Delta Operator (German Edition)
kurz nach fünf Uhr mo rgens hatte sein Dienstwagen den Posten am Tor passiert, der sich nicht sonderlich gewundert hatte, da der General als Arbeitstier bekannt war und meistens um diese Uhrzeit mit der Arbeit begann. Mit großen Schritten hatte er die einsamen Korridore des Pentagons durchquert um schließlich sein Büro zu erreichen.
Seine Aktentasche stand ungeöffnet auf seinem Schrei btisch, dem General Grant in diesem Moment den Rücken zugedreht tief in seinem Ledersessel versunken dasaß. Sein Blick galt wieder einmal dem großen Mann mit den beiden 45er Colts mit den Perlmuttgriffen und den am Oberschenkel weit geschnittenen Reiterhosen. Der blanke Stahlhelm mit den vier silbernen Sternen saß perfekt passend auf dem silbernen Haupt des großen General George S. Patton, United States Army. Sein Blick war unerschütterlich nach vorn gerichtet, seine Haltung zeugte von Stolz, Stärke und Sicherheit, ja sogar Anmut.
General John Grant schwitzte, seine Hände waren feucht und der starke Kaffee in der Tasse auf seinem Schreibtisch war kalt. Alles andere als kalt hingegen war das Gefühl im Inner sten seines Herzens. Grant fühlte sich angespannt und unruhig, als er sich vom Porträt seines großen Vorbilds abwandte und auf die Digitalanzeige der Funkuhr an der gegenüber liegenden Wand blickte. Er fühlte sein Herz etwas schneller klopfen, wusste nicht, ob es dies vor Aufregung oder aus schlechtem Gewissen tat.
Was er aber wusste, war, dass President James sich jetzt an Bord der Air Force One mitten über dem östlichen Atlantik befand und in wenigen Sekunden tot sein würde. Nur mehr Fischfutter, versunken in der schwarzen Tiefe des Ozeans. Und dieser Gedanke erregte ihn, durchströmte ihn mit einem schäbigen Gefühl der Macht, das sich fast zu gut anfühlte, um war zu sein.
Sein Mobiltelefon vibrierte angenehm in der Brusttasche seines Uniformhemdes, doch er ignorierte es. Er wollte dieses erregende Glücksgefühl jetzt mit niemandem teilen, sondern bis zur letzten Sekunde genießen. In Gedanken ging er ein weiteres Mal die Worte durch, die er sich für die geschockten Marionetten im Weißen Haus bereits zurechtgelegt hatte.
Der alte General lächelte, als er sich in seinem schweren Ledersessel zurücklehnte.
Der kurze Moment der Schwäche und der Reue war gena uso schnell wieder vorbei, wie er ihn überfallen hatte. Admiral Jim Franklin legte das Mobiltelefon zur Seite, froh, dass sein Gesprächspartner nicht abgehoben hatte. Er wollte keine Schwäche zeigen und sein alter Freund John hätte die Unsicherheit in seiner Stimme sicher erkannt.
Auch der Admiral befand sich in seinem Büro, so wie jeden Mittwoch, und auch er betrachtete die altmodische Uhr an der grauen Wand. Es war geschehen, dachte er. Wenn alles nach Plan verlaufen war, dann hatte der Atlantik weitere Opfer ve rschluckt, die er nie wieder preisgeben würde. Er ging zum Fenster seines großen Büros und spähte nach draußen. Der sauber gekehrte Kasernenhof in Little Creek, Virginia, war alles andere als menschenleer. Soldaten der Seal-Teams Zwei, Vier und Acht exerzierten, marschierten und rannten in Trainingsanzügen über den Asphalt des Hofes. Ein Hummer preschte quer über den Vorplatz und verschwand hinter einer dicken Eiche, die in einem quadratischen Stückchen Wiese wuchs. Franklin hörte das Knattern der Seahawks, die die Kampfschwimmer zu Übungseinsätzen abholten.
Und er sah die Fahne, die leicht flatternd in der schwachen Morgenbrise wehte. Franklin sah die roten und weißen Stre ifen, das blaue Feld mit den weißen Sternen, erinnerte sich an den Eid, den er geschworen hatte und fühlte sich schwach. Nach einigen Sekunden wandte er den Blick ab und kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. Er holte tief Luft, sah noch einmal zur Uhr und schloss die Augen.
Es war vorbei, dachte er, hoffentlich war alles gut gega ngen.
Air Force One, über Tirol, Österreich
09. Jänner 2017
13:35 Ortszeit
President James saß auf seinem vorgesehen Platz in der Mitte der Kapsel, General Arnold befand sich rechts neben ihm, während Commander Nina Williams mit einem Bein auf der Schwelle der Einstiegsluke stand, den Koffer mit den Nu klear-Goldcodes vor sich in die Kapsel schob und ins Innere nach einem Haltegriff tastete, der ihr den Einstieg erleichtern sollte.
Sie hörte die Explosion nicht, wurde nur brutal nach vorne und oben geschleudert und krachte mit dem Kopf gegen die harte Stahlkante der Luke. Dann wurde es
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