Delta Operator (German Edition)
so seine Gedanken gemacht hatte. Der Armeegeneral stand hinter seinem Stuhl und hatte die Lehne des Möbels mit beiden Händen fest gepackt.
„Wie steht ’s mit unseren Verbündeten?“, fragte Garrett. „Die Israelis werden durchdrehen, wenn sie von James’ Vorhaben Wind bekommen. Und die Europäer? Sind die stark genug, um die Situation im Nahen Osten in den Griff zu bekommen? Ich bezweifle das stark. Die können sich doch nicht einmal innerhalb der Europäischen Union richtig leiden. Was sollen die dann mit einem handfesten Konflikt in ihrem Hinterhof machen?“
Franklin verstand Garrett und seine Befürchtungen nur zu gut, er war in diesem Punkt ähnlicher Ansicht.
„Mit den Kürzungen innerhalb unserer Streitkräfte kann ich ja noch ansatzweise leben, oder lassen Sie es mich anders ausdrücken: Ich finde das nicht ganz so geisteskrank, wie das Vorhaben am Golf“, sagte Bremner. „Das ist ein verdammtes Pulverfass da unten und wir geben den ganzen Spinnern einfach die Lunte und die Streichhölzer in die Hand und hauen ab. Ich kann nicht glauben, dass James das ernsthaft vorhat. Ich kapier’s einfach nicht …“
Der Air-Force-Offizier war ziemlich fertig und malte sich Konsequenzen und Folgen eines Rückzuges der Amerikaner aus dieser Gegend aus. Mit dem Ergebnis seiner Überlegungen konnte er nicht zufrieden sein.
Garrett kratzte sich hörbar die kurz geschorenen Haare und sagte, an Franklin gewandt:
„Aber warum war Marvin James jetzt beinahe vier Jahre Präsident, ohne solch drastische Schritte zu setzen? Er hat doch den Antiterroreinsatz weitergeführt und ist sogar in den Iran ei nmarschiert. Ich verstehe das einfach nicht. Das ist doch völlig absurd!“
„Wie Sie alle sicher wissen“, brummte General Grant, „hat der Präsident erst vor einem Jahr seinen einzigen Sohn bei der Eroberung von Teheran verloren. Der Panzer, den er ko mmandiert hat, ist von unseren eigenen Hubschraubern beschossen und zerstört worden. Ich glaube, das hat die ganzen Änderungen seines Programms ausgelöst oder schon vorhandene Vorhaben bestärkt.“
„Kann sein, John“, stimmte ihm Franklin zu, „aber im Grunde war James schon immer ein Präsident, der mehr der Macht und weniger der damit verbundenen Verantwortung zugetan war. Und im Iran einzumarschieren war damals nach der Verse nkung der Queen Mary II fast nicht zu vermeiden. Hätte er damals gekniffen, hätte er den Mullahs die Ermordung von eintausendfünfhundert westlichen Passagieren einfach durchgehen lassen, dann hätte er seine politische Zukunft getrost begraben können.“
Die Erinnerung an die Torpedierung eines der größten und modernsten Kreuzfahrtschiffe der Gegenwart durch ein iran isches dieselelektrisches U-Boot war für alle Anwesenden noch frisch. Genauso, wie die teilweise erschütternden Reaktionen ihres Präsidenten, der anfänglich alle Beweise ignoriert hatte, die auf die Iraner hingedeutet hatten. Erst eineinhalb Wochen, nachdem der Rumpf der Queen Mary II etwa vierhundert Kilometer südlich der Malediven in fast fünftausend Metern Tiefe am Grund des Zentralindischen Beckens zerschellt war, gestattete er der Navy, das U-Boot mitsamt allen an Bord befindlichen Terroristen zu versenken. Nur zu gerne hatte der Commander an Bord der Tucson, das Angriffs-U-Boot der Los Angeles- Klasse, das die Iraner beim Aufladen der Batterien aufgespürt hatte, den Feuerbefehl erteilt und das Kilo versenkt. Die diplomatische Verstimmung mit dem Hauptleidtragenden des Anschlages, der geschockten britischen Regierung, hatte mehrere Monate lang angedauert. Bis heute hatten die Briten die Untätigkeit ihres mächtigsten Verbündeten nicht vergessen und würden es wahrscheinlich auch nicht tun. Präsident James hatte wertvolles Porzellan zerbrochen, das nur die Zeit und sehr viel Mühe vielleicht wieder zu kitten vermochten.
„Erinnerst du dich an seine jämmerlichen Auftritte damals in Jakarta und in Berlin, als er die Iraner als schuldlos an dieser „Tragödie“ bezeichnete? Ich hätte ihn damals am liebsten hä ngen sehen.“ Franklins Miene war düster, als er an die Tage damals im Frühjahr 2014 dachte, die genauso schlimm waren, wie jene Tage damals im September 2001, als die westliche Welt das erste Mal unter Beschuss geraten war.
„Und das Fiasko in China nicht zu vergessen, als er ganz frisch im Amt war“ , grunzte Grant. „Das war sowieso die größte Sauerei, die sich dieser Kerl jemals geleistet hat. Hat leider keiner mitgekriegt,
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