Delta Operator (German Edition)
Hubschrauber mit dem Napalm nicht gekommen wäre, wer weiß, vielleicht würde er dann gar nicht hier sitzen.
“Ich übernehme die erste Wache”, sagte Crowe, “Sie und Commander Williams wecke ich dann in ungefähr zwei Stu nden auf. Dann tauschen wir und ich leg mich ein wenig aufs Ohr.” Den Präsident hatte er nicht eingeteilt, der war zum Wache halten hochgradig ungeeignet.
“Sie glauben ernsthaft, dass wir hier und jetzt schlafen können?” fragte Nina Williams skeptisch.
“Das sollten Sie.”
Vier Minuten später waren die beiden in ihren Decken verschwunden und versuchten, es sich so bequem wie möglich zu machen. Da das ein Ding der Unmöglichkeit war, ließen sie es dann einfach bleiben und versuchten einfach nur einzuschlafen.
Steven Crowe hingegen holte sein Mobiltelefon aus der T asche und sah nach dem Empfang. Immer noch kein Netz, genau wie er erwartet hatte. Seit sie in die Eishöhlen geflüchtet waren, hatte er kein Netz mehr und konnte so auch niemanden von dieser Hetzjagd hier oben auf knapp zweitausendfünfhundert Metern erzählen und Hilfe anfordern.
Nun, da er etwas Zeit hatte, tippte er eine SMS mit den wichtigsten Daten ihrer Lage und sendete es an die Polizei, die Rettung, die Feuerwehr und an einige weitere Kontaktpers onen, die er kannte und denen er vertraute. Er hoffte, dass das Telefon die SMS verschicken würde, sobald er etwas Netzempfang ergattern konnte. Mehr konnte er jetzt nicht tun, dachte er, setzte sich das Nachtsichtgerät wieder auf, packte die Maschinenpistole und verließ die Höhle. Ein paar Meter weiter abwärts bezog er Stellung und wartete. Er lauschte den Meldungen in seinem Headset und war sich einigermaßen sicher, dass vorerst kein weiterer Angriff drohte.
Er hatte sie also wirklich abgeschreckt, dachte er erstaunt.
Und das mit einer Signalpistole.
Eigentlich kaum zu glauben, doch er war ein Delta Oper ator und das Unmögliche zu erreichen war ihm beigebracht worden. Und das verlernte man offenbar nicht so schnell.
Er blickte hinunter in die Stille der Eishöhlen und konnte noch immer nicht glauben, wo er da hineingeraten war.
Keine halbe Stunde später hörte er, wie hinter ihm jemand den schmalen Eisgang entlang kam. Er war entspannt, denn er hatte mitbekommen, dass jemand die kleine Grotte verlassen hatte. Es drohte keine Gefahr.
“Ich kann nicht schlafen”, flüsterte Lieutenant Commander Nina Williams und ließ sich neben ihm nieder. Sie trug diesen dämlichen Lederkoffer, der an ihr Handgelenk gekettet war und dessen Sinn er nach wie vor nicht kannte. Die Kette des Koffers rasselte, als sie sich setzte. Sie hatte sich in ihre Decke gehüllt und schien nicht zu frieren.
“Das wäre aber gut für Sie. Wird verdammt anstrengend werden.”
“Das weiß ich, doch ich kann trotzdem nicht schlafen. Es geistern mir viel zu viele Fragen durch den Kopf.”
Crowe konnte nur ihr grünlich schimmerndes Profil vor dem tiefen Dunkelblau des Eises erkennen. Er nahm das Nachtsichtgerät ab.
“Die da wären...”, flüsterte er in ihre Richtung.
“Warum will man uns töten? Wer sind unsere Angreifer, was ist mit Agent Wade, wer...”
“Agent Wade ist tot”, sagte Crowe und unterbrach Nina.
“Erschossen. Ich hab’ s gesehen und gehört.”
Nina war still und schluckte. Sie wollte etwas sagen, das spürte er, ließ es aber bleiben. Dann, nach etwa einer halben Minute, fragte sie ihn wieder.
“Aber warum. Ich meine, er war verletzt und hat sicher niemanden bedroht. Sie hätten ihn einfach gefangen nehmen können, oder...”
“Er wäre ein Zeuge von etwas gewesen, was niemand hätte bezeugen dürfen, Nina. Und deshalb musste er sterben. Und wir sind ebenfalls Zeugen dieses Attentats auf den Präsidenten und deshalb müssen wir auch sterben.”
“Was ist mit dem Flugzeug des Präsidenten passiert? Warum sind Sie alle in der Kapsel gewesen?” fragte nun Crowe, der eigentlich überhaupt nichts wusste. Nina berichtete ihm von der geplanten Einschulung für die Benützung der Kapsel wegen dem Flug nach Teheran. Von dem, was danach passiert war, wüsste sie auch nicht viel mehr, sagte sie, sie hatte das Bewusstsein verloren und konnte sich an nichts mehr erinnern. Vielleicht wusste der General etwas mehr, vermutete sie.
“Ich werd ihn bei Gelegenheit mal fragen”, flüsterte Cr owe, was Nina zum Lächeln brachte.
“Es ist eigentlich ganz einfach, Nina. Entweder wir können uns hier absetzen, oder wir bringen alle um, die uns töten
Weitere Kostenlose Bücher