Delta Operator (German Edition)
Ein kurzer Blick zu Admiral Franklin bestätigte Grant, dass dieser das auch gemerkt hatte und dass die Zeit des Smalltalks vorbei war.
„Gentlemen“ sagte Franklin, der sein leeres Glas auf das Geländer der Veranda stellte, „ich schlage vor, wir beginnen mit dem geschäftlichen Teil unseres Zusammentreffens. “
Das großzügige Arbeitszimmer im Erdgeschoss des Hauses war mit roten Samtmöbeln aus dem letzten Jahrhundert ausgestattet. Ein riesiger Tisch aus poliertem Eichenholz stand in der Mitte des mit dickem Teppichboden ausgelegten Raumes. Die Wände und Decken waren restauriert, ansonsten aber im Originalzustand belassen worden. Ein großer Deckenventilator drehte sich langsam, verwehte die schwüle Luft des lauen Abends und passte irgendwie überhaupt nicht zur sonstigen Einrichtung des Raumes. Die vier Männer saßen in tiefen Polstersesseln in einem lockeren Halbkreis und blickten durch das große Panoramafenster auf die dunkle Bay hinaus. Am Horizont sah man die Positionslichter eines großen Frachters, der von Baltimore aus in den Atlantik auslief.
Admiral Jim Franklin wandte seinen Blick von der Bucht ab und sah die anderen Männer aufmerksam an. Dann ergriff er das Wort.
„Ich habe Sie gebeten, an diesem Treffen teilzunehmen, weil ich Sie lang genug kenne, um mir über Ihre Loyalität und Ihre Grundsätze im Klaren zu sein. Ich weiß, dass Sie das, was ich Ihnen nun berichten werde, ebenso erschütternd finden werden wie ich und dass wir zusammen über die Konsequenzen beraten sollten.“
Franklin setzte sich seine Lesebrille auf und blätterte in e iner ziemlich dicken Akte, die er seinem schwarzen Lederkoffer entnommen hatte. Die anderen drei Männer warteten aufmerksam, bis Franklin wieder zu sprechen begann.
„Das“, sagte er und deutete kurz auf die Akte, „ist ein D okument direkt aus dem Weißen Haus, von dessen Existenz eigentlich niemand außer dem Präsidenten und seinem engsten Vertrautenkreis etwas wissen sollte. Wenn bekannt wird, dass wir dieses Dokument besitzen, würde das katastrophale Folgen für uns nach sich ziehen. Ich selber werde mir deshalb höchste Verschwiegenheit und Diskretion auferlegen.“ Franklin schaute ernst in die Augen der anderen Offiziere.
„Dasselbe erwarte ich natürlich von Ihnen, Gentl emen.“
General Grant paffte an seiner Zigarre, bevor er antwort ete.
„Jim, ich glaube wir alle hier sind uns über die Brisanz di eses Treffens im Klaren. Jeder von uns würde sich lieber die Zunge herausreißen, als irgendwas darüber durchsickern zu lassen.“
„Das versteht sich natürlich von selbst, Admiral“, pflichtete Cliff Garrett mit ernster Mine bei. Colonel Bremner nickte und sagte nichts.
Franklin öffnete die Akte, nachdem er noch für ein paar Sekunden in die Augen der Männer geblickt hatte.
„Die Akte ist streng vertraulich und dürfte sich nicht in meinem Besitz befinden. Woher oder von wem ich sie habe, ist nicht wichtig. Wichtig ist vielmehr der Inhalt, und über den werden wir uns jetzt unterhalten.“
Franklin nippte kurz an seinem Scotch, dann begann er vorzutragen.
„Ich halte hier das inoffizielle Regierungsprogramm von President James in Händen. Dieses Programm ist festgelegt und wird in der zweiten Legislaturperiode der Regierung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit umgesetzt werden. James hat es zum Programm gemacht und wartet mit der Veröffentlichung natürlich bis nach den Wahlen. Wie wir alle wissen, ist sein republikanischer Herausforderer eine ausgewiesene Pfeife und wird im November zweifellos untergehen.“
General Grant nickte grimmig und wurde schon wieder zornig, als er an den charakterlosen Trottel dachte, den seine Partei in den Kampf gegen James schicken würde. Wie hatte es nur so weit kommen können, fragte er sich nicht zum ersten Mal.
„Wie auch immer“, fuhr Franklin fort, „James wird zu fünfundneunzig Prozent auch die nächsten vier Jahre der Präsident sein und wird alles, was in diesem Dossier steht, umsetzen wollen. Das hat mir meine Quelle bestätigt. Sehen Sie also alles, was ich Ihnen jetzt berichte, als festgelegt und unausweichlich an.“
Franklin befeuchtete seine Lippen und blätterte ein paar Seiten in der Akte weiter. Grant sog angestrengt an seiner Zigarre und beobachtete aufmerksam die beiden anderen Offiziere.
„James hat vor, all unsere Truppen aus der Golfregion a bzuziehen“, sagte Franklin und blickte auf. Der Schock in den Augen der beiden rangniedrigeren
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