Delta Operator (German Edition)
noch weniger“, hoffte Grant.
„Da ist noch was anderes, das mir nicht gefällt, John“ sagte Franklin ernst. „Dieser verdammte Nachtwächter, den Garretts Jungs in Seattle umgelegt haben. Das passt mir überhaupt nicht. Solche Fehler können die gesamte Operation platzen lassen.“
General Grant nickte und sah sich noch einmal um, bevor er sehr leise antwortete. „Anscheinend wurden die Ermittlungen bereits zurückgefahren und werden jetzt nur noch auf Sparflamme durchgeführt. Die Polizei hat keine Spuren, kein Motiv, keine Zeugen, gar nichts. Das einzige, was sie haben, ist ein Stück herausgebrochener Beton an der Außenwand im Dachgeschoß. Das lässt auf einen Einbruch schließen, doch es fehlt nichts und keine Kamera hat irgendetwas aufgezeichnet. Kein Schloss wurde geknackt, nichts wurde aufgebrochen, niemand hat auch nur die geringste Ahnung, was da in der Nacht passiert ist. Das Computerüberwachungssystem ist nicht auf dem aktuellsten Stand und das haben Garretts Männer eiskalt ausgenützt. Die Jungs sind Profis und haben sich wie Profis verhalten, Jim.“
Franklin nickte, doch schien er mit Grants Erklärung nicht zufriedengestellt zu sein.
„Und die Leiche? Was haben sie mit der Leiche gemacht?“
„Keine Ahnung. Höchstwahrscheinlich haben sie den Kö rper irgendwo in der Wildnis entsorgt. Die Wälder da oben sind so riesig, dass man da wahrscheinlich halb Washington vergraben könnte, ohne jemals nur den Hauch eines Hinweises auf irgendwelche Ungereimtheiten zu entdecken.“
„Das mag schon sein, John. Die Sache gefällt mir deshalb noch immer nicht.“
„Glaubst du, mir gefällt das alles? Glaubst du, ich mache das alles gerne und freue mich schon auf den Tag, an dem sich alles entscheidet? So oder so?“ Grant sah seinen Freund einen Augenblick lang an.
„Nein, verdammt, Jim. Ich möchte das alles nicht tun, doch es muss getan werden. Das weißt du genauso gut wie ich. Und irgendjemand macht die Drecksarbeit. Sind wir doch froh, dass wir jemanden wie General Garrett und seine Männer haben, die das erledigen.“
Admiral Franklin nickte nur und wusste, dass Grant Recht hatte. Es musste getan werden.
„Wie weit bist du und dein Kontaktmann? Schon irgen dwas Brauchbares?“, fragte Grant nach ein paar Sekunden, in denen beide Männer nur geschwiegen und Grant an seiner Tasse genippt hatte.
Franklin sah auf und schüttelte den Kopf. „Er arbeitet dran. Für genaue Angaben ist es noch zu früh. Der Ablauf ändert sich laufend, wir müssen daher kurzfristig planen und mö glichst flexibel sein. Einen voraussichtlichen Ablauf mit gewissen Eckdaten, die eigentlich Bestand haben sollten, erhalte ich Ende der Woche. Dann sehen wir weiter.“
„Das ist der entscheidende Faktor an der ganzen Operat ion, Jim. Alles hängt nur davon ab“, bemerkte Grant besorgt.
„Das weiß ich“ versicherte der Zweisterneadmiral. „Und wir werden die nötigen Informationen früh genug bekommen, das kann ich dir versprechen.“
Franklin stand zwar hundertprozentig hinter dem, was er sagte, es klang für seinen Geschmack jedoch nicht ganz so überzeugend, wie er das gerne gehabt hätte.
„Das hoffe ich, Jim.“
Grant hatte die leichte Unsicherheit in Franklins Stimme nicht überhört. Doch er kannte seinen Freund lange genug, um zu wissen, dass er sich auf sein Wort verlassen konnte.
Sudley Springs, Virginia
30. September 2016
Der dunkelblaue Lexus kletterte die Schotterstraße ohne Mühe empor. Der Bordcomputer des Fahrzeugs hatte automatisch den Allradantrieb dazugeschaltet, als die Steigung der Straße plötzlich zunahm. Colonel Ed Bremner nahm etwas Gas weg, als er sich einer schmalen Kurve näherte. Tiefhängende Äste schabten über das Dach des teuren Wagens, doch Bremner schien das nicht zu stören. Er war mit seinen Gedanken woanders, als er den steilen Hang inmitten der herbstlich verfärbten Landschaft am Sudley Mountain erklomm. Das kleine Wäldchen, das er gerade durchquerte, war eines von vielen, das die fruchtbaren Felder in dem durchwegs gewölbten Landstrich ein paar Kilometer südwestlich der Hauptstadt durchzogen.
Endlich verließ Bremner den Wald und sah die Kuppe des Hügels keine zweihundert Meter vor sich. Er trat das Gaspedal wieder durch und der Lexus beschleunigte. Wenige Sekunden später parkte Bremner den Wagen im Schatten eines einzelnen Baumes, der mitten auf der Spitze des Hügels stand. Die Blä tter der großen Eiche verfärbten sich bereits
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