Delta Operator (German Edition)
Headset mitverfolgt. Er wusste, wo sie waren, wie viele sie waren und was sie vorhatten. Das war ein großer Vorteil, auch wenn er nur alleine war. Doch das Kräfteverhältnis zwischen ihm und den Green Berets sollte sich im Laufe der Nacht angleichen. Das hatte er sich vorgenommen. Vielleicht würden sich die Attentäter zurückziehen, wenn er ihnen nur ausreichend zusetzen konnte. Das war seine Hoffnung, denn sie alle umzubringen würde wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit sein. Hoffentlich würden sie weiterhin ihre Befehle über die Headsets austauschen. Solange dies der Fall war, wusste er woran er war. Er hoffte darauf, dass die Männer, die sie verfolgten und ihnen nach dem Leben trachteten, nicht wegen eines verlorenen Headsets den Funkkontakt einstellen würden. Ein reiner Frequenzwechsel würde nichts nutzen, da Crowe die Frequenz ebenfalls ändern und ihnen somit immer folgen konnte.
Crowe kniete aufrecht auf einem Eisvorsprung etwa sechs Meter oberhalb der unter ihm schleichenden Berets. Hinter ihm befand sich ein schmaler Eiskorridor, der seinen Fluch tweg bilden sollte. Davon zweigten dann mehrere kleine Höhlen und Stollen ab, in denen er entkommen konnte. Er hielt eine in der Mitte durchgerissene Decke vor sich hoch, die er in Wasser getaucht hatte. Das Wasser hatte er mühsam aus geschmolzenem Schnee gewonnen, den er in seinem Mund aufgetaut hatte. Nun war zwar fast sein gesamter Mundraum taub vor Kälte und seine zwei plombierten Zähne schmerzten, doch die Decke war steif gefroren. In noch nassem Zustand hatte Crowe die Decke in feinem Pulverschnee gewälzt, der hier überall auf dem Boden lag, sodass sie noch mehr kalte Masse gewann.
Nun hielt er das steif gefrorene Stück Stoff so vor sich, dass er durch einen winzigen Schlitz die Green Berets be obachten konnte. Er fand, dass sie beinahe in Schussweite waren, also entsicherte er die Maschinenpistole aus deutscher Produktion. Er beobachtete die Gruppe und suchte sich sein Ziel aus. Dann ließ er die Decke langsam sinken und krümmte den Zeigefinger um den Abzugsbügel.
23:23
Sergeant Major Lynwood Huff wusste, dass er schon wieder einen Fehler begangen hatte, als er im Augenwinkel die orange Wärmesignatur wie aus dem nichts keine zwanzig Meter vor sich auftauchen sah. Er schrie noch zur Warnung in sein Mikrophon und hob sein M4, als er das Mündungsfeuer sah. Zwei Kugeln trafen ihn im Hals, ein weiteres Projektil drang zwischen drittem und viertem Rippenbogen in seine Lunge ein und blieb dort stecken. Da seine Stimmbänder durch die zweite Kugel zerfetzt worden waren, brachte er nur mehr ein Röcheln zusammen, bevor er nach vorne umkippte und mit dem Gesicht hart auf dem Eis aufschlug. Sein Kiefer brach ebenso wie das Nasenbein, doch diese Schmerzen spürte er bereits nicht mehr. Gnädige Bewusstlosigkeit umnachtete ihn, während sein Körper langsam starb.
Crowe gelang es noch, einen weiteren Feuerstoß auf den zweiten Mann der Gruppe abzugeben, bevor sein Feuer erwidert wurde. Er beobachtete noch, wie der zweite Mann zu Boden ging, dann rollte er sich zur Seite und robbte in den angrenzenden Stollen. Um ihn herum schlugen Kugeln ein und fetzten riesige Brocken aus dem Jahrhunderte alten Eis. Doch er war schon längst außer Reichweite der verbliebenen Schützen, die das aber nicht wussten und noch weitere fünfundvierzig Sekunden seine Feuerstellung beharkten.
Crowe war längst wieder auf den Beinen und huschte g ebückt durch die kalten Stollen aus Eis. Er hatte ihnen einen harten Schlag verpasst, einen oder zwei Angreifer hatte er außer Gefecht gesetzt und die Angst in der Gruppe der Männer musste mittlerweile beträchtlich sein. Er war einigermaßen zufrieden mit sich, als er um eine Ecke bog und schließlich bergwärts im Eis verschwand.
Da es sich bei den Angreifern nicht um reguläre Einheiten, sondern um Green Berets handelte, was Crowe nach wie vor nicht genau wusste, da er die Einheitsabzeichen im Dunklen nicht erkennen konnte, war das Gefühl das seine Angriffe ausgelöst hatten weniger Angst, sondern vielmehr nackte Wut. Major Benjamin Hart hielt den Kopf seines Sergeant Majors, sah in die verblassten Augen, erinnerte sich an die zahlreichen Einsätze, die sie zusammen erlebt hatten und fluchte fürchterlich. Er schloss die Augen des Mannes und lies ihn zu Boden gleiten. Er trug seinen verbliebenen Männern auf, ihn zur Leiche Agent Wades zu legen, jedoch nicht in einem so entwürdigenden Leichensack.
Weitere Kostenlose Bücher