Delta Operator (German Edition)
immer Soldat sein. Und das wissen Sie verdammt noch mal auch selber. Nun geben Sie mir das Scheißding.”
Crowe starrte den alten General aus wütenden Augen la nge an. Dann knurrte er irgendeinen Fluch auf tirolerisch, den niemand verstand und streckte seine Hand aus.
Er gab ihm die MP5.
Zusammen mit Nina bettete er den General hinter einem herab gefallenen Holzbalken, von wo aus er ein gutes Schus sfeld hatte und selber nur sehr schwer zu sehen und zu treffen sein würde. Sie hüllten ihn in die letzte Decke ein, die sie noch hatten. So würde er nicht frieren und auch seine Wärmeabstrahlung wäre geringer. Unsichtbar wäre er nicht, doch das war ohne weitere Vorbereitungszeit einfach nicht machbar.
Der Präsident beobachtete das ganze Treiben wortlos von weiter hinten im Gang. Seine Nase blutete noch immer und sein Kreuz tat ihm höllisch weh. Außerdem konnte er seine Arme kaum mehr anheben, ein brutaler Muskelkater machte sie bereits bei ihm bemerkbar. Was redeten die da hinten eigentlich , fragte er sich. Sah so aus, als ob General Arnold verwundet war. Das wäre verdammtes Pech, dachte der Präsident. Aber besser es erwischte einen anderen, als ihn selber. Er war sich schließlich selbst am nächsten und wenn das Schicksal ihn verschonen und den alten General niederstrecken wollte, dann würde James sich nicht dagegen wehren. Er wartete ungeduldig in der kalten, muffigen Steinhöhle und betastete vorsichtig seine Nase.
Crowe bückte sich ein letztes Mal und ergriff die ihm entgegen gestreckte Hand des Generals. Nina tat es ihm gleich und ignorierte die Tränen, die ihr über die Wange liefen.
“Viel Glück, Sir!”, wünschte ihm Crowe mit belegter Stimme. “Und danke!”, ergänzte Nina, “für alles.”
“Los, verschwindet”, keuchte der General, dem die Schmerzen und der Blutverlust zu schaffen machten. Sie hatten außerdem keinen Platz für diese Sentimentalitäten. Die Zeit war verdammt knapp.
“Geht jetzt und bringt den Präsidenten in Sicherheit”, b efahl er, dann hustete er kraftlos. Crowe, der lieber den Präsidenten hier zurück gelassen hätte, statt den General, erhob sich, da er wusste, dass die Berets vermutlich nicht mehr lange auf sich warten ließen.
“Machen Sie sie fertig, Sir!”, flüsterte Crowe und ließ die Hand des Generals los.
“Worauf ihr euch verlassen könnt!”
Dann wandten sie sich ab, marschierten zum Präsidenten und ließen den General alleine zurück.
“Los, James!”, befahl Crowe, der aus lauter Zorn darüber, dass ein weiterer guter Mann für diesen Präsidenten sterben würde, James am liebsten alle Zähne ausgeschlagen hätte. Stattdessen packte er ihn grob am Oberarm und stieß ihn vorwärts, sodass er sein blutiges Taschentuch fallen ließ.
“Und halten Sie bloß Ihr verdammtes Maul, sonst schlag ich Ihnen den Schädel ein”, erstickte er den Protest, der James auf der Zunge zu liegen schien.
Crowe war wütend, doch er war sich seiner Verantwortung durchaus bewusst. Er würde die beiden Menschen, die hinter ihm hergingen und ihm folgten, hier raus bringen. Lebend, unverletzt. Und diejenigen, die das zu verhindern gedachten, sollten ihn mal kennen lernen.
Crowe dachte an den General, der allein, tödlich verwu ndet und mit starken Schmerzen auf die Berets wartete, und sein Leben für sie geben würde. Er sah sich noch mal um, erblickte die zusammengesunkene Gestalt, die auf ihre Verfolger wartete. Er musste ihn hier allein lassen, ohne Verstärkung und ohne Aussicht auf den Sieg und das Leben.
Und das machte ihn wütend. Verdammt wütend.
Und wenn First Sergeant Steven Crowe wütend war, dann war er gefährlich.
07:37
Major Benjamin Hart erreichte die Stelle, an der der Präsident und seine Fluchthelfer verschwunden waren. Sein Puls war ruhig, das Adrenalin, das in seinem Körper zirkulierte, schärfte Augen und Gehör. Er hielt seine Waffe fest umklammert und visierte das Loch im Eis an, durch das die anderen vor ein paar Minuten verschwunden waren. Alle fünf bis sieben Sekunden feuerte nun einer der beiden anderen Berets, die sich ein paar Meter weiter entfernt befanden, einzelne Schüsse auf den Durchgang ab, um eventuell auf der Lauer liegende Angreifer in Deckung zu halten.
Alle drei Berets hatten das Eisfeld so rasch als möglich überquert und sich dabei gegenseitig Feuerschutz gegeben. Nun, da sie nur mehr wenige Meter von dem Durchgang en tfernt waren, mussten sie sich quälend langsam vorwärts bewegen, um
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