelte Weise von Ihnen Abschied nimmt, mit einem Lebewohl auf den Lippen und einer Träne in den Augen.
    Leben Sie wohl! Das ist der aufrichtigste Wunsch Ihres getreuen und ergebenen Dieners … Möge Ihnen das höchste irdische Gut – die Gesundheit – immer erhalten bleiben!«
    Grimaldi konnte nur mit der größten Anstrengung bis zum letzten Worte gelangen, und eine ganze Weile, nachdem er es gesprochen, stand er regungslos da. Er war so erschüttert, daß ihn der letzte Rest seiner Kräfte verließ. Er mußte von der Bühne geführt werden. Durch ein paar Gläser Madeira gestärkt, gelangte er bis auf die Straße, die dicht voll Menschen stand, die ihn noch einmal sehen wollten. Unter lauten Hurras stieg er in den Wagen, der seiner wartete. Hunderte von Menschen folgten ihm bis zu seiner Wohnung und entfernten sich erst, als er vor die Haustür getreten und seine letzte Abschiedsverbeugung gemacht hatte.
    Das Benefiz hatte ihm nach Abzug aller Unkosten 280 Pfund gebracht. Größer aber war noch die Summe, die ihm in anonymen Briefen zugestellt wurde und sich auf 360 Pfund belief. Der höchste Gewinn aber bestand in der Begeisterung, die ihm an beiden Benefiz-Abenden von seiten seines dankbaren Vaterlandes entgegengebracht worden war.
    Grimaldi konnte sich aber nicht verhehlen, daß er, falls das wöchentliche Einkommen, das ihm nebst einer Wohnung von den Eigentümern des Sadlers-Wells-Theaters zugebilligt worden war, wegfiele, mit schweren Sorgen zu kämpfen haben würde, und so wandte er sich an die Versorgungskasse, die für hilfsbedürftige Künstler vom Covent-Garden-Theater unterhalten wurde. Er hatte dreißig Jahre in diese Kasse gesteuert, auch sonst sich vielfach in ihrem Nutzen verwandt. Er erhielt ohne weiteres eine jährliche Pension von einhundert Pfund von ihr zugebilligt.
    Die größten Sorgen bereitete ihm noch immer sein Sohn, der von Stufe zu Stufe gesunken war, bis er zuletzt in richtigen Wahnsinn stürzte. Wegen Liederlichkeit und Trunkenheit war er zuerst vom Sadlers-Wells, dann auch vom Drury-Lane-Theater schimpflich entlassen worden.
    Zuletzt kam er in gänzlich verwahrlostem Zustande wieder zu den Eltern. Dann lief er wieder weg, und der alte Vater mußte ihn aus dem Schuldgefängnis erlösen. Dabei benahm er sich roh und abscheulich gegen die Eltern. Die Mutter wollte ihm das Haus verbieten, der Vater aber nahm sich seiner immer und immer wieder an.
    Als im Jahre 1832 das Sadlers-Wells-Theater wiederum verpachtet wurde, und Grimaldi dadurch um seine Zubuße von fünf Pfund wöchentlich kam, zog er nach Woolwich in eine bescheidene kleine Wohnung. Seine Frau kränkelte schon eine Weile, und von der Luftveränderung hoffte Grimaldi für sie und sich Besserung. Aber die Frau ging ihm im Tode voraus, und kurz darauf bekam er auch die Nachricht von dem Hinscheiden seines einzigen Sohnes, das unter besonders traurigen, um nicht zu sagen gräßlichen Umständen erfolgt war.Nun stand er ganz allein

Weitere Kostenlose Bücher