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Delta Operator (German Edition)

Delta Operator (German Edition)

Titel: Delta Operator (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Gruber
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dunkelrot. Der schwache Wind, der von Nordwesten wehte, verwirbelte die bereits auf dem niedrigen Gras liegenden Blätter und trieb sie bergabwärts auf einen schmalen Bach zu.
    Bremner schnappte sich einen kleinen braunen Rucksack und stieg aus. Nachdem er den Wagen versperrt hatte, verließ er den Weg und folgte den wirbelnden Blättern. Er stieg etwa fünfzig Meter den Hügel hinunter und durchbrach dabei leichtes Buschwerk, das die Sicht den Hügel hinauf auf die Straße versperrte. Dann war Bremner auf einem grasbewac hsenen Plateau, das auf drei Seiten von hohen Büschen und vereinzelten Laubbäumen umschlossen war. Nur die Sicht hinunter ins Tal war frei.
    Bremner blieb stehen und blickte auf die breite, hügelige Landschaft, die sich vor seinen Augen bis zum Horizont er streckte, sah die abgeernteten Felder und das Glitzern des Wassers, das der Bull Run in seinem gewundenen Verlauf mit sich führte, bis er dann ein paar Meilen weiter bei Woodbridge in den Potomac mündete. Bremner war sich der Vergangenheit dieser Gegend bewusst, als er die ersten Sonnenstrahlen beobachtete, die den Morgentau auf dem historischen Schlachtfeld von Manassas verdunsten ließen. Genau hier war es, dachte Bremner, genau hier hatte die erste Schlacht des Bürgerkrieges stattgefunden. Vor den Toren von Washington waren am 21. Juli 1861 die Soldaten der Konföderierten aus dem Süden auf die Streitkräfte der Union der Nordstaaten geprallt. Im Laufe der Schlacht hatten damals fast tausend Soldaten ihr Leben verloren und zweieinhalbtausend Männer waren verwundet worden. Die Konföderierten hatten die Schlacht schließlich durch eine List gewonnen, indem sie sich mit falschen Uniformen den Artilleriebatterien des Nordens näherten und diese überwältigten. Danach hatten panikerfüllte Nordstaatler das Schlachtfeld Hals über Kopf verlassen und waren zusammen mit tausenden Schaulustigen aus der Hauptstadt, die sich das Spektakel nicht hatten entgehen lassen wollen, zurück nach Washington geflohen. Nur die Müdigkeit nach der langen Schlacht hatte damals die Südstaatenarmee davon abgehalten, den fliehenden Truppen der Union zu folgen. Die erste Schlacht hatte der Norden damals verloren, doch den Krieg, der über vier weitere blutige Jahre wütete, gewannen schließlich die Truppen der Union. Als der Konföderiertengeneral Kirby Smith am 26. Mai 1865 am Mississippi kapitulierte, war dieses unrühmliche Kapitel der Geschichte der Vereinigten Staaten geschlossen worden.
    Colonel Ed Bremner konnte beinahe den Schlachtenlärm hören, als er hinunter ins Tal blickte. Vor seinem inneren Auge sah er die hellgrau uniformierten Kavalleriesoldaten des S üdens, die mit gezogenen Säbeln durch die aufgelösten Reihen der flüchtenden Nordstaatler preschten. Auf den Hügeln stellte er sich die donnernden Kanonen der Artillerie vor, die auf den chaotisch durchmischten Mob der abertausend Soldaten feuerten und dabei nicht selten die eigenen Reihen trafen. Bremner stellte sich vor, wie es wohl gewesen sein musste, das Kommando über diese Truppen zu führen. Wie führte man seine Soldaten aufs Feld, ohne vorherige Satellitenaufklärung und Echtzeitüberwachung durch unbemannte Drohnen? Bremner nickte anerkennend, als er an die taktischen Winkelzüge der damaligen Generäle dachte, ihre brillanten Manöver, ihre verhängnisvollen Fehler. Im Grunde war es damals noch wesentlich bedeutsamer gewesen, ein ausgefuchster Stratege und Feldherr zu sein, dachte er. Heute bombten seine Jungs von der Air Force von vornherein jeden Widerstand zum Teufel, und die Army oder die Marines rückten danach an, um aufzuräumen und besonders hartnäckige Widerstandsnester auszuräuchern. Mit der glorreichen Gefechtsführung der Vergangenheit hatte das alles nichts mehr gemein. Bremner, der sein ganzes Leben lang jeden Feindeinsatz in einer Höhe von mehreren tausend Metern miterlebt hatte, konnte nicht wissen, dass die Brutalität des Infanteriekrieges vor einhundertfünfzig Jahren nicht viel anders war, als die der heutigen Bodenkämpfe zwischen wesentlich schwerer bewaffneten Gegnern. Und von glorreichem Heldentum hatten diejenigen, die dafür sterben mussten, heute gleich viel wie damals.
    Bremner schüttelte die Gedanken an die Historie ab, die ihm durch den Kopf gingen, und rief sich seine gegenwärtige Aufgabe in Erinnerung. Der Colonel fischte ein schwarzes Fernglas aus dem Rucksack und spähte damit in Richtung Südost. Das moderne Gerät aus Beständen der Army

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