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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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zumindest war Franklins Meinung zu diesem Thema. Und in dieser Hinsicht akzeptierte er keinerlei andersartige Ansichten.
    Franklin trug legere Freizeitkleidung, Jeans und einen hel lgrauen Sweater, der jedoch seine breiten Schultern und die ausgebildeten Oberarme nicht zu verbergen vermochte. Der neunundfünfzigjährige Karriereoffizier hatte sich außerordentlich gut in Schuss gehalten und legte sehr viel Wert auf körperliche Fitness. Sein Credo lautete, dass nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist wohnen konnte. Das konnte manchmal durchaus falsch verstanden werden, doch darum scherte sich der alternde SEAL kein bisschen. Er war schon immer in seinem Leben angeeckt, hatte sich mit Leuten angelegt, denen jeder andere wahrscheinlich aus dem Weg gegangen wäre, doch war dabei immer seinen Überzeugungen und Grundsätzen treu geblieben. Grundsätze und Wertvorstellungen, die heute offenbar nichts mehr wert waren, resümierte er verbittert, als er an den Grund dachte, aus dem er heute hier war.
    Franklin sog noch einmal an dem Stumpen seiner Zigarre und schickte das erkaltete Stück kubanischen Tabaks danach mit einem Fingerschnippen über die steilen Klippen. Er hatte das Motorengeräusch gehört und sich deshalb auf den Weg zum kreisrunden Vorplatz des Hauses gemacht. Franklin ve rließ die Veranda und durchquerte das Erdgeschoß des alten Hauses. Als er durch das Fliegengitter der Haustür nach draußen ging, sah er den silbernen Lincoln mit dem Washingtoner Kennzeichen gerade das offen stehende Einfahrtstor passieren und danach langsam die Auffahrt heraufkommen. Franklin stieg die wenigen Stufen vor dem Hauseingang hinab und blieb vor dem abbremsenden Wagen stehen. Der Motor erstarb und die Türen öffneten sich.
    „Hallo John, schön dich zu sehen“, sagte Franklin und schüttelte dem Fahrer des Autos, der mühsam ausgestiegen war, einem wesentlich kleineren, dicklichen Mann so knapp an die sechzig, die behaarte Hand. Der Mann schwitzte stark, doch sein Händedruck war fest wie ein Schraubstock.
    „Tag, Jim“ , sagte er nur, um danach die Tür des Wagens geräuschvoll zuzuknallen. Franklin umrundete den Lincoln und begrüßte nun auch die beiden anderen Männer, die ausgestiegen waren. Danach deutete Franklin auf das große Haus.
    „Lasst uns reingehen. Ich habe eine kleine Erfrischung vorb ereitet.“
     
    „Verdammt schönes Haus, Jim“, lobte General John Grant, United States Army, nachdem er draußen auf der Veranda von seinem Whiskey genippt und die Aussicht auf die Bucht genossen hatte. „Jammerschade, dass du dein Büro nicht hier draußen hast.“
    „Wieso?“ grinste Franklin, „Weil du dann in Washington der alleinige Platzhirsch und begehrteste Junggeselle wärst?“
    „Ganz genau, Seemann!“ Der Dreisternegeneral der Army, seines Zeichens Vorsitzender des unter Präsident Bush gegründeten Kommandos zur teilstreitkräfteübergreifenden Terrorbekämpfung, lächelte verschmitzt und dachte an die unzähligen Abende, die er zusammen mit seinem alten Akademiekameraden durchzecht hatte.
    „Ich wusste gar nicht, dass Sie beide sich so gut kennen“ stellte einer der beiden anderen Gäste fest, der ebenfalls an einem Whiskey nippend die Veranda betrat. Major General Cliff Ga rrett vom US Marine Corps war ein mittelgroßer Mann mit scharfen Gesichtszügen und feuerroten, kurz geschorenen Haaren. Seine stechenden, dunkelblauen Augen zeugten von messerscharfem Verstand, seine Haltung war immer kerzengerade und wirkte angespannt, wie eine Raubkatze kurz vor der Attacke. Garrett kommandierte den Stützpunkt der Marines in Quantico, Virginia, mit eiserner Hand und rigoroser Disziplin.
    „Na ja, wir haben das eine oder andere Ding zusammen gedreht“ , schmunzelte General Grant, dem gerade wieder die Geschichte mit dem hübschen Lieutenant damals auf dem NATO-Ball eingefallen war. Dann fiel sein Blick auf den vierten Teilnehmer des Treffens, Air Force-Colonel Ed Bremner, der bis dato ziemlich ruhig gewesen war und sich irgendwie nicht ganz wohl zu fühlen schien. Bremner, den Franklin als überaus patriotischen und loyalen Offizier kannte, arbeitete die meiste Zeit des Jahres an einem der nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Spezialprogramme der Air Force und erforschte dort neue Wege, den Weltraum militärisch zu nutzen. Und das meistens alleine. Er war also nicht gerade der geborene Teamspieler, weshalb er sich an dem zwanglosen Geplauder auch nicht ohne weiteres beteiligen konnte.

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