Delta Operator (German Edition)
den Abgrund zu hangeln, wie es die Offizierin mit dem Koffer direkt vor seinen Augen vor kaum einer halben Minute vorgemacht hatte. Marvin James schämte sich nicht dafür, dass er sie vorgeschickt hatte. Sollte sie das Seil doch testen, nicht er.
Nun, da er gesehen hatte, das es hielt, fasste er nach oben und packte das feuchte, muffige Seil.
“Nur Mut, Sir, Sie schaffen das”, munterte ihn General Arnold auf. Marvin James würde aber nicht vergessen, wie der General heute mit ihm geredet hatte. Dieser Ton und die Dinge, die er zu James gesagt hatte, waren sein direkter Fahrschein in den Ruhestand, dachte der Präsident, der nun seine Beine ebenfalls über das Seil zu legen versuchte. Keiner redete in so einem Ton mit ihm. Das ließ er sich nicht gefallen.
Er zog sich hoch und hing wie ein alter Orang Utan am Seil. Er fühlte bereits, wie ihn die Kräfte verließen, bevor er nur einen einzigen Meter zurückgelegt hatte. Doch dann fielen ihm die Soldaten ein, die sie verfolgten und die es anscheinend auf ihn abgesehen hatten und er riss sich zusammen. Vorsic htig ließ er eine Hand los und fasste nach vorne. Er ergriff das Tau erneut und zog sich weiter. Er war überrascht, da es ihm einigermaßen leicht fiel, und so wuchs seine Zuversicht, doch noch das andere Ende zu erreichen. Wieder griff er nach vorne und zog sich weiter. Es klappte reibungslos und der Präsident vergaß für einen Moment die Gefahr, in der er sich befand. Er rutschte Meter für Meter weiter und näherte sich der anderen Seite, auf der Crowe und die hübsche Offizierin bereits auf ihn warteten. Nicht mehr weit, dachte Marvin James, dann bin ich in Sicherheit.
Er lächelte, stolz auf seine Kraft, als er die letzten Meter in Angriff nahm.
07:28
Major Benjamin Hart hob etwas vom Boden auf und b etrachtete es von allen Seiten. Die Berets befanden sich in einem nach oben führenden schmalen Stollen, der teilweise recht hohe Sprünge im Boden aufwies, die es zu überwinden galt. Weiter oben schien es etwas heller zu sein, dachte der Major, der dämmriges Licht vom Ende des Stollens einfallen sah.
Er betrachtete den Gegenstand und stellte fest, dass es sich um einen Knoten eines dicken Seils handelte, den man offe nbar vom Seil selber abgetrennt hatte. Er besah sich die Schnittstelle und entdeckte, dass sie frisch war. Ein helles Grau im sonst modrigen Dunkelgrün des Knotens.
Dann sah er die leeren Halterungen an der Wand des Ga nges und dachte nach. Das in diesen Halterungen führende Seil war nicht mehr da und dem Knoten in seiner Hand zu urteilen, war es gerade erst entfernt worden.
Was hatte diese Bande jetzt schon wieder vor? Er hatte eindeutig die Schnauze voll und keine Lust mehr auf weitere Spielchen.
Der Major hob seinen M4 Karabiner und packte den Hartplastikgriff fester, als er seinen Männer deutete, schneller vor zu rücken. Er warf den Knoten zur Seite und näherte sich der Biegung des Stollens.
Seine Beute war ganz in der Nähe, das spürte er.
Bald würde er zuschlagen.
Steven Crowe hätte am liebsten ein Lasso nach dem schlaffen Drecksack ausgeworfen und ihn selber rüber gezogen. Seit James sich ans Seil gehängt hatte, kroch er in einem Schneckentempo vorwärts und war dabei höchstens halb so schnell, wie Nina, die aber zusätzlich den Koffer hatte tragen müssen. Und warum grinste dieser Idiot, fragte er sich.
Dabei war es Crowe gelungen, in dem alten Bergwerkssto llen einen hölzernen Stützpfeiler zu finden, an dem er das Tau befestigt hatte. Zusätzlich hatte er es geschafft, das Seil so zu spannen, das man von der Höhle leicht abwärts zum Eingang des Bergwerkes rutschen konnte. Es war also wirklich keine besondere Herausforderung, die knapp zwanzig Meter an diesem Seil hängend zu überwinden. Nina hatte es ja auch in einer akzeptablen Zeit geschafft, doch dieser Marvin James raubte ihm seine Geduld.
Dann war der Politiker endlich in Reichweite und Crowe packte ihn grob am Oberarm, um ihn auf den festen Boden zu ziehen. James protestierte kurz, dann landeten seine Schuhe auf dem Eis und er konnte das Seil loslassen. Crowe ignorierte den zornigen Blick, mit dem der Präsident ihn bedachte und sah stattdessen hinüber zu General Arnold, der bereits am Seil hing und sich nach vorne zog.
Hinter sich hörte Crowe ein Fluchen und als er sich umdrehte, sah er teilnahmslos zu, wie sich President James auf dem Bauch liegend wiederfand, nachdem er offenbar gestürzt oder ausgerutscht war.
Vielleicht
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