Delta Operator (German Edition)
justierte die Schärfe automatisch nach und sorgte stets für klare Sicht. Ein automatischer Entfernungsmesser zeigte laufend auf einer grünen Digitalanzeige am rechten unteren Eck des Sichtfeldes an, wie weit es bis zu jenem Punkt war, der sich im Zentrum des Fadenkreuzes befand. Bremner schwenkte das Glas, bis er einen felsigen Abhang etwa eineinhalb Kilometer entfernt im Visier hatte. Eine schmale Schotterstraße führte zu dem alten, verlassenen Steinbruch, den er für seine Zwecke ausgesucht hatte. Bremner zoomte näher an sein Ziel heran und wartete kurz auf die Schärferegelung des Glases. Im Zentrum des kreisrunden, schwarzumränderten Blickfeldes war nun ein silberner Metallkoffer mit dicken, mehrfach isolierten Wänden, der geschickt verborgen unter einem sandfarbenen Tarnnetz im Schatten eines Felsvorsprunges am Boden lag. Wenn Bremner nicht gewusst hätte, wonach er suchen musste, wäre er niemals auf die Idee gekommen, dass das verschwommene Gebilde eben jener getarnte Metallkoffer war. Bremner war recht zufrieden mit seinen Tarnbemühungen, als er wieder zurückzoomte und für weitere zwei Minuten die Umgebung des Koffers überwachte. Es war wochentags am frühen Vormittag und zufällige Besucher dieses abgelegenen Steinbruchs waren sehr unwahrscheinlich. Doch Bremner wollte nichts riskieren, deshalb beobachtete er den Steinbruch weiter ausgiebig.
Nach drei Minuten, in denen absolut nichts passierte, legte Bremner das Fernglas zur Seite und griff erneut in seinen Rucksack. Er holte einen kleinen schwarzen Kasten heraus. Bremner betätigte einen Schieber, woraufhin der Deckel des Kastens aufklappte und ein kleines Display, ein numerischer Ziffernblock, sowie mehrere Schalter und eine Leuchtdiode sichtbar wurden. Langsam zog Bremner eine etwa dreißig Ze ntimeter lange, chromfarbene Antenne aus dem Kasten. Dann betätigte er einen der Schalter, woraufhin die Leuchtdiode grün zu schimmern begann. Bremner schnappte sich wieder das Fernglas und spähte hinüber zum Steinbruch. Der Koffer war natürlich noch da und niemand war in der Nähe. Dann betätigte er einen weiteren Schalter. Der Kasten begann kurz zu surren, die Diode färbte sich bernsteinfarben, dann erschien eine Meldung auf dem Display.
CONNECTION SUCCESSFULL
Bremners Atmung verlangsamte sich unwillkürlich, als er einen weiteren Schalter betätigte.
WEAPON RELEASED
Die bernsteinfarbene Diode begann zu blinken. Wieder spähte er durch seinen Feldstecher, und wieder war alles in Ordnung. Als er ein paar Tasten des Ziffernblocks betätigte und die Entertaste drückte, klopfte sein Herz bereits deutlich schneller. Die Diode war nun rot, als Bremner einen weiteren Schalter drückte.
START COUNTDOWN
DETERMINATION 00:01:00
Bremner bestätigte erneut und auf dem Display begannen Za hlen zu blinken.
…00:00:59…
…00:00:58…
…00:00:57…
Während die Sekunden des Countdowns langsam heruntertickten und Bremner durch sein Fernglas angespannt in Richtung Steinbruch spähte, ruhte der Daumen seiner linken Hand auf einem roten Schalter, mit dem er jederzeit die laufende Sequenz abbrechen konnte. Zehn Sekunden vergingen, dann waren es zwanzig und schließlich war eine halbe Minute vergangen. Bremners Augen suchten den Steinbruch ein weiteres Mal ab, ohne etwas zu entdecken.
…00:00:27…
…00:00:26…
Irgendwo hinter Bremner rauschte ein großer Vogel durchs Dickicht und er erschrak heftig. Beinahe hätte er auf den Scha lter gedrückt und den Countdown gestoppt, doch im letzten Moment hatte er die reflexartige Bewegung seines Daumens unterdrücken können.
…00:00:14…
…00:00:13…
Bremner suchte ein letztes Mal die Umgebung des getar nten Koffers ab. Als der Countdown bei nur mehr sieben Sekunden angelangt war, konzentrierte sich Bremner auf das Tarnnetz mit dem Koffer. Jeden Moment musste es soweit sein. Angespannt hielt er die Luft an und wartete verbissen während der letzten Phase der Sequenz.
Dann sah er es.
Das schwere Tarnnetz hob sich etwa einen halben Meter, bevor eine sich rasch ausbreitende Staubwolke die Sicht auf den Koffer verhüllte. Nach fünf Sekunden, in denen Bremners Augen versuchten, irgendwie durch die dichte Staubwolke jenseits der geschliffenen Gläser seines Feldstechers zu dringen, war ein kurzes Poltern zu hören, gefolgt von einem gedämpften Donnern. Ein Echo war aufgrund der flachen Landschaft beinahe überhaupt nicht zu hören, weshalb das dumpfe Grollen der Explosion sich auch schnell wieder
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