Delta Operator (German Edition)
seiner Stirn, während er langsam rückwärts ging. Schritt für Schritt tastete er sich zur Tür zurück. Mit seiner freien Hand suchte er den Lichtschalter, der irgendwo rechts auf Brusthöhe an der Wand montiert war. Der Schein der Taschenlampe zuckte hektisch durch den Raum, während Corleones Atem immer heftiger wurde. Dann huschte der Strahl der Lampe über etwas, dass nicht in den Raum gehörte und Corleone erschrak heftig. Er schwenkte die schwere Taschenlampe wieder zurück auf die Stelle, wo er die Bewegung erhascht hatte.
Er sah nichts.
Er wusste aber, dass da noch jemand in dem Raum war.
Sein Herz drohte ihm die Brust zu sprengen. Mit zitternden Fingern suchte er an der Wand nach dem erlösenden Lich tschalter, fand ihn aber nicht. Dann fuhren seine Finger über einen Plastikschalter und er hielt inne.
Wieder sah er die Bewegung im Licht seiner Lampe und diesmal erkannte er, was es war. Seine Finger umschlossen den schmalen Schalter an der Wand. Er schob den Schalter hoch. Die schwere Taschenlampe entwand sich seinen feuchte, zi tternden Händen und fiel klappernd zu Boden. Das laute Geräusch des Aufpralls hallte nervzerreißend durch den großen Raum. Corleones Hand griff nach der Smith&Wesson, seine Finger schlossen sich um den Holzgriff. Doch statt des erlösenden Lichtscheines hörte er nur ein Klicken. Die Taschenlampe lag vor ihm auf dem Boden und erhellte den Raum bis auf Tischhöhe. Der Wachmann atmete heftig und schwitzte stark. Sein Revolver hakte im Halfter, er konnte ihn nicht herausziehen. Dann hörte er das anlaufende Luftreinigungsgebläse und wusste, welchen Schalter er betätigt hatte.
Der verdammte Revolver rührte sich nicht.
Dann sah Corleone die schwarzen Kampfstiefel, die langsam den Schein der Lampe durchquerten. Der alte Mann erstarrte augenblicklich. Das machte es für Bruce Dobbs, der einen Meter neben ihm stand und ihn durch seine Nachtsichtbrille beobachtete, wesentlich leichter.
Das Knacken, als das Genick von Willy Corleone wie ein Streichholz zerbrach, war trotz der lauten Ventilationsgerä usche des Gebläses deutlich zu hören.
„Ist er tot?“, fragte Corporal Lavinski, der neben Dobbs auf dem hellblauen Linoleumbelag kniete und in die starren Pupillen des grauhaarigen Mannes sah, der zusammengekrümmt vor ihnen lag.
Dobbs sah Lavinski nur missgelaunt an und ersparte sich jegl ichen Kommentar zu diesem ungeplanten und verdammt ärgerlichen Zwischenfall.
„Bist du fertig, Lavinski? ,“ flüsterte er nur, während er die Leiche näher untersuchte.
„Ich hab ’ die gefragte Datei gerade eben kopiert, als der Mistkerl aufgetaucht ist.“
„Ist alles gesichert, kann nichts daneben gegangen sein?“ , fragte Sergeant Dobbs und sah dabei Lavinski durchdringend an.
„Alles klar, Sarge. Ist alles hier drin.“
Lavinski tätschelte liebevoll seinen Palmtop-Computer, dann verstaute er ihn in seiner Sporttasche. Im Schein der Lampe des Nachtwächters sah Dobbs sich kurz noch einmal um. Er konnte keine Spuren ihrer Anwesenheit entdecken, fragte aber noch einmal Lavinski.
„Sind alle Spuren unseres Eindringens in das Netzwerk verwischt?“
Lavinski nickte im grellen Schein der Stablampe des Nachtwächters. „Ich habe das neue Intruderprogramm benutzt, Sarge. Da gibt es keine Spuren.“
Dobbs nickte. Dann drehte er sich um und beleuchtete die Wand neben der Tür. Er fand den Schalter, den der Wac hmann betätigt hatte und stellte ihn aus. Das Surren des Gebläses verstummte, als sich die Ventilatoren nicht mehr drehten.
„Was machen wir mit ihm?“ flüsterte Lavinski und deutete auf die verkrümmte Gestalt am Boden. Er beobachtete Dobbs, wie er die Taschen des Mannes durchsuchte und schließlich einen Schlüsselbund in Händen hielt.
Als Dobbs den Mann am Kragen packte, ihn scheinbar mühelos hochhob und ihn sich über die breiten Schultern warf, kannte Lavinski die Antwort. Der Kopf des Mannes baumelte seltsam und anatomisch höchst bedenklich hin und her, als Dobbs mit raschen Schritten zur Tür marschierte. Dobbs warf Lavinski die Schlüssel zu.
„Schau nach, ob er irgendwas verloren hat, Lavinski“ flü sterte Dobbs. „Und dann schließ die Tür hinter uns ab.“
Lavinski nahm die Schlüssel und die Taschenlampe und leuc htete auf den klinisch sauberen Boden. Etwa eine halbe Minute lang, die Dobbs wie eine halbe Ewigkeit vorkam, untersuchte der Corporal systematisch die hellblaue Fläche, wo die Leiche des Mannes gelegen hatte. Dann suchte er
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