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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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Dobbs und dieser nickte. Dann ließ er das ultraleichte Nylonseil los und sah das Ende über die Brüstung verschwinden. Gleichzeitig zog Dobbs so schnell er konnte an seinem Ende des Seils. Lavinski spähte über die Brüstung, beobachtete das Seilende, wie es auf dem Vorplatz des Firmengeländes landete und hielt unwillkürlich die Luft an. Dobbs zerrte so schnell es ging, das Ende des Seils wanderte die Fassade hinauf, verschwand dann hinter der Brüstung, tauchte erneut auf dem Blechsims auf und fiel schließlich auf die Straße vor dem Firmengebäude. Dobbs zog mit aller Kraft und Schnelligkeit, schwitzte aus allen Poren und keuchte bereits vor Anstrengung. Dann hörte Lavinski das Auto und erstarrte.
    Er hechtete nach vorne, stützte sich auf dem dunklen Blech der Brüstung ab und starrte nach links. Der Streifenwagen bog um die Ecke und beschleunigte sanft. Das schwarzweiß lackie rte Auto hielt sich äußerst rechts und bremste schließlich direkt vor dem Einfahrtstor des Gebäudes, das Lavinski und Dobbs soeben verlassen hatten, ab. Lavinskis Blicke rasten über die Straße und suchten nach dem Seil. Das Ende des Nylonseils zuckte rhythmisch über den schwarzen Asphalt und war für Lavinski leicht zu entdecken. Die Cops mussten das Seil einfach sehen, dachte er. Es war nicht zu übersehen.
    Als der Streifenwagen plötzlich scharf beschleunigte und die blauroten Rundumleuchten auf dem Dach lautlos zu bli nken begannen, glaubte Lavinski, sein Herz hätte aufgehört zu schlagen. Machtlos sah er zu Dobbs hinüber, der wie in Trance an dem Seil zerrte und es einholte. Dann sah er wieder nach unten auf die Straße und glaubte seinen Augen kaum.
    Die Reifen des Streifenwagens quietschten auf dem Asphalt, als er scharf abbog und danach in die andere Richtung davonbrauste. Noch ein paar Sekunden sah Lavinski das Scheinen der blauen und roten Lichter an den dunklen Fass aden der Häuser, dann war es verschwunden. Erleichtert atmete er auf, dann sah er das zuckende Ende des Seils über die Brüstung segeln und vor Sergeant Dobbs im Kies landen.
     
    Fünf Minuten später schob Lavinski die Schiebtür des Lieferwagens behutsam zu und warf dabei einen letzten Blick auf die verschnürte Leiche des Wachmanns. Der Kopf des Mannes hing in einem unmöglichen Winkel zur Seite, die blau angelaufene Zunge hing ihm wie ein öliger Lappen aus dem grotesk verzerrten Mund. Irgendwie war das so nicht geplant gewesen, dachte er düster, als er neben Dobbs auf dem Beifahrersitz Platz nahm und darauf verzichtete, sich anzuschnallen. Der Motor des Lieferwagens sprang beim zweiten Versuch an, Dobbs manövrierte das Auto aus seinem Parkplatz zwischen den Mülltonnen hinaus auf die schmale Gasse und gab Gas. Eine Minute später waren die beiden Männer auf der Hauptstraße und verließen Seattle in Richtung Norden.
     
     
    Clarksville, Virginia , USA
    2 . September 2016
     
    Lieutenant General Maddox war müde und verärgert, als er seinen Wagen unter dem alten Walnussbaum hinter seinem Haus parkte. Er hatte einen mühsamen und entmutigenden Tag vor einem Budgetierungsausschuss im Kongress verbracht und sich mit Händen und Füßen gegen die Etatsbeschneidungen bei den Special Forces zu wehren versucht. Es war ihm dies aber lediglich in einem bescheidenen Maße gelungen, weshalb er sich jetzt, kurz vor dreiundzwanzig Uhr abends nur mehr nach einem Schluck Scotch und seinem Bett sehnte.
    „ Dieser verdammte Hurensohn Marvin James und seine feige Pazifistenbande. Diese Mistkerle werden aus der gesamten US Army noch einen beschissenen Pfadfinderverein machen“ , maulte Maddox zornig. Wenn das so weiter ging, mussten die Spezialoperationen drastisch eingeschränkt werden, und das gefiel General Maddox überhaupt nicht.
    Maddox hatte seiner gebuchten Gespielin für heute Abend abgesagt. Er war zu müde und zu frustriert und er wusste aus leidiger Erfahrung, dass er unter solchen Voraussetzungen ke inen hochbekommen würde. Morgen vielleicht, ja morgen würde er sich wieder mal ein bisschen Spaß gönnen. Aber heute würde er nur mehr ins Bett fallen und schlafen.
    Der General sperrte die schwere, alte Haustür auf und be trat das Foyer. Er fand den blinkenden Kasten der Alarmanlage, öffnete ihn und gab seine Kombination ein, um das System zu entschärfen. Dafür blieben ihm etwa dreißig Sekunden Zeit, ansonsten würde ein leiser Alarm die Polizei benachrichtigen. Er schaffte es, die Kombination gerade noch rechtzeitig einzutippen, bevor der

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