Delta Operator (German Edition)
den er auch wirklich als solchen ansah. Er war immer der gleichen Meinung, schnauzte nicht zurück und gehorchte aufs Wort. Das konnte man von manch menschlichem Partner, den Brown in seiner langen Dienstzeit gehabt hatte, wirklich nicht behaupten.
Der Hund war einer der besten im gesamten Departement und wies eine anschauliche Erfolgsquote auf. Allein im letzten Halbjahr hatten die beiden gleich viel geschmuggelte Drogen aufgespürt wie zwei andere Teams zusammen. Und der Sprengstoff, den Jimmy letztes Jahr in einer U-Bahn-Station in Manhattan gefunden hatte, hätte wahrscheinlich vielen Menschen das Leben gekostet, wenn er detoniert wäre. Doch Jimmys geschulte Nase, die Unmengen verschiedenster Düfte und Gerüche zu unterscheiden und noch in geringster Konzentration aufzuspüren vermochte, hatte dieses Vorhaben vereitelt.
Die Morgenluft im riesigen Erholungspark für die gestressten Großstädter war frisch und verhältnismäßig sauber. Brown lief langsam und gleichmäßig und schwitzte dabei stark. Für Jimmy war das alles nur eine etwas bessere Bewegungstherapie. Der Körper des jungen Hundes war für wesentlich strapaziösere Belastungen ausgelegt und fand das gemächliche Joggen des Sergeants deshalb in keiner Weise anstrengend. Locker trabte Jimmy neben seinem menschlichen Partner über die befestigten Laufwege und wich Brown dabei nie weiter als zwei Meter von der Seite. Auch wenn ihm andere Hunde begegneten und ihn neugierig zu beschnuppern versuchten, blieb Jimmy nicht stehen. Das verbot ihm seine Ausbildung, die bemerkenswerterweise sogar die Instinkte des Tieres zu überlagern schien.
Als die beiden dann gegen Ende ihrer Runde an einer Parkbank hielten, wussten sie nicht, dass sie gespannt beobachtet wurden. Sergeant Brown blieb schwer atmend stehen, genauso wie er immer nach dem Ende seiner Runde an eben dieser Parkbank stehen blieb, und begann seine übersäuerten Muskeln zu dehnen. Jimmy hingegen setzte sich ein paar Schritte abseits seines Herrchens und wartete. Dabei saß der Hund etwa einen Meter neben der Parkbank. Seine Nase filterte die kühle Morgenluft und sortierte die vielen Düfte dabei in wahrscheinlich nur für ihn verständliche Kategorien ein. Das kleine schwarze Plastikpäckchen, das mit Klebeband unten auf die Holzbohlen der Parkbank befestigt war, bemerkten weder Brown noch der Hund.
Nach ein paar Minuten des Stretchings fühlte sich Sergeant Brown gelockert genug, um den Rest des Weges zurück in se ine Wohnung dann im gemütlichen Spazierschritt zurückzulegen. Ohne irgendein Zeichen zu geben, folgte Jimmy ihm.
Eine Viertelstunde später kam ein weiterer Jogger an der Parkbank an. Er war groß gewachsen und ein dünner Oberlippenbart zierte sein längliches Gesicht. Der Mann hatte seine wenigen verbliebenen, kurz geschorenen Haare unter einer Wollmütze verborgen, ein Kopfhörer eines mp3-Players steckte in seinem linken Ohr. Der Mann, den man ohne seine Uniform nur sehr schwer als Colonel Ed Bremner von der Air Force identifizieren konnte, ließ sich auf die Parkbank nieder, so wie er das auch vor einer Woche und in der Woche davor gemacht hatte. Wie auch an den beiden vorhergegangenen Sonntagen hatte er den Cop und seinen Hund beobachtet und deren Routinen und Rituale notiert. Brown erwies sich dabei als bemerkenswert zuverlässig, hatte Bremner festgestellt. Man konnte beinahe die Uhr nach ihm stellen, wenn er joggte. Also hatte das kurze Gespräch, das Bremner vor etwa einem Monat ganz unauffällig mit dem Cop geführt hatte, als er diesen zusammen mit seinem Hund vor der K9 Wache abgepasst hatte, doch Früchte getragen. Dieser Brown hatte sich in eine regelrechte Plaudertasche verwandelt, als Bremner sich brennend interessiert an Jimmy gezeigt hatte. Es war doch immer wieder interessant, wie viel Vertrauen Hundebesitzer anderen Hundebesitzern entgegenbrachten, auch wenn der Hund, den man an der Leine Gassi führte, nur kurz „ausgeliehen“ war, so wie Bremner das eingefädelt hatte. Nachdem Bremner die gewünschten Informationen erhalten und den Leihhund danach wieder zurück ins Tierheim gebracht hatte, waren die freundlichen Menschen dort zutiefst betrübt über die bis dahin leider unbekannte Allergie von Bremners kleinem Sohn gegen Hundehaare aller Art gewesen. Daher hatte man eine Ausnahme gemacht und das Tier schweren Herzens wieder zurückgenommen.
Während Bremner seine Schuhbänder festzurrte, tropfte ihm der Schweiß von der Nase. Kurz sah er sich um,
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